Nahost

Saudi-Arabiens Kronprinz sendet versöhnliche Töne gen Iran

Der neue Tonfall des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman passt zu den Berichten der vergangenen Wochen über Geheimgespräche zwischen Iran und Saudi-Arabien. In einem Fernsehinterview wünschte der Kronprinz, die Beziehungen zu Teheran mögen gedeihen.
Saudi-Arabiens Kronprinz sendet versöhnliche Töne gen IranQuelle: AFP © Saudi Royal Palace

Seit Beginn des Konflikts im Jemen führen Saudi-Arabien und Iran dort im Nahen Osten einen Stellvertreterkrieg. Nun schlägt Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman in einem Fernseherinterview versöhnliche Töne in Richtung Teheran an.

"Iran ist ein benachbartes Land, und alles, wonach wir streben, sind gute und besondere Beziehungen zu Iran", sagte Salman in einem am späten Dienstagabend veröffentlichten Fernsehinterview mit dem saudi-arabischen Sender MBC. "Wir wollen nicht, dass die Situation Irans schwierig ist. Im Gegenteil: Wir wollen, dass Iran gedeiht und die Region und die Welt zu Wohlstand bringt."

Riad arbeite mit regionalen und internationalen Partnern zusammen, um Lösungen für das "negative Verhalten" Teherans zu finden, erklärte der Kronprinz weiter. "Wir hoffen, sie zu überwinden und eine gute und positive Beziehung zu Iran aufzubauen, von der alle profitieren", sagte Prinz Mohammed während des 90-minütigen Interviews.

Salmans Tonfall gegenüber Teheran unterschied sich deutlich von jenem, den der Kronprinz in früheren Interviews unter der Trump-Ära angeschlagen hatte. In der Vergangenheit hatte Salman Iran noch vorgeworfen, eine "regionale Instabilität" zu befeuern. Durch seine jüngsten freundlichen Gesten gegenüber Teheran wurde die Vermutung bestärkt, Vertreter beider Länder hätten sich bereits heimlich in der irakischen Hauptstadt Bagdad getroffen.

Nach einem Bericht der Financial Times soll am 9. April in der irakischen Hauptstadt Bagdad eine hochrangige Delegation Saudi-Arabiens mit Vertretern Irans zusammengekommen sein. Offizielle Bestätigungen für solch ein Treffen gab es allerdings damals nicht, aus Saudi-Arabien kam vielmehr gar ein Dementi von einer hochrangigen Regierungsquelle, was aber nicht ausschließt, dass der Bericht zutrifft. Die iranische Seite kommentierte die Nachricht gar nicht. Zu den Berichten über geheime Gespräche zwischen Vertretern Riads und Teherans in Bagdad äußerte sich der Kronprinz jedoch aktuell auch nicht.

Die Huthi-Bewegung, die im vergangenen Jahr weitere Geländegewinne im Zuge des Bürgerkrieges im Jemen erzielen konnte, startete vor wenigen Wochen erneut eine große Offensive auf die strategische Stadt Ma'rib. Die Stadt ist das Herz der jemenitischen Erdöl- und Erdgaswirtschaft und liegt 120 Kilometer östlich der Hauptstadt Sanaa. Saudi-Arabien setzte in letzter Zeit alles daran, um den Fall von Ma'rib zu verhindern. Press TV berichtete am 27. April, dass Huthis bis auf zwei Kilometer vor die strategische zentral gelegene Stadt Ma'rib vorgedrungen seien. Wenn diese Stadt fällt, ist die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition faktisch in ihrer Mission im umkämpften Jemen gescheitert. Nach sechs Jahren sucht das Königreich einen Ausweg aus dem Konflikt. Die Huthis sind eng mit Teheran verbündet und insofern kann nur Iran auf die Huthi-Milizen Druck ausüben, um deren jüngsten Kurs bei der Militäroffensive in Richtung Ma'rib zu ändern. 

Dass die USA unter Präsident Biden derzeit versuchen, eine Wiederannäherung im Atomstreit mit Iran zu erreichen, ist eine weitere Realität, der sich offenbar die Politiker Saudi-Arabiens anpassen müssen. Insbesondere Biden hat keinerlei Interesse gezeigt, Saudi-Arabien bei eventuellen neuen Atomverhandlungen mit einzubeziehen, obwohl bin Salman die US-Regierung mehrfach aufgefordert hatte, auch die Golfstaaten an den Atomgesprächen zu beteiligen.

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