Deutschland

Frau Baerbock und Wikipedia: Kritik ist nicht erwünscht

Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, ist wegen zahlreicher kruder Äußerungen sowie frisierter Angaben in ihrer Vita in die Kritik geraten. Doch Wikipedia gibt sich wie gewohnt versöhnlich – wenn es um die Interessen transatlantischer Akteure geht.
Frau Baerbock und Wikipedia: Kritik ist nicht erwünschtQuelle: www.globallookpress.com © Florian Gaertner/photothek.de vi

Der Wikipedia-Eintrag von Annalena Bock klingt wie eine Traumbiographie einer "linksliberalen" Kanzlerkandidatin. Schon im Kindesalter, so heißt es dort, nahm "Baerbock in den 1980er Jahren gemeinsam mit ihren Eltern an Menschenketten gegen das Wettrüsten und an Anti-Atomkraft-Demos teil". Dass der Vater Jörg Geschäftsführer in der Niederlassung Hannover der WABCO Holding GmbH, eines großen US-amerikanischer Automobilzulieferers war, steht dort nicht. Dagegen aber, dass Baerbock sich in der Leistungssportart "Doppel-Mini-Tramp" erfolgreich betätigte, in der sie dreimal Bronze bei Deutschen Meisterschaften holte. Und im "Alter von 16 Jahren absolvierte sie ein Austauschjahr im US-Bundesstaat Florida".

Dazu gibt es zahlreiche Informationen zu Baerbocks politischem Werdegang und ihren damit verbundenen Forderungen, etwa nach einer "sozial-ökologischen Marktwirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen". Anlässlich des gleichzeitig stattfindenden Weltflüchtlingstags und des EU-Gipfels am 20. Juni 2019, verlangte sie, dass die Staats- und Regierungschefs "endlich ein großzügiges Kontingent für die legale Flucht nach Europa beschließen".

Im Gegensatz zu vielen anderen Spitzenpolitikern gibt es bei Baerbock nicht die sonst üblichen Wikipedia-Rubriken wie "Kritik" oder "Positionen, Kontroversen und Rezeption".

So erfährt man auf der Seite bis heute nicht, dass sie wegen falscher und irreführender Aussagen zu ihrem Lebenslauf seit Wochen für Diskussionen sorgt. Oder dass sie in einer ARD-Sendung mehrmals sagte, in Batterien stecke "Kobold", anstatt Kobalt. Am Mittwoch, dem 9. Juni waren diese Informationen – wie die NZZ berichtet – offenbar kurzzeitig verfügbar – am Freitag waren sie wieder verschwunden. Auch nicht auffindbar sind Äußerungen, in denen sie behauptete, "das Netz" fungiere für erneuerbare Energien "als Speicher". Es findet sich auch kein Hinweis auf ihr falsches Zuordnen der "sozialen Marktwirtschaft" Mitte Mai zur SPD oder über "versehentlich" dem Bundestag nicht gemeldete Sonderzahlungen in Höhe von 37.000 Euro. 

Die Diskussionen über das, was auf Wikipedia über die Grüne zu lesen sein soll, umfassen ganze 37 Druckseiten (Stand 9. Juni). Nicht alle Nutzer finden das Frisieren ihrer Biografie in Ordnung. So fragte sich ein Nutzer bereits Anfang Februar

"Was soll das? Bei rechten Politikern steht jeder kleine Fehler drin, und bei Annalena Baerbock darf nicht mal ein Absatz zur Kritik stehen?"

Die Antwort scheint schnell gefunden: Wikipedia hat sich in den letzten Jahren – ähnlich wie andere große mediale Plattformen – bei politischen Fragen zu einem nützlichen Werkzeug transatlantischer Propaganda gemacht.

Die Wikipedia ist nach Selbstdarstellung "ein offenes Projekt, in dem jeder mitarbeiten darf"– das heißt, es können Artikel von jedem Menschen beliebig modifiziert werden, die Wahrheit ist dabei nicht immer das Ziel. Alle Änderungen werden in einer Art Logbuch mitverfolgt, um die jeweiligen Autoren nachvollziehen zu können, um die Transparenz zu sichern und Missbrauch zu vermeiden. Denn wo die einen Fakten weglassen, fügen andere falsche Informationen ein, was rufschädigend und somit strafbar sein kann.

Erstmalig hatte im Januar – weitgehend ignoriert von den großen Medienanstalten – das Landgericht Koblenz einen Autor der Internet-Enzyklopädie dazu verurteilt, 8.000 Euro zu zahlen. Der Verurteilte habe in einem Eintrag zahlreiche unwahre und einseitig negative Änderungen vorgenommen, wie das Gericht feststellte. Der erfolgreiche Kläger wurde vom Angeklagten mit den eingefügten Textpassagen als Antisemit und Verschwörungstheoretiker dargestellt und zog dessen berufliche Qualifikation in Zweifel, wie BR2 berichtete

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