Bolivien: Regierung plant Wiederaufbau der Lithiumindustrie
Die bolivianische Regierung plant, die Lithiumindustrie in Bolivien neu anzukurbeln. Nach dem Putsch und der Machtübernahme durch die De-facto-Regierung unter der selbst ernannten Präsidentin Jeanine Añez im November 2019 wurde die eigenständige Industrie Boliviens praktisch stillgelegt. Nach dem Wahlsieg der Movimiento al Socialismo (MAS) im Oktober 2020 kündigte Präsident Luis Arce bei seinem Amtsantritt an, Wirtschaft und Industrie wieder hochzufahren. Die Lithiumförderung und -aufbereitung spielen dabei eine Schlüsselrolle für die bolivianische Ökonomie. Am 11. Januar wurde als konkreter Schritt in diese Richtung mit Marcelo Gonzales ein neuer Vorsitzender des staatlichen Unternehmens YLB (Yacimientos de Litio Bolivianos) eingesetzt.
Das Lateinamerika-Portal Amerika21 zitiert aus Gonzales Antrittsrede. Darin betont dieser die großen Aufgaben, die beim industriellen Aufbau bewältigt werden müssen:
"Nachdem wir praktisch ein komplettes Jahr verloren haben, während dessen unsere Anlagen und der Verkauf unserer Erzeugnisse still standen, stehen wir nun vor einer großen Herausforderung."
Geplant sei der Bau von zwei weiteren Anlagen zur Ionisation von Lithium und zur Produktion von Kathoden in Coipasa Uyuni und Pastos Grandes im Departamento Potosí im Südosten Boliviens. Darüber hinaus besitzt Bolivien bereits zwei Anlagen zur industriellen Weiterverarbeitung von Lithium zu Kaliumchlorid und Lithiumkarbonat, deren Produktion jedoch seit Ende 2019 ruhen musste.
Nach den Angaben von Gonzales verfügt Bolivien über die nötigen Fachkräfte und Experten, um "in die Phase der Industrialisierung von Lithium einzutreten". Angesichts der hohen internationalen Nachfrage von Lithium – durch seine Bedeutung für die Herstellung von Batterien und Akkus für E-Autos – kann die eigenständige Weiterverarbeitung des Rohstoffes Bolivien einen wichtigen Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung geben – insbesondere in den Regionen Oruro und Potosí.
Das deutsche Unternehmen ACI Systems hatte Ende 2018 ein Joint Venture mit der bolivianischen YLB geschlossen. 40.000 Tonnen Lithium sollten pro Jahr gefördert werden. Die indigene Bevölkerung des Departamento Potosí hatte daraufhin gegen das Projekt protestiert und eine stärkere finanzielle Beteiligung sowie höhere Umweltstandards gefordert. Das Projekt wurde in der Folge nicht realisiert.
Der deutsche Botschafter in Bolivien, Stefan Duppen, bekräftigte indessen das Interesse Deutschlands an einer weiteren finanziellen und technischen Beteiligung an der bolivianischen Lithiumförderung. Auch Präsident Arce zeigte sich offen für eine deutsche Mitwirkung. Er forderte im Oktober 2020 aber eine Neuverhandlung des Vertrages zugunsten der bolivianischen Bevölkerung. Im Interview mit der FAZ äußerte er:
"Die lokalen Organisationen in der Region der Salzseen wollen einen größeren Anteil und eine kürzere Vertragsdauer. Wenn die deutsche Firma die Bedingungen anpasst, dann setzen wir die Zusammenarbeit fort. Ansonsten gibt es andere Partner, mit denen wir die Verarbeitung von Lithium vorantreiben können."
Boliviens Energieminister Franklin Molina Ortiz kündigte an, zusammen mit den lokalen Bürgerkomitees "alles genau zu überprüfen und eine Strategie zu entwickeln, die nachhaltig sowie sozial und politisch verträglich ist". Außerdem wolle man gemeinsam mit den anderen Nationen Südamerikas zusammenarbeiten, um die Rohstoffe des Kontinents besser zu schützen.
Anfang Januar wurde im bolivianischen Departamento Chuquisaca ein neues Gasvorkommen entdeckt. Dieses macht etwa zehn Prozent des bolivianischen Gesamtvolumens an Erdgas aus. Das Staatsunternehmen YPFB (Yacimientos Petrolíferos Fiscales Bolivianos) soll zur Erschließung der Erdgasquelle mit den internationalen Konzernen Repsol, Shell und Pan American Energyzusammenarbeiten. Bis Ende 2021 soll mit der Förderung begonnen werden. Präsident Arce dankte der Pachamama (Mutter Erde):
"Unsere Pachamama macht uns, den Bolivianern, ein schönes Geschenk."
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