Nordamerika

Noch mehr Stimmen für Joe Biden: Auch Milliardär Bloomberg steigt aus Präsidentschaftsrennen aus

Er investierte Hunderte Millionen US-Dollar in seinen Wahlkampf und in teure TV-Werbespots, doch die Erfolge blieben am sogenannten "Super Tuesday" aus. Nun zieht sich Michael Bloomberg zurück. US-Präsident Donald Trump reagiert mit beißendem Spott.
Noch mehr Stimmen für Joe Biden: Auch Milliardär Bloomberg steigt aus Präsidentschaftsrennen ausQuelle: Reuters © Carlos Allegri

Der frühere Bürgermeister von New York, der Multimilliardär Michael Bloomberg, gibt seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten auf. Bloomberg erklärte seinen Rückzug am Mittwoch in einer Mail an seine Anhänger und sprach dem Ex-US-Vizepräsidenten Joe Biden offiziell seine Unterstützung aus. Nach dem sogenannten "Super Tuesday" mit Vorwahlen in 14 Bundesstaaten bestehe für ihn rein rechnerisch keine Chance mehr, sich die Nominierung zu sichern, schrieb Bloomberg. Der richtige Kandidat sei Biden. Wenn er selbst im Rennen bliebe, würde es das Ziel, US-Präsident Donald Trump zu besiegen, nur erschweren, betonte er.

Der 78-Jährige schnitt bei den Vorwahlen in 14 Bundesstaaten am Dienstag enttäuschend ab, obwohl er Hunderte Millionen US-Dollar seines eigenen Vermögens in den Wahlkampf gesteckt hatte. Nicht wenige bei den Demokraten hatten schon im Vorfeld davon gesprochen, dass sich Bloomberg sein Startrecht "erkauft" habe. Der Milliardär holte sich nur den Sieg in einem US-Außengebiet mit minimaler politischer Bedeutung, konnte aber keinen einzigen US-Bundesstaat für sich gewinnen. Biden hatte dagegen am "Super Tuesday" ein überraschendes Comeback hingelegt und in der Mehrzahl dieser 14 Bundesstaaten gesiegt.

Zweikampf Biden gegen Sanders bahnt sich an

Nach Bloombergs Ausscheiden sind neben Biden nun nur noch die linken Senatoren Bernie Sanders und Elizabeth Warren ernstzunehmende Bewerber. Sie wollen bei der Präsidentenwahl am 3. November für die Demokraten gegen den republikanischen Amtsinhaber Trump antreten. Sanders liefert sich mit Biden einen Zweikampf, Warren ist dagegen bereits weit abgeschlagen. Die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard, die ebenfalls noch im Rennen ist, gilt als völlig chancenlos.

Für Bloomberg waren die Abstimmungen am Dienstag, dem sogenannten "Super Tuesday", der erste Test an den Wahlurnen. Er war erst sehr spät, Ende November, in das Rennen der Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur eingestiegen und wollte bei den ersten Vorwahlen im Februar noch gar nicht antreten.

Bloombergs Entscheidung, selbst zu kandidieren, war Beobachtern zufolge von der Überzeugung getrieben, dass Biden ein schwacher Kandidat sei, dem es nicht gelingen würde, Trump zu schlagen. Inzwischen hat Biden aber wieder deutlich an Stärke gewonnen.

Trump macht sich lustig

Bloomberg, einer der reichsten Menschen der Erde, gilt als "moderater Demokrat": Er setzt sich für strengere Waffengesetze, den Kampf gegen den Klimawandel, Gesundheitsreformen und bessere Schulen ein. Im Wahlkampf forderte er zudem auch höhere Steuern für Vermögende.

In New York war Bloomberg 2001 zunächst als Republikaner zum Bürgermeister gewählt worden. Er leitete die Stadt durch die schwierigen Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, später dann auch durch die globale Finanzkrise. Er war bis Ende 2013 Bürgermeister der Ostküstenmetropole. Zuletzt schloss sich Bloomberg den Demokraten an und wurde – auch wegen seiner entschiedenen Ablehnung Trumps – einer der wichtigsten Spender für die Kandidaten und Anliegen der Partei.

US-Präsident Donald Trump reagierte mit Häme auf die Ankündigung Mike Bloombergs, aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten auszuscheiden. "Ich hätte ihm schon vor langer Zeit sagen können, dass er nicht das nötige Zeug dazu hat", schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter. Nach Trumps Meinung hätte sich Bloomberg mit dem Verzicht auf seine Kandidatur viel Geld sparen können. Für Bloomberg sei die erfolglose Bewerbung die "schlimmste und peinlichste Erfahrung seines Lebens", schrieb der US-Präsident. Nun wolle Bloomberg sein Geld auch noch für Joe Bidens Kampagne verschwenden. "Das wird nicht klappen", schrieb Trump.

Das Rennen ist noch offen

Beim "Super Tuesday" ging es um insgesamt 1.344 Delegiertenstimmen, die beim Nominierungsparteitag der Demokraten im Juli in Milwaukee (Wisconsin) den Präsidentschaftskandidaten der Partei offiziell bestimmen werden. Alleine in Kalifornien werden 415 Delegiertenstimmen vergeben, 228 sind es in Texas. Nicht alle diese Stimmen gehen allein an den Sieger in den jeweiligen Bundesstaaten: Sie werden in der Regel auf jene Kandidaten verteilt, die mehr als 15 Prozent aller Stimmen gewinnen konnten.

Für die Nominierung benötigt ein Bewerber beim Parteitag mindestens 1.991 der insgesamt 3.979 regulären Delegiertenstimmen – und mehr als ein Drittel davon waren bei den Vorwahlen am Dienstag zu holen. Deshalb gilt der "Super Tuesday" als der wichtigste Tag bei der Suche nach einem Herausforderer gegen den Amtsinhaber Trump.

Vor dem "Super Tuesday" hatte Sanders bei den Demokraten nach vier Vorwahlen in Führung gelegen. Auch in nationalen Umfragen stand er an der Spitze. Zuletzt konnte ihn Biden allerdings im südlichen Bundesstaat South Carolina abhängen. Am Abend vor dem "Super Tuesday" hatte Biden zudem einen kräftigen Schub bekommen: Die ausgeschiedenen Präsidentschaftsbewerber Pete Buttigieg, Amy Klobuchar und Beto O'Rourke riefen ihre Anhänger dazu auf, nun Bidens Kandidatur zu unterstützen.

Sanders will keinen schmutzigen Wahlkampf

Sanders sagte am Mittwoch in Vermont zu dem Zweikampf mit Biden: "Ich mag Joe. Er ist ein anständiger Kerl." Er wolle nicht, dass der Wahlkampf in persönliche Attacken abdrifte. "Das ist das Letzte, was das Land will." Sanders betonte aber, es gebe große inhaltliche Differenzen zwischen ihm und Biden, etwa in der Gesundheitspolitik. "Dies ist ein Wettstreit der Ideen", betonte er. Es gehe um unterschiedliche Visionen für das Land.

Bei den Republikanern hat Trump keine ernstzunehmende Konkurrenz. Die Partei verzichtet daher in mehreren Bundesstaaten auf Vorwahlen. Am Dienstag hatten aber auch die Republikaner in 13 der 14 "Super Tuesday"-Staaten Vorwahlen abgehalten. Trump erklärte sich dort überall zum Sieger.

Die Vorwahlen ziehen sich insgesamt noch bis Juni hin, bevor die Nominierungsparteitage der beiden großen Parteien anstehen. Die Republikaner werden dann im August Donald Trump auch formell als ihren Präsidentschaftskandidaten küren.

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(rt/dpa)

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