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Weniger zuverlässig als angenommen: Forscher mahnen zu Vorsicht bei Corona-Schnelltests

Egal ob in Pflegeheimen, vor Flugreisen oder in Schulen: In vielen Bereichen setzt man vermehrt auf Corona-Schnelltests. Doch laut einer aktuellen Studie sind diese weniger zuverlässig als angenommen. Demnach erkennen sie nur sechs von zehn Ansteckungen.
Weniger zuverlässig als angenommen: Forscher mahnen zu Vorsicht bei Corona-SchnelltestsQuelle: www.globallookpress.com © Frank Hoermann / SVEN SIMON

Zwei Münchner Unikliniken haben den in Deutschland meistverwendeten Antigen-Schnelltest sowie ein zweites Produkt unter die Lupe genommen. Anders als die als sehr zuverlässig geltenden PCR-Tests weisen Antigen-Schnelltests den Erreger nicht anhand seines Erbguts nach, sondern anhand bestimmter Virusproteine. An insgesamt 859 Abstrichen überprüften nun die Forscher die Qualität solcher Verfahren.

Es zeigte sich demnach, dass die Empfindlichkeit der Antigen-Schnelltests zum Teil erheblich geringer ist als von den Herstellern angegeben. Oliver Keppler, Leiter der Virologie am Max-Pettenkofer-Institut der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, sagte:

"Nach unseren Untersuchungen werden nur sechs von zehn SARS-CoV-2-Infektionen erkannt. Anderseits erhalten auch zwei von hundert nicht-infizierten Personen ein falsch-positives Ergebnis."

Keppler erläuterte, dass die Antigen-Schnelltests zumeist "hochinfektiöse Menschen mit hohen Viruslasten" erkennen könnten.  

Die Münchner Wissenschaftler stehen mit ihren Ergebnissen nicht allein. So wurden in der Notaufnahme des Stuttgarter Katharinenhospitals 459 Patienten mit zwei verschiedenen Verfahren getestet. Auch hier war die Zuverlässigkeit der Antigen-Schnelltests deutlich schlechter als die der PCR-Verfahren, insbesondere bei Patienten ohne Symptome.

Keppler warnt deshalb:

"Ein negativer Antigen-Schnelltest ist kein Freifahrtschein. Viele Menschen denken bei einem negativen Ergebnis: 'Na ja, dann muss ich ja nicht mehr so konsequent auf Abstand achten oder die lästige Maske tragen.' Wenn die Vorsicht in Hochrisikobereichen wie Alten- und Pflegeheimen nachlässt, halten wir das, wie in unserem Positionspapier dargestellt, für wirklich kritisch."

Der Virologe bemängelt nicht nur, dass diese Schnelltests selbst nicht sehr zuverlässig seien. Er betont, dass sie auch unbedingt korrekt durchgeführt werden müssen. "Das sollte in Händen geschulten Fachpersonals sein." Nun aber gebe es die Idee, große Zahlen von Arbeitssuchenden zu rekrutieren, um solche Tests in Alten- und Pflegeheimen durchzuführen. "Wenn ungeschultes Personal zum Einsatz kommt, habe ich Sorge, dass die Zuverlässigkeit der Testergebnisse noch weiter leiden wird", so Keppler weiter.

Er kritisierte weiter, dass die Hersteller mit ihren eigenen Angaben zur Testqualität werben dürften: 

"Das gleicht einer Fehlinformation. Wir haben in den letzten Wochen Ausbruchsszenarien gesehen, bei denen wahrscheinlich falsche Ergebnisse von Antigen-Schnelltests eine entscheidende Rolle für den Eintrag des Virus gespielt haben."

Die Stiftung Patientenschutz forderte deshalb vom Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, dafür zu sorgen, dass nun eine Überprüfung durch unabhängige Labore stattfindet. "Nur geprüfte Antigen-Tests dürfen dann eingesetzt werden", erklärte Vorstand Eugen Brysch. Er kritisierte:

"Es ist also kein Zufall, dass selbst negative Schnelltests in der Altenpflege Masseninfektionen nicht verhindern können."

Der Verband der Diagnostica-Industrie wollte sich zu der Kritik der Wissenschaftler nicht äußern.

Erst vor wenigen Tagen hatten auch Labormediziner vor dieser Methode gewarnt. "Die Coronavirus-Labordiagnostik und Vor-Ort-Schnelltests sind getrennte Welten", sagte der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Laborärzte (BDL), Andreas Bobrowski. Dies zeige sich nicht nur bei der Abstrichnahme und Testqualität. Die zugelassenen Schnelltests seien auch noch keiner externen Prüfung unterzogen worden.

Auch Christian Scholz, Vorstandsmitglied im Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore (ALM), warnte: 

"Auch wenn solche Schnelltests derzeit in unterschiedlichsten Lokalitäten angeboten werden, bedeutet das nicht, dass die Ergebnisse in jedem Fall sicher sind. Wir selbst erleben derzeit zu häufig, dass Antigen-Schnelltests falsch positive oder falsch negative Ergebnisse liefern."

Während sich die Menschen bei falsch-positiven Tests unnötig sorgten, wögen sie sich bei falsch negativen Befunden in gefährlicher, weil falscher Sicherheit.

Die Antigen-Schnelltests für SARS-CoV-2 kommen inzwischen massenweise bundesweit zum Einsatz. Beliebt sind sie vor allem deshalb, weil sie ein schnelles Ergebnis liefern, in der Regel in 15 bis 30 Minuten. 

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(rt/dpa)

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