Meinung

Der neueste Film "JFK: Revisited" von Oliver Stone kommt dem Establishment sehr ungelegen

Vergangene Woche hat Oliver Stone beim Filmfestival in Cannes seinen neuen Dokumentarfilm über die Ermordung von John F. Kennedy mit dem Titel "JFK Revisited: Through the Looking Glass" uraufgeführt – und wird von den Konzernmedien völlig ignoriert. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass an dem Film etwas dran ist.
Der neueste Film "JFK: Revisited" von Oliver Stone kommt dem Establishment sehr ungelegenQuelle: www.globallookpress.com © Norbert Scanella via www.imago-i

von Michael McCaffrey

Bei den Filmfestspielen in Cannes feiern die etablierten Medien seltsame, sexuell aufgeladene Filme – ignorieren aber Oliver Stones neue Betrachtungen auf den verstörenden Mord am US-Präsidenten John F. Kennedy. Ich frage mich: warum?

Man müsste annehmen, dass es in den Medien sehr hohe Wellen schlagen würde, wenn Oliver Stone, der polarisierende, zweimalige Oscar-Preisträger für die beste Regie – dessen erster Film zum Thema JFK dermaßen viel Aufsehen erregte, dass sich die US-Regierung 1992 gezwungen sah, ein Gesetz über die Untersuchungsakten zum JFK-Mord zu verabschieden – einen brisanten Dokumentarfilm über diesen Mord in Cannes uraufführt. Doch damit läge man falsch. Als "JFK: Revisited" am 12. Juli uraufgeführt wurde, war der Film den Konzernmedien weder eine Würdigung noch einen Verriss wert. Sie ignorierten ihn schlichtweg einfach, als wäre er nie produziert worden.

Die umfangreiche Berichterstattung der New York Times über das Filmfestival in Cannes umfasste bisher elf Artikel, von denen sich die meisten auf Filme mit anzüglichen Inhalten konzentrierten, wie "Benedetta", eine schwülstige Geschichte über lesbische Nonnen, "Annette", ein Musical, in dem Adam Driver singt, während er an Marion Cotillard Oralsex ausübt, und "Titane", ein Film, in dem eine Frau Sex mit einem Auto hat und Motorenöl laktiert. Doch nicht ein einziges Mal wurde "JFK Revisited" in der angeblichen "maßgeblichen Zeitung für das Zeitgeschehen" erwähnt.

Dasselbe gilt für die Washington Post, den Boston Globe, die Los Angeles Times, die Chicago Tribune, den britischen Guardian, den Atlantic, den New Yorker und alle anderen Mainstream-Publikationen, die ich durchforstet habe. Keine dieser Zeitungen erkennt an, dass der Film "JFK Revisited" überhaupt existiert.

Die einzigen Medienerwähnungen, die ich finden konnte, waren in US-Fachzeitschriften wie Variety und dem Hollywood Reporter sowie in der britischen Presse, in der Times und im Daily Telegraph. Die Meinungen über den Film waren gespalten, wobei Variety und die Times negative Kritiken abgaben, wohingegen der Hollywood Reporter und der Daily Telegraph den Film lobten.

Während angebliche Ruchlosigkeiten von Kubas Geheimdiensten und Verschwörungstheorien Schlagzeilen machen und die magere kritische Bewertung dieses Dokumentarfilms gespalten ist, erscheint es seltsam, dass die Medien den Status quo beibehalten, indem sie sexuelle Verderbtheit in Filmen feiern, anstatt durch Debatten über den Film von Oliver Stone die Wahrheit über den Mord zu ergründen.

Natürlich scherze ich. Es ist keine Überraschung, dass die amerikanischen Mythenmacher, die uns der offiziellen Version aussetzen, von der "anständige" Menschen niemals abweichen würden, "JFK Revisited" ins Loch der Vergessenheit werfen wollen und stattdessen geile Nonnen und koitale Cadillacs bejubeln. Wie man sieht, liebt es das Establishment, die Massen abzulenken, und hasst Verschwörungen – außer jene, die sie selbst lieben.

Theorien zu einer Verschwörung beim Attentat auf JFK werden trotz einer Fülle erdrückender Indizien als unseriös abgelehnt, weil sie das Establishment selbst anklagen. Die Hälfte der Sprechköpfe in den Nachrichtensendungen sind ehemalige – zwinker, zwinker – Mitglieder der Geheimdienstgemeinschaft, und die überwiegende Mehrheit der Journalisten sind Schoßhunde der Geheimdienste. Also werden die nicht in die Hand beißen, die sie füttert, nur um sich in den Dienst der Wahrheit über das JFK-Attentat zu stellen.

Dieselbe Anti-Verschwörungs-Presse verbrachte vier Jahre lang damit, atemlos jede halbherzige Russland-Verschwörung in den Äther zu rülpsen, die sie finden konnte – einschließlich Russiagate und Behauptungen, Russland würde Mikrowellenwaffen verwenden oder sich in Stromnetze und Wahlcomputer hacken. Dies alles wurde rund um die Uhr solange von den Dächern gebrüllt, bis man es, trotz fehlender Beweise, in der Öffentlichkeit als wahrscheinlich zutreffend wahrnahm. Wie Noam Chomsky sagen würde, wird auf diese Weise durch "kontrollierte Marktkräfte, internalisierte Annahmen und Selbstzensur" betrügerische Propaganda effektiv verbreitet und eine allgemeine Zustimmung erzeugt.

"Seriöse" Leute beweisen ihre "Seriosität", indem sie diese absurden, offiziell genehmigten Anti-Russland-Verschwörungen verbreiten, weil sie als "seriös" gelten und von anderen "seriösen" Leuten als "seriös" bezeichnet werden, während "unseriöse" Verschwörungen, wie JFK oder die Wuhan-Labor-Theorie, ins Lächerliche gezogen werden und diejenigen, die an die "unseriösen" Verschwörungen glauben, als "Verschwörungstheoretiker" brandmarken.

Aus diesem Grund verabscheut das Establishment Oliver Stone so sehr, weil er im Jahr 1991 das Spiel umdrehte, indem er seinen beträchtlichen Ruf durch seine massiven Hollywood-Erfolge nutzte, um einen Film über die Ermordung von JFK zu drehen, der den offiziellen Bericht der untersuchenden Warren-Kommission zur Makulatur machte, und eine überzeugende These über die wahren Hintergründe und Hintermänner des Mordes an JFK präsentierte.

Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie sehr das Establishment Stone verachtet, lese man sein Buch "JFK: Das Buch zum Film", das 97 Reaktionen und Kommentare Prominenter, Politiker, Zeitzeugen sowie Presseartikel zum Film zusammenfasst. Im Gegensatz zu seinen Gegnern lässt Stone in diesem Buch auch diejenigen zu Wort kommen, die mit ihm nicht einverstanden sind. Die Hysterie, die JFK 1991 bei den Eliten auslöste, ist perfekt in einer Anekdote des verstorbenen Filmkritikers Roger Ebert zusammengefasst, der erzählte, Walter Cronkite, der Fernsehjournalist, der am 22. November 1963 in den CBS News über das Attentat auf Präsident John F. Kennedy berichtete und seinen Tod bekannt gab, habe ihm eine "Standpauke" gehalten und ihm gesagt, er sollte sich "schämen" für seine lobende Kritik des Films.

Stone wurde vollends zu einem Ausgestoßenen des Establishments, als er 2002 Fidel Castro und zwischen 2015 und 2017 den russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgiebig für Filmprojekte über beide Persönlichkeiten interviewte. Stone sprach mit Amerikas Feinden, anstatt nur das sinnlose offizielle Mantra nachzubeten. Eine unverzeihliche Sünde in den Augen der etablierten Medien, die glauben, dass es nur eine Sichtweise gibt und wir diese nicht verkomplizieren sollten, indem wir zuhören anstatt den Gegner niederzubrüllen.

Stones polarisierende Art und seine Loyalität zur Wahrheit über die offiziellen Sichtweisen sind der Grund, warum "JFK Revisited" absichtlich ignoriert wird. Jede Presse ist eine gute Presse. Selbst eine schlechte Bewertung eines Films verbreitet das Bewusstsein für seine Existenz. Daher ist das Drücken der Ignorier-Taste der beste Weg für das Establishment, Stone zum Schweigen zu bringen und den Status quo in der JFK-Erzählung aufrechtzuerhalten. Und bis jetzt funktioniert der Medien-Blackout wie beabsichtigt, denn "JFK Revisited" muss sich auf dem inhaltshungrigen amerikanischen Markt noch einen Verleiher sichern.

Ich habe den Film "JFK Revisited" nicht gesehen, also habe ich keine Ahnung, ob er die Wahrheit über die Ermordung von JFK enthüllt. Aber ich weiß, dass die Medien des Establishments süchtig nach Lügen sind und allergisch auf die Wahrheit reagieren – was mich glauben lässt, dass an dem Film etwas dran sein muss.

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Übersetzung aus dem Englischen. Michael McCaffrey lebt in Los Angeles, wo er als Schauspielcoach, Drehbuchautor und Berater arbeitet. Er ist außerdem freiberuflicher Film- und Kulturkritiker, dessen Arbeiten bei RT, CounterPunch und auf seiner Webseite zu lesen sind.

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