EU korrigiert Wirtschaftsausblick: Inflation stärker, Konjunktur schwächer
Mit voraussichtlich rund 3,9 Prozent steigt im Euroraum die Inflation im Jahr 2022 deutlich stärker als bisher prognostiziert. Das erklärte am Donnerstag der EU-Kommissar für Wirtschaft, Paolo Gentiloni. Frühere Werte aus dem Herbst mussten demnach korrigiert werden. In der aktuellen Winterprognose hieß es nunmehr, die Inflation erreiche im ersten Quartal dieses Jahres 4,8 Prozent und liege dann über das Jahr bei 3,5 Prozent. Erst im letzten Quartal des Jahres verringere sich die Rate langsam, bevor sie im Jahr 2023 voraussichtlich unter die Zielmarke von 2 Prozent sinken werde. Die Nachricht folgt auf die Januarwerte, die einen Rekordwert von 5,1 Prozent auf Jahresbasis auswiesen.
Als Gründe für den starken Anstieg der Inflation nannte Gentiloni, dass die hohen Energiepreise länger anhalten würden, sowie Versorgungsengpässe durch Unterbrechungen der Lieferketten. "Material- und Ausrüstungsengpässe sind im verarbeitenden Gewerbe besonders gravierend, während der Dienstleistungssektor hauptsächlich von einem Arbeitskräftemangel betroffen ist." Auch die Preise für Lebensmittel wie Obst und Gemüse hätten aufgrund der gestiegenen Kosten für Düngemittel angezogen und trieben die Teuerungsrate nach oben.
Die Kommission warnte vor dem Risiko einer Inflationsspirale, wenn der "Kostendruck in größerem Umfang als erwartet von den Erzeuger- auf die Verbraucherpreise weitergegeben" würde, da damit die "Wahrscheinlichkeit starker Zweitrundeneffekte" wachse, also die Forderung, aufgrund der gestiegenen Preise die Löhne und Gehälter entsprechend anzuheben.
Der Internationale Währungsfonds hatte ebenfalls zum Jahresbeginn seine Wirtschaftsprognosen korrigiert und fügte hinzu, dass der Ausblick von Unsicherheit geprägt sei. Dass die EU vergleichsweise optimistische Tendenzen nennt, ist auf die den Zahlen zugrundeliegende Annahme zurückzuführen, dass die Auflösung der Versorgungsengpässe absehbar sei und die Gaspreise sinken werden, wenn die Temperaturen steigen und die Spannungen in der Ukraine-Krise nachlassen.
"Die Unsicherheit wird weiterhin groß bleiben", warnte jedoch auch Gentiloni.
Laut der derzeitigen Einschätzung sei ein Wachstum von vier Prozent in diesem Jahr möglich, wobei die EU auch hier ihre Prognose um 0,3 Prozentpunkte zurückstufte.
"Die Omikron-Variante hat sich rasant ausgebreitet, und die täglichen Neuerkrankungen jagen in vielen Ländern noch immer einen Rekord nach dem anderen – obwohl die letzten Tage Anlass zu Optimismus geben, dass der Höhepunkt für Europa insgesamt überschritten ist", erklärte der EU-Wirtschaftskommissar.
In Deutschland lag die Inflation zum Jahresbeginn auf hohem Niveau. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes von Ende Januar legten die Verbraucherpreise im Januar 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,9 Prozent zu. Ökonomen hatten auch hier zuvor einen geringeren Anstieg von 4,4 Prozent prognostiziert. Details zur Entwicklung der Teuerungsrate im Januar gibt die Wiesbadener Behörde am Freitag bekannt. Im Dezember 2021 hatte die Rate mit 5,3 Prozent einen vorläufigen Höchststand erreicht.
Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft der Verbraucher, da diese pro Euro weniger kaufen können als zuvor. Aufgrund der niedrigen Zinsen nagt eine höhere Teuerung auch an privaten Ersparnissen. Fachleute der Deutschen Bundesbank halten für das laufende Jahr derzeit eine Inflationsrate von deutlich mehr als vier Prozent für wahrscheinlich. Das deutsche Konjunkturplus wird der EU-Prognose für das Jahr 2022 zufolge hingegen nur 3,6 Prozent betragen und 2023 auf 2,1 Prozent abfallen.
Am Donnerstag geriet der Euro auch durch die erneut angehobenen Prognosen der Inflation in den Vereinigten Staaten vorübergehend unter Druck. Die Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag 1,1470 US-Dollar. Zeitweise war der Euro bis auf 1,1375 Dollar gefallen. Die Verbraucherpreise stiegen jedoch laut US-Arbeitsministerium gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent. Das ist die höchste Inflationsrate seit dem Jahr 1982. Der Anstieg war stärker, als von Ökonomen erwartet.
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