Deutschland

Medien bangen um Einzug von Karl Lauterbach in den Bundestag

Karl Lauterbach versetzt die deutschen Medien regelmäßig in Aufruhr. Seit Bekanntgabe seines hinteren Platzes auf der Landesliste der SPD in NRW warnen Zeitungen und Redakteure davor, dass es der Gesundheitsexperten der SPD womöglich nicht zum fünften Mal in den Bundestag schafft.
Medien bangen um Einzug von Karl Lauterbach in den BundestagQuelle: www.globallookpress.com © Sebastian Gabsch

Bei seinem ersten Antritt als Kandidat für den Deutschen Bundestag im Jahr 2005 war Karl Lauterbach noch als echter Außenseiter ins Rennen gestartet: Damals saß Lauterbach noch im Aufsichtsrat des börsennotierten Rhön-Klinikums. Auf der Landesliste der SPD in Nordrhein-Westfalen (NRW) war für ihn aber nur Platz 78 drin.

2009 rückte Lauterbach dann auf Platz 49 auf, nur um 2017 auf Platz 58 zurückzufallen. Der diesjährige Listenplatz 23, den die SPD für ihn für die Bundestagswahl vorgesehen hat, ist dem Gesundheitsexperten, der sich 2019 auch für den SPD-Vorsitz beworben hatte, aber noch nicht gut genug.

"Ich sage es mal so: Ich hätte einen besseren Listenplatz nicht abgelehnt", lautete Lauterbachs Kommentar. Er bilde sich ein, dass er bei den Mitgliedern der SPD sehr beliebt sei. Dass es ein paar Funktionäre gebe, die bei der Aufstellung der Listen zuerst sich selbst berücksichtigten, sei leider schon immer so gewesen.

Kann Deutschland Corona ohne Lauterbach?

Bei den deutschen Medien hat Lauterbach offenbar ähnliche Beliebtheitswerte wie bei den SPD-Mitgliedern. Mehrere Zeitungen hatten mit Unmut auf Lauterbachs Listenplatzierung hingewiesen. Viele scheinen sich ernsthaft zu fragen: Kann Deutschland Corona ohne Lauterbach? Mit seinen zahllosen Tweets, in denen er sich wie kein Zweiter zum weltweiten Pandemiegeschehen äußert, ist er immerhin ein gefragter Stichwortgeber der deutschen Medien.

Sogar Top-Journalisten äußerten sich auf ihren Twitter-Accounts verständnislos zu dem Fauxpas der SPD in NRW. So kommentierte der Spiegel-Redakteur Markus Feldenkirchen: "Manche Welten sind sehr klein."

Und auch der Tagesspiegel-Redakteur Rainer Woratschka zeigte sich entsetzt: "Listenplatz 23 für Karl Lauterbach. Wie kann das sein, liebe SPD? Seid ihr noch bei Trost?" Dem Gesundheitsexperten habe es offenbar nicht geholfen, ein besserer Wissenschaftler als Parteisoldat zu sein. Woratschka merkte aber richtigerweise an, dass auch die Nicht-Wahl Lauterbachs das Coronavirus nicht zum Verschwinden bringen werde.

Der Freitag fragte bei Lauterbach direkt nach, woran es liegt, dass er als "präsentester und bekanntester Mensch seiner Partei" keinen sicheren Listenplatz bekommen habe. Lauterbachs Antwort hierzu: kein Kommentar.

Glaubt man den Medienberichten, muss der Mediziner und Gesundheitsökonom für die kommende Bundestagswahl am 26. September 2021 um seine Bestätigung als Parlamentarier ernsthaft bangen. Doch das Bangen um den Bundestagseinzug Lauterbachs könnte vergebens sein. Viermal in Folge hatte der Gesundheitsexperte seinen Einzug in den Bundestag per Direktmandat geschafft.

In seinem Wahlbezirk Leverkusen – Köln IV konnte sich Lauterbach jeweils gegen die Kandidaten der CDU durchsetzen. Nur zwei Prozent trennten ihn 2009 und 2013 von seiner Konkurrenz. 2017 konnte er seinen Vorsprung sogar auf acht Prozent ausbauen – und das, obwohl die SPD nach kräftigen Verlusten bei den Zweitstimmen knapp hinter die CDU zurückgefallen war.

Zur Bundestagswahl 2021 tritt Lauterbach in seinem Wahlkreis gegen die 18 Jahre jüngere Kandidatin der CDU Serap Güler an. Staatssekretärin Güler, die von Beobachtern als starke Gegnerin gewertet wird, gilt als enge Mitstreiterin des CDU-Vorsitzenden und -Kanzlerkandidaten Armin Laschet.

Auch zu Güler gab Lauterbach keinen Kommentar ab. Die CDU-Kandidatin sagte aber über den SPD-Gesundheitsexperten, dass er in der Pandemie viel mehr als Epidemiologe denn als Politiker agiert habe. Die Menschen in seinem Wahlbezirk seien stark von Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit betroffen. Sie bräuchten mehr als nur epidemiologische Ratschläge.

NGO hilft bei Lauterbachs Wahlkampf

Dass Lauterbach dringend Hilfe braucht, findet nicht nur eine Reihe deutscher Medien. Sogar die Nichtregierungsorganisation (NGO) Campact will sich für die Wahl des Gesundheitspolitikers stark machen. Über ihren E-Mail-Verteiler will die NGO die Abonnenten in Lauterbachs Wahlkreis zu dessen Wahl auffordern. Wie viele der 212.000 Wahlberechtigten sich schließlich ein fünftes Mal von der Expertise Lauterbachs überzeugen lassen, wird man nach der Wahl erfahren.

Wer sich Deutschland während der nächsten Corona-Wellen ohne Lauterbach partout nicht vorstellen kann, der sei jetzt schon beruhigt: Sein Account auf Twitter hat über 575.000 Abonnenten und ist nicht an sein Mandat geknüpft. Auch wenn seine Karriere als Abgeordneter mit der nächsten Legislaturperiode enden sollte, hat der 58-Jährige bis zu seiner Rente sicher noch einige Pläne in der Schublade.

Momentan setzt sich Lauterbach auf seinem Twitter-Kanal für die Impfung von Kindern ein. Die gegenwärtige Situation in NRW beobachtet er mit großer Sorge und warnt vor der steigenden Inzidenz. Obwohl laut dem Robert Koch-Institut über 60 Prozent der Bevölkerung von NRW geimpft sind, liegt die Inzidenz momentan bei über 100, in Leverkusen sogar bei über 200.

Für den vollen Betrieb von Schulen empfahl Lauterbach (laut eigener Aussage auf Empfehlung des Virologen Christian Drosten) eine Kombination aus Lüften, Maske und einer fünftägigen Kurzquarantäne im Fall eines Ausbruchs. Das dreifache Testen pro Woche wie in Bayern würde auch helfen.

Nachtrag

Nach Hinweisen von Campact e.V. wurden die Stellen des Artikels, die den Verein betrafen, nachträglich korrigiert. Wie sich herausstellte, waren die verbreiteten Informationen zu Campact teilweise veraltet. Wir bitten die Fehler zu entschuldigen.

Campact ist seit 2019 kein gemeinnütziger Verein mehr. Der Campact-Verteiler umfasst laut eigener Aussage aktuell über 2,3 Millionen, nicht 1,9 Millionen Abonnenten. Laut eigener Aussage betreibt Campact keine Wahlwerbung, sondern informiert die Wähler über den strategischen Einsatz ihrer Erststimme.

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