Europa

Impfstoff-Krieg: EU wird von Pharmariesen gewarnt

In der Debatte um ein Exportverbot für Corona-Impfstoffe aus der EU droht ein möglicher Impfstoff-Krieg ohne Gewinner. Die Pharmaindustrie sieht sich von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgebremst und warnt.
Impfstoff-Krieg: EU wird von Pharmariesen gewarntQuelle: www.globallookpress.com © Picture Alliance for DLD/Huber/Andreas Gebert

Der Chef des Pharmariesen Merck, Stefan Oschmann, warnt im Handelsblatt:

"Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung, über die ich mir große Sorgen mache. Ein Impfstoff-Krieg wird allen schaden."

EU-Kommissionschefin hatte am Wochenende berichtet, man könne die bisherige Exportpraxis den Bürgern kaum noch erklären. Auch dem Hersteller AstraZeneca und Großbritannien drohte sie mit weiteren Exportbeschränkungen. Bislang sind den Worten allerdings noch keine Taten gefolgt. Die Ausfuhr von Corona-Impfstoffen funktioniert noch, obwohl in der EU ein Mangel an diesen Präparaten vorherrscht. 

Von der Leyen hatte in den vergangenen Wochen wiederholt an den Impfvorsprung anderer Länder erinnert. Das treffe auf Großbritannien und die USA zu. Der britische Premier Boris Johnson bemühte sich unterdessen auf EU-Ebene, einen drohenden Impfstoff-Krieg zu vermeiden. Er sagte:

"Ich bin nach Gesprächen mit EU-Partnern in den vergangenen Monaten sicher, dass sie keine Blockaden wollen. Ich denke, das ist sehr, sehr wichtig."

Auch die EU-Kommission stellte in Brüssel zwar vordergründig klar, dass niemand die Absicht habe, Exportverbote zu verhängen. Einziger Haken ist die Bedingung: Man müsse die von der EU bestellten Impfstoffe rasch und verlässlich bekommen.

Pharmavertreter sehen in drohenden Exporteinschränkungen die internationale Arbeitsteilung und Vernetzung ihrer Branche gefährdet. Der Merck-Chef Oschmann fürchtet, dass die USA ihrerseits mit Exportverboten für wichtige Biotechvorprodukte die europäische Biotechindustrie hart treffen könnte.

Immerhin sind die Produktionsstrukturen in der Pharmabranche sehr komplex. Ein jeder Lieferboykott würde die Europäer lähmen. Der Konzern Merck etwa werde zwar von Darmstadt aus geführt, betreibt aber ein globales Produktionsnetzwerk. Die späten Impfstoff-Kaufoptionen der EU und die pragmatischere Umsetzung von Grundlagenforschung in den USA habe die Lage für Europa nicht verbessert. Auch haben umfangreiche Tests an Menschen bei der klinischen Entwicklung der COVID-Impfstoffe vor allem amerikanische Unternehmen den Ton angegeben.

Mainzer Forscher bei der Firma BioNTech räumten auch ein, dass man dort ohne das US-Unternehmen Pfizer die klinischen Studien und den Produktionsaufbau bei Weitem nicht so schnell hätte bewältigen können. Der in Deutschland entwickelte Impfstoff wurde überwiegend an US-Zentren getestet. Drei US-Fabriken seien frühzeitig für die Herstellung des Impfstoffes umgerüstet worden.

Zudem warnte der deutsche Pharma-Branchenverband VFA, dass Deutschland in der klinischen Forschung gegenüber den USA und asiatischen Ländern an Boden verliere. Dorthin wanderten zunehmend die klinische Forschung sowie die Biotech-Produktion ab. Die Pharmabranche sei seit Langem von einem Trend zur globalen Arbeitsteilung und Vernetzung geprägt. Pharmafirmen versuchen in diesem Zuge, die Produktion einzelner Produkte möglichst an einem oder wenigen Standorten für eine globale Versorgung zu konzentrieren.

Ein neuer Arzneimittel-Protektionismus würde die globalen Produktionsnetzwerke infrage stellen. Die europäische Arzneimittelindustrie würde empfindlicher getroffen als die der USA. Europäische Firmen spielen in dem globalen Netzwerk der Arzneimittelproduktion zwar eine bedeutende Rolle. Insgesamt jedoch dominieren im Biopharmabereich nach wie vor amerikanische Unternehmen.

Weitere Optionen hat die EU durch ihre Sanktionspolitik gegenüber Russland nicht. Russische Produkte wie etwa Sputnik V warten bis heute auf eine europäische Zulassung, obwohl der Impfstoff schon in 40 Ländern verimpft wird. Eine schnellere Zulassung würde nicht nur den Druck aus dem Markt nehmen, sondern auch die wirtschaftlichen Beziehungen deutlich verbessern.

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