Was tun mit Impfverweigerern? Propaganda und Herdentrieb statt teurer Zwangsmaßnahmen

Die Regierenden wollen "Impf-Verweigerung überwinden": Zwei Verhaltensforscher aus Konstanz und New Mexico raten ihnen aber von einer teuren und abschreckenden Durchsetzung einer Impfpflicht ab. Besser sei es, die Kampagne hochzufahren und auf sozialen Druck zu setzen.
Was tun mit Impfverweigerern? Propaganda und Herdentrieb statt teurer ZwangsmaßnahmenQuelle: www.globallookpress.com © Steffi Adam via www.imago-images/www.imago-images.de

von Susan Bonath

Zwar sind die auf dem Markt befindlichen COVID-19-Impfstoffe bisher nur bedingt zugelassen und Langzeitfolgen noch immer unbekannt. Zwar ist ihre Wirksamkeit weiterhin fraglich und bleibt das Ausmaß möglicher Nebenwirkungen – verglichen mit anderen Impfungen – hoch. Trotzdem wollen die Regierenden die Bevölkerung partout "durchimpfen" und – wenn auch nicht durch den Rubel – so doch die Kassen der westlichen Pharmakonzerne klingeln lassen. Ihre Impf-Propaganda flutet seit Monaten die großen Medien weltweit. Nur eines bereitet ihnen offenbar Sorgen: "Impf-Verweigerer". Sollte man sie nun besser mit Zwang und Gewalt zum Impfen treiben oder eher die psychologischen Strategien verbessern? Für die Suche nach den "besten Lösungen" greift die Politik noch einmal tief ins Steuersäckel und spannt viele Wissenschaftler ein, zum Beispiel sogar Verhaltensforscher.

Forscher: Zwangsmaßnahmen verstärken Widerstand

In diesem Metier sind Katrin Schmelz von der Universität Konstanz und Samuel Bowles vom Santa Fe Institute (SFI) in New Mexico tätig. In einer neuen, auf der Webseite der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA veröffentlichten Publikation plädieren sie für maximale Verhaltenssteuerung.

Die Politik solle besser den Druck zum Konformismus erhöhen und den "Herdentrieb" befeuern, um "Corona-Impfverweigerung zu überwinden", wie es in einer Meldung der Universität Konstanz vom 8. Juni sinngemäß heißt.

So hätten die Forscher bei Befragungen im Rahmen des Konstanzer "Exzellenzclusters", das sich angeblich gegen eine Politik der Ungleichheit richtet und somit wohlmeinend daherkommt, herausgefunden, dass eine Impfpflicht die Bereitschaft in der Bevölkerung zu diesen Injektionen sogar relevant verringere. "Der Widerstand gegen das Impfen würde zunehmen, und vermutlich würde auch die Entfremdung der Bevölkerung von den Regierenden und ihren wissenschaftlichen und medizinischen Experten zunehmen", fürchtet demnach Verhaltensforscher Bowles. Weiterhin sagte er:

"Sollte die Impfkampagne in Deutschland im Laufe der Zeit ins Stocken geraten, sollten die politisch Entscheidenden sich der möglichen Kosten einer Impfpflicht bewusst sein."

Was Bowles offen lässt – aber wohl der logische Hintergrund seiner Empfehlung ist: Ein Impfzwang wäre nur mit repressiven, teils gewaltsamen Methoden durchzusetzen. Und je größer der Widerstand wird, desto mehr Geld müsste der Staat womöglich in all die Zwangsmaßnahmen gegen "Impf-Verweigerer" stecken, wozu unter Umständen auch das Aufrüsten der Exekutiv-Organe wie der Polizei gehören dürfte.

"Konformitäts-Effekt": "Menschen orientieren sich am sozialen Umfeld"

Dass der Widerstand gegen die COVID-19-Impfungen bei Einführung einer Pflicht wachsen werde, schlussfolgern die Verhaltensforscher aus den Antworten ihrer Probanden. Sie hatten demnach im Frühjahr und Herbst 2020 jeweils dieselben rund 2.600 Personen befragt. Zwei Drittel davon hätten sich bereit für eine Impfung gezeigt, sofern sie darüber frei entscheiden könnten. Unter verpflichtenden Bedingungen nahm ihre Bereitschaft aber drastisch ab. So sagten in der ersten "Corona-Welle" noch 44 Prozent, dass ihr Impfwunsch auch bei Einführung einer Pflicht bestehen bleibe. In der zweiten "Welle" bekundeten dies nur noch 28 Prozent der Befragten. Verhaltensforscherin Schmelz betonte:

"Das Vertrauen in öffentliche Institutionen hat einen entscheidenden und direkten Einfluss: Wer dem Staat misstraut, mag sich schon gar nicht zum Impfen zwingen lassen."

So sei die Impf-Bereitschaft vor allem bei Menschen zurückgegangen, die zwischen dem ersten und dem zweiten Lockdown das Vertrauen in die Regierung verloren hätten. Allerdings hielten sich Menschen mit Vertrauensverlust die Waage im Vergleich zu jenen, die in dieser Zeit größeres Vertrauen in die Politik gewonnen hätten, sagte sie.

Statt viel Geld für repressiven Zwang auszugeben, solle die Bundesregierung also besser mit ihrer Kampagne nachlegen. Es zeige sich anhand einer "theoretischen Modellierung", so Schmelz, dass immer mehr Ungeimpfte den Wunsch entwickelten, sich ebenfalls impfen zu lassen, wenn der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung steige. "Zumindest bis zu einem gewissen Punkt", schränkte sie ein.

So orientierten sich Menschen stark an ihrem eigenen sozialen Umfeld. "Haben Nachbarn, Freunde und Kollegen sich bereits freiwillig impfen lassen, steigt der Wunsch, auch selbst diesen Schritt zu gehen", glaubt die Forscherin. Sie bezeichnet dies als "Konformitäts-Effekt" und "Herdentrieb". Dies werde viele Unentschlossene und Ängstliche mitziehen, ist Schmelz überzeugt.

Bereits im Mai hatten mehrere Sozialwissenschaftler der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin Strategien erarbeitet, um Impfunwillige zu bekehren.

In ihrer Studie plädierten sie für drei Maßnahmen: Vor allem Jüngere sollten durch die Rückgabe von Freiheiten zum Impfen überredet werden. Bei Ärmeren zögen kleinere Geldgeschenke, die an die Verabreichung eines Corona-Impfstoffes gebunden sind. Und die Älteren seien am ehesten zu motivieren, wenn sie sich von ihren Hausärzten impfen lassen können.       

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