Russland

Russischer Markt holt auf: Zahl neuer ausländischer Marken wie seit Jahren nicht mehr

Seit Anfang dieses Jahres ist eine große Zahl ausländischer Brands auf dem russischen Markt angekommen – dabei handelt es sich um einen neuen Rekord seit dem Jahr 2019. Allerdings sind es vor allem russische Marken, denen die Sanktionen des Westens zugutekommen.
Russischer Markt holt auf: Zahl neuer ausländischer Marken wie seit Jahren nicht mehrQuelle: Sputnik © RIA Nowosti

Von Januar bis September dieses Jahres haben Dutzende neuer ausländischer Unternehmen im Bereich Bekleidung, Schuhe und Haushaltswaren ihr Geschäft auf dem russischen Markt begonnen, schreibt das Fachportal RBK. Sie ersetzten die europäischen und US-amerikanischen Marken, die wegen der Sanktionen abgewandert waren. Zu diesem Schluss kamen Experten des Beratungsunternehmens NF Group, die den russischen Markt analysierten. Dies ist ein Rekord an neuen Marken, die in den letzten vier Jahren in dem Land auf den Markt gebracht wurden, stellen sie fest.

Im Allgemeinen sind die meisten der Einzelhändler, die seit Anfang des Jahres nach Russland gekommen sind (56 Prozent), durch türkische Unternehmen vertreten, so das Portal RBK. Sie sind im mittleren und gehobenen Preissegment tätig und verkaufen Bekleidung und Schuhe sowie Haushaltswaren. Etwa 20 Prozent der neuen Marken werden von Einzelhändlern aus Weißrussland vertreten, der Rest kommt aus Estland (Unterwäsche), Südkorea (Bekleidung), Australien (Sportbekleidung) und Kirgisistan. RBK erzählt:

"Laut Ewgenia Hakberdijewa, Regionalleiterin der Abteilung für Einzelhandelsimmobilien bei der NF Group, zeige die wachsende Zahl neuer Marken, die in diesem Jahr auf dem russischen Markt aufgetaucht sind, dessen Attraktivität und die Bereitschaft ausländischer Unternehmen, in Russland Geschäfte zu machen. Dieser Prozess schaffe ein vielfältiges Angebot und werde langfristig zu einer Verbesserung der Besucherzahlen in den Einkaufszentren führen, stellt sie fest.

Nach Ansicht von Stanislaw Kaufman, Inhaber der Markenagentur Kaufman, werden in Russland immer mehr Marken der sogenannten zweiten und dritten Reihe auftreten. Sie seien auf dem Weltmarkt im Vergleich zu den internationalen Giganten, die riesige Summen in die Werbung investiert haben, weniger auffällig, stehen diesen aber in Bezug auf die Qualität oft in nichts nach, so der Experte. Der Eintritt in den russischen Markt sei nach Kaufmans Meinung eine gute Gelegenheit für diese Unternehmen, ihre globale Expansion zu beginnen."

Es ist jedoch anzumerken, dass es nach der starken Umverteilung des russischen Marktes, die durch die westlichen Sanktionen eingeleitet wurde, für ausländische Unternehmen schwierig sein wird, so umfangreiche Marktnischen zu besetzen, wie es westlichen Marken in den späten 90er-Jahren gelungen war – denn ihr Platz wurde bereits von russischen Unternehmen eingenommen. In dem RBK-Artikel heißt es:

"Laut Michail Burmistrow, Generaldirektor von INFOLine-Analitika, sind es russische Marken wie Lime, Henderson, Gloria Jeans, Ostin und die Marken der Melon Fashion Group (Zarina, Befree, Love Republic und Sela), die vom Weggang ausländischer Anbieter profitieren. Ihm zufolge haben diese Unternehmen bereits die besten Standorte in den Einkaufszentren besetzt und bauen die Zahl ihrer Geschäfte weiter aus, auch auf regionaler Ebene. Außerdem gibt es Marktplätze wie Ozon und Wildberries, die erfolgreich die Lagerbestände internationaler Unternehmen verkauft haben und nun Waren anbieten, die im Rahmen des Parallelimportmechanismus ins Land geliefert werden, so Burmistrow weiter. Dadurch seien die Umsätze dieser Marktplätze im Jahr 2022 um 72 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und weisen auch in diesem Jahr ein ähnliches Wachstum auf. Burmistrow schätzt, dass der Anteil neuer ausländischer Bekleidungs- und Schuhmarken heute weniger als 1 Prozent des Marktes ausmache und in Zukunft wahrscheinlich nicht wesentlich wachsen werde."

Trotzdem kehren europäische Marken, die wegen der Sanktionen weggegangen sind, sowie Unternehmen, die gezwungen waren, wegen der Sanktionsrunden im Jahr 2014 zu gehen, allmählich auf den russischen Markt zurück. Zum Beispiel berichtete das RBK-Portal, dass in diesem Jahr ein großes Comeback der italienischen Marke OVC geplant ist, die in den 70er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in Italien gegründet wurde und heute etwa zweitausend Geschäfte auf der ganzen Welt hat. Das Unternehmen entwickelte sein Russland-Geschäft in den Jahren 2010–2014 aktiv, war aber gezwungen, den Markt aufgrund von Verlusten zu verlassen, die durch Wechselkursschwankungen während der Sanktionen nach der Angliederung der Krim entstanden waren. Wie der Vertreter der Marke mitteilte, ist für das Jahr 2023 die Eröffnung von sieben OVS-Geschäften und für Ende des Jahres 2025 die Eröffnung von bis zu 50 Verkaufsstellen im ganzen Land geplant.

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