"Gemeinheit!" – Belavia-Chef kritisiert Luftblockade Weißrusslands und erinnert an COVID-19-Flüge
"Der Rat der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) traf sich und beschloss, die Landung der Ryanair-Maschine in Minsk bis zum 25. Juni zu untersuchen. Aber heute, ohne auch nur den Beginn der Ermittlungen abzuwarten, haben die oben genannten Länder Sanktionen gegen Belavia verhängt, die nichts (...) mit diesem Vorfall zu tun hat", schrieb der Generaldirektor der weißrussischen Fluggesellschaft Belavia Igor Tscherginez am Samstag auf seiner Facebook-Seite.
Gemeint hat Tscherginez die Regierungen Großbritanniens, Frankreichs, Litauens, USA und anderen westlichen Ländern, die Belavia im Frühjahr 2020 um Evakuierung ihrer Bürger während des ersten Corona-Lockdowns gebeten hatten. Ihm zufolge hat das Unternehmen "tausendfache Dankbarkeit" von Bürgern dieser Länder erhalten, Dutzende davon unmittelbar von Regierungschefs, Außenministern und Botschaftern. Diese hätten sie "mantraartig" wiederholt:
"Oleg Krawtschenko, der verstorbene stellvertretende Außenminister von Weißrussland, überbrachte mir die Dankesworte des US-Außenministeriums und der US-Botschaft in Minsk ('Wir werden die Evakuierung der amerikanischen Bürger aus der Türkei NIE vergessen'). Diese Worte wurden wie ein Mantra für, ich glaube, zwei Wochen jeden Tag wiederholt." Unter seinem Beitrag postete der Belavia-Chef Bericht einer CNN-Korrespondentin über ihren Flug mit einer Belavia-Maschine von Istanbul nach London mit einem Zwischenstopp im Minsker Flughafen, wo sie für 22-Stunden eine Schlafbox gemietet hatte.
Was aber jetzt mit den Sanktionen gegen Belavia passiert, sei eine Gemeinheit und "völlige Zerstörung der Grundlagen der Demokratie", so Tscherginez.
"Sie bestrafen das unschuldige Belavia, ohne überhaupt eine Untersuchung einzuleiten."
Der Schritt dieser Länder, nicht nur Flughäfen für die Landung weißrussischer Fluggesellschaften zu schließen, sondern auch die Luftkorridore, ist ihm zufolge klar geplant. "Sie verhöhnen uns, die Menschen, egal, welchen Pass sie haben", so Tscherginez. Er fügte hinzu, dass es keine Entlassungen des Personals geplant sei.
Auf Belavia-Flüge während des ersten COVID-19-Lockdowns wies auch der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko bei seinem Treffen mit seinem russischen Kollegen Präsidenten Wladimir Putin am Freitag hin. "Wir haben Tausende von Schweden, Polen, Litauern, Deutschen, Amerikaner und andere aus ihren Urlaubsorten nach Minsk und dann weiter in ihre Heimatländer gebracht", sagte er im Hinblick auf spätere Strafmaßnahmen gegen die weißrussische Fluggesellschaft. "Wofür haben sie das Arbeitskollektiv bestraft? Dafür, dass es sie während der COVID-19-Zeit ausgeflogen hatte?", fragte er.
Zuvor hatte die ICAO angekündigt, dass sie eine Untersuchung der Situation mit dem in Minsk gelandeten Ryanair-Flug einleiten werde. Am 23. Mai musste die Ryanair-Maschine, die von Athen nach Vilnius flog, am Flughafen Minsk aufgrund einer Bombendrohung zwischenlanden und mehrere Stunden am Boden bleiben. Die Bombendrohung erwies sich nach einer Kontrolle als unzutreffend. Veröffentlichte Gespräche zwischen Piloten und Fluglotsen weisen darauf hin, dass die Piloten die Entscheidung, in Minsk zu landen, selbstständig trafen.
Während der Zwischenlandung wurden von den Sicherheitsbehörden der in Weißrussland zur Fahndung ausgeschriebene politische Aktivist Roman Protassewitsch und seine Freundin Sofia Sapega festgenommen. Sie gestand, persönliche Daten von Mitarbeitern des weißrussischen Innenministeriums veröffentlicht zu haben. Berichte, dass in Minsk auch angebliche KGB-Mitarbeiter von Bord gingen, haben sich als unwahr erwiesen.
Im Westen rief der Vorfall eine Welle der Empörung hervor, und bereits am Montag wurden vom EU-Rat die ersten Sanktionen beschlossen. Weißrussische Fluggesellschaften dürfen künftig den Luftraum der EU nicht mehr nutzen und sind von Starts und Landungen an Flughäfen in der EU ausgeschlossen. Fluggesellschaften mit Sitz in der EU sind darüber hinaus aufgefordert, den Luftraum über Weißrussland zu meiden.
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