Nahost

US-Streitkräfte über Drohnen-Angriffe auf "eigentlich geheime" Stellungen im Irak alarmiert

Im April zielte ein Drohnenangriff auf eine CIA-Halle im Flughafen der nordirakischen Stadt Erbil ab. Die US-Amerikaner sind seither alarmiert, da die Einrichtung im Grunde geheim und der Angriff ausgeklügelt war.
US-Streitkräfte über Drohnen-Angriffe auf "eigentlich geheime" Stellungen im Irak alarmiertQuelle: AFP © Planet Labs Inc

US-Militärbeamte im Irak seien zunehmend alarmiert über Angriffe der von Iran unterstützten Milizen, berichtet die Washington Post. Schiitische Milizen sollen in letzter Zeit Drohnen eingesetzt haben, um den Abwehrsystemen in der Nähe von US-Militärstützpunkten und diplomatischen US-Einrichtungen zu entgehen.

Statt Raketen hätten die Milizen gelegentlich kleine, tieffliegende Drohnen mit festen Flügeln eingesetzt, um nicht vom Luftverteidigungssystem erfasst zu werden, sagten Militärs und Diplomaten. Ein Beamter der US-geführten Koalition bezeichnete die sich entwickelnde Bedrohung durch Drohnen als die "größte Sorge der US-Militärmission im Irak".

Im April zielte ein Drohnenangriff auf eine Halle der CIA im Flughafen der nordirakischen Stadt Erbil ab, wie mit der Angelegenheit vertraute US-Beamte mitteilten. "Der Drohnenflug wurde bis auf zehn Meilen vom Standort verfolgt. Doch das Signal ging verloren, als sie sich in Richtung einer zivilen Flugbahn bewegte", sagte der Koalitionsbeamte.

Die Überreste der Drohne wurden teilweise geborgen. Eine vorläufige Analyse ergab, dass sie in Iran hergestellt worden sei, behauptete ein Beamter der US-geführten "Anti-IS-Koalition". Der Angriff habe die Sicherheitsbeamten des Weißen Hauses und des Pentagon zutiefst beunruhigt, da die Einrichtung im Grunde geheim und der Angriff ausgeklügelt gewesen sei, so die Washington Post

Obwohl bei dem Angriff niemand zu Schaden gekommen sein soll, führte er nach Angaben westlicher Sicherheitsbeamter zu einer langen Nacht der Überlegungen, wie man reagieren sollte. Einige US-Beamte befürworteten ernsthafte Überlegungen zu einer militärischen Gegenmaßnahme, darunter der Koordinator des Nationalen Sicherheitsrats für den Nahen Osten und Nordafrika, Brett McGurk. Die Biden-Administration entschied sich schließlich gegen militärische Maßnahmen, hieß es in der Washington Post.

Insgesamt wurden nach Angaben aus irakischen und westlichen Sicherheitskreisen Mitte April mindestens drei Raketen auf den Flughafen der Stadt Erbil abgefeuert. Irakische Medien berichteten, dass gewaltige Rauchsäulen nach dem Drohnenangriff in den Himmel aufgestiegen seien. Zu dem Drohnenangriff auf den Flughafen bekannte sich zunächst niemand. Allerdings begrüßte ihn die kaum bekannte proiranische Miliz Aulijaa al-Dam (Blutwächter), die bereits im Februar einen ähnlichen Angriff auf den Flughafen für sich reklamiert hatte. Der jüngste Angriff habe sich gegen die "amerikanische Besatzung" im Irak gerichtet, hieß es in der Erklärung. 

Ein weiterer Drohnenangriff im Mai auf den US-Luftwaffenstützpunkt al-Asad warf bei den US-Sicherheitsbeamten ähnliche Bedenken auf, wie Milizen ihre Taktik anpassen, so Beamte und Personal auf der Basis. 

Obwohl sich die Spannungen seit dem Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden teilweise entschärft haben, befürchten US-Beamte, dass zukünftige Angriffe eine neue Gewaltspirale auslösen könnten, da von Iran unterstützte Gruppen bislang alles daran gesetzt haben, US-Truppen vollständig aus dem Irak zu vertreiben.

Die Lage im Irak ist seit der Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimani durch einen US-Luftangriff in Bagdad Anfang Januar 2020 und einen Vergeltungsschlag Irans gegen Militärstützpunkte im Irak, die vom US-Militär genutzt werden, äußerst angespannt. Schiitische Milizen als Verbündete Irans versuchen seither durch Angriffe auf US-Ziele im Irak, die USA dazu bewegen, so schnell wie möglich das Land zu verlassen. Das Parlament des Irak hatte diesbezüglich im letzten Jahr den Abzug der US-Truppen aus dem Land gefordert. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte für eine Resolution, die das Ende der ausländischen Militärpräsenz im Irak verlangt hat. Die US-Truppen haben sich seither etwa halbiert. Im Irak sind inzwischen etwa 3.000 Koalitionstruppen, darunter 2.500 US-Amerikaner.

In den vergangenen Tagen kam es zu einer merkwürdigen Konfrontation zwischen der irakischen Regierung und schiitischen Milizen, da Premierminister Mustafa al-Kadhimi eine vorläufige Verhaftung des hochrangigen Kommandanten der schiitischen Nationalmobilmachung (Haschd al-Schaabi, PMF), Qasim Muslih, angeordnet hatte. Nur innerhalb von Stunden nach der Ankündigung der Festnahme kursierten in den sozialen Medien Aufnahmen von Milizen, in denen sie Kadhimi vor der Verhaftung von Muslih gewarnt hatten. Die schiitischen Milizen zogen zugleich in die stark abgesicherte Grüne Zone in Bagdad ein, wo sich das Haus von Kadhimi befindet. Dort riefen sie Parolen wie: "Hey Kadhimi, schläfst du oder bist du wach?"

Dieser gewagte Schritt Kadhimis sorgte bei einigen Abgeordneten im irakischen Parlament für Verstimmung. Der hochrangige irakische Abgeordnete Hadi al-Amiri sagte, Pläne zur Schwächung von Anti-Terror-Einheiten wie der Nationalmobilmachung durch die Regierung seien nur Versuche, den gesamten Irak zu destabilisieren, berichtet Press TV. Muslih soll inzwischen jedoch wieder auf freiem Fuß sein.

Der oberste US-Kommandant im Nahen Osten, Marinegeneral Kenneth "Frank" McKenzie, sagte Anfang dieses Monats, dass Bemühungen im Gange seien, eine bessere Verteidigung gegen die Drohnen zu entwickeln. Während eines Besuchs im Nordosten Syriens – eine Reise, die mutmaßlich ohne Informierung der legitimen Regierung in Damaskus stattfand – sagte McKenzie den Journalisten, dass Militärbeamte nach Wegen suchten, die Befehls- und Kontrollverbindungen zwischen einer Drohne und ihrem Betreiber zu unterbrechen und auch die Radarsensoren zu verbessern, um die Bedrohungen schnell zu identifizieren, wenn Drohnen sich den möglichen Ziele näherten. 

Im April kündigte das Weiße Haus die Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zwischen den USA und Israel zur wachsenden Bedrohung durch unbemannte Luftfahrzeuge und präzisionsgelenkte Flugkörper an, die mutmaßlich von Iran hergestellt und seinen Stellvertretern im Nahen Osten zur Verfügung gestellt werden.

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