Wirtschaft

Riad und Moskau warnen: Ohne neue Investitionen in fossile Brennstoffe Gefahr einer großen Ölkrise

Saudi-Arabien und Russland, die führenden Staaten der OPEC+-Gruppe, warnen vor einer unvermeidlichen Versorgungskrise, falls die Welt nicht ausreichend in neue Öl- und Gasprojekte investiert. Moskau und Riad sehen sich als Gewinner des weltweiten Klimaaktivismus.
Riad und Moskau warnen: Ohne neue Investitionen in fossile Brennstoffe Gefahr einer großen ÖlkriseQuelle: Reuters © Sergei Karpukhin

Die Debatte über die Emissionsreduzierung und die Zukunft der Ölgesellschaften hat eine neue Dimension erreicht, nachdem die Internationale Energieagentur (IEA) im vergangenen Monat einen bahnbrechenden Bericht veröffentlicht hatte. Aus diesem geht hervor, dass keine neuen Investitionen in Öl und Gas getätigt werden sollten, wenn die Welt bis 2050 eine Netto-Null-Emission erreichen will.

Umweltschützer und engagierte Aktionäre verstärken den Druck auf die großen staatlichen Ölfirmen, ihre Geschäfte auf ein Netto-Null-Szenario auszurichten, während einige internationale Großkonzerne einräumen, dass sie bei der Energiewende eine Rolle werden spielen müssen. 

Saudi-Arabien und Russland, die führenden Staaten der OPEC+ Gruppe, werden weiterhin in Öl und Gas investieren, da die Welt diese Ressourcen noch jahrzehntelang brauchen wird. Trotz des wachsenden Drucks gegen fossile Brennstoffe und der Investitionen in neue Branchen.

Chronische Unterinvestitionen in die Öl- und Gasversorgung, während sich operative Ölfelder entwickeln, würden zu einer Versorgungskrise und einem Anstieg der Ölpreise führen, sagen Analysten und Top-Manager der Ölbranche wie Patrick Pouyanné von TotalEnergies.

Während die internationalen Ölkonzerne in ihren Kommentaren zu dem IEA-Bericht etwas zurückhaltender waren, haben Saudi-Arabien und Russland direkt erklärt, dass der Vorschlag keine neuen Öl- und Gasinvestitionen zu tätigen "unrealistisch und vereinfachend" sei. 

Bernard Looney, der Vorstandsvorsitzende von BP, schrieb, dass die Prognosen von viel geringeren Investitionen in Öl und Gas "in vielerlei Hinsicht mit unserem Ansatz übereinstimmen, unsere Öl- und Gasproduktion im kommenden Jahrzehnt um 40 Prozent zu reduzieren". ENI-Vorstandsmitglied Claudio Descalzi kommentierte Looneys Beitrag mit den Worten:

"Wir befinden uns jetzt an einem historischen Wendepunkt, an dem jeder von uns eine aktive Rolle spielen muss."

Der saudische Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman kritisierte den Bericht in aller Deutlichkeit und sagte, dieser sei "eine Fortsetzung des Films La-La-Land. Warum sollte ich dies ernst nehmen?"

Igor Setschin, der Chef von Rosneft, dem größten staatlich kontrollierten Ölproduzenten in Russland, warnte, dass zu geringe Investitionen in Öl die Voraussetzungen für ein schweres Versorgungsdefizit schaffen. Am Samstag erklärte der Konzernchef auf dem Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg:

"Die langfristige Stabilität der Ölversorgung ist aufgrund von Unterinvestitionen gefährdet. Dies ist sowohl auf die Forderungen verschiedener Interessengruppen zurückzuführen, die Investitionen in den Erdölsektor vollständig einzustellen, als auch auf die Bestrebungen der Großkonzerne, den Shareholder Value und die Aktionärsrenditen durch stärkere Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe zu erhöhen."

Setschin stellte fest, dass die Welt Gefahr läuft, mit einem akuten Mangel an Öl und Gas konfrontiert zu werden. Er kritisierte, dass die Welt zwar weiter Öl verbrauche, aber nicht bereit sei, in Öl zu investieren. Der Rosneft-Chef warnte vor einem überstürzten Übergang ohne die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Effizienz grüner Energie und hob hervor, dass die Welt "es vermeiden sollte, den Fokus nur auf die alternative Energieerzeugung zu legen".

Am Rande desselben Forums sagte Russlands oberster Verhandlungsführer in der Ölpolitik, der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Nowak, dem Nachrichtenportal CNBC, dass der IEA-Bericht einen vereinfachenden Ansatz verwende und unrealistisch sei. Nowak führte an:

"Es besteht kein Zweifel, dass wir uns in Richtung grüner Energie und grüner Agenda bewegen müssen, da es in der Gesellschaft eine Nachfrage danach gibt. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, mit welchen Ressourcen dies getan werden kann, wer dafür bezahlen wird, welche Technologien und Möglichkeiten uns zur Verfügung stehen. Auch, um die offenen Probleme zu lösen, die noch auf ihre Lösung warten."

Russland werde neben Investitionen in erneuerbare Energien weiterhin in Öl, Gas und Kohle investieren, merkte der ehemalige Energieminister an und fügte hinzu:

"Wir sehen das kommende Jahrzehnt also als einen Mix aus erneuerbaren und fossilen Brennstoffen."

Sowohl Russland als auch Saudi-Arabien haben in der Tat wenig Interesse daran, von Investitionen in fossile Brennstoffe abzusehen. Deren staatlichen Ölfirmen könnten die großen Gewinner des aktuellen Klimaaktivismus gegen internationale Ölfirmen sein, die sich einer wachsenden Abneigung der Aktionäre gegenübersehen, wenn es darum geht, "das Öl im Boden zu lassen".

Vergangene Woche erklärte Saudi-Arabiens Prinz Abdulaziz bin Salman:

"Saudi-Arabien fördert Öl und Gas zu niedrigen Kosten und produziert erneuerbare Energien. Ich fordere die Welt auf, dies als eine Realität zu akzeptieren, dass wir die Gewinner all dieser Aktivitäten sein werden."

Mehr zum Thema - Konflikt mit Russland: "Klimawandel" legt potenzielle Handelsrouten in Arktis frei

 

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.