Nahost

Mindestens ein Toter bei Protesten gegen Armut und Lockdown im Libanon

Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften ist in der Hafenstadt Tripoli im Norden des Libanon ein Demonstrant ums Leben gekommen. Dabei handele es sich um einen 30 Jahre alten Mann, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur "NNA" am Donnerstag.
Mindestens ein Toter bei Protesten gegen Armut und Lockdown im LibanonQuelle: Reuters © Omar Ibrahim

Aus Krankenhauskreisen in der Stadt hieß es, mehr als 200 Menschen seien verletzt worden. Das Rote Kreuz meldete mehr als 100 Verletzte. In der Hafenstadt war es am Mittwochabend den dritten Tag in Folge zu Protesten gegen die schlechte Wirtschaftslage und die weitreichenden Ausgangsbeschränkungen in der COVID-19-Pandemie gekommen. NNA berichtete, Demonstranten hätten Molotow-Cocktails und Steine geworfen. Die Sicherheitskräfte hätten Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt, um die Stürmung eines Regierungsgebäudes zu verhindern. Laut einem Korrespondenten von RT Arabic warfen einige Demonstranten Handgranaten in die Fenster des Provinzhauptquartiers. Die Armee erwarte noch heftigere Ausschreitungen, halte sich momentan aber zurück.

"Wir haben Hunger", skandierten Menschen, die ohne Mund- und Nasenschutz auf die Straße gegangen waren. Das libanesische Rote Kreuz meldete am Mittwochabend, es seien mehr als 100 Menschen mit Verletzungen behandelt worden, 35 davon im Krankenhaus. Bereits am Dienstag hatten Dutzende Demonstranten und Sicherheitskräfte Verletzungen erlitten. Gegenüber RT erklärte der Präsident des libanesischen Roten Kreuzes, Georges Kettaneh, dass sich das Rote Kreuz "nicht in die Politik einmische". Doch "die wirtschaftliche und die Corona-Situation treiben die Menschen auf die Straßen".

"Hat sich in ein Schlachtfeld verwandelt"

Man versuche, "den Menschen zu helfen und dabei gleichzeitig die Corona-Maßnahmen zu respektieren", so Kettaneh. Insgesamt seien zwischen dem 1. und dem 27. Januar mehr als 5.000 Menschen in Krankenhäuser in Tripoli verlegt worden. Die Lage in der Stadt sei kritisch. Man arbeite mit der Regierung zusammen, und das Wichtigste sei, "Menschenleben zu retten". Ein Hindernis dabei sei, dass mehr als 80 Prozent der Krankenhäuser in privater Hand seien. Diese müssten besser mit technischen Hilfsmitteln und Personal versorgt werden.

Augenzeugen berichteten, Demonstranten hätten am Mittwoch versucht, ein Regierungsgebäude zu stürmen. Ein Augenzeuge sagte: "Das Gebiet hat sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Panzer sind aufgefahren." Den Berichten zufolge reagierten Sicherheitskräfte mit Tränengas und Warnschüssen in die Luft. Die Sicherheitskräfte gaben an, dass neun Polizisten und drei Offiziere verletzt worden seien, einer von ihnen befinde sich in einem kritischen Zustand.

Das Land am Mittelmeer erlebt eine der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrisen seiner Geschichte. Das libanesische Pfund hat gegenüber dem US-Dollar mehr als 80 Prozent seines Wertes verloren. Zugleich liegt die Inflation bei mehr als 100 Prozent. Ein Großteil der Bevölkerung lebt in Armut. Die COVID-19-Pandemie und die Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut Anfang August haben die Lage weiter verschärft. 

Wegen hoher Infektionszahlen hatte die Regierung in Beirut bereits Mitte Januar einen weitreichenden Lockdown beschlossen. So gilt eine 24-stündige Ausgangssperre. Auch die Supermärkte sind geschlossen. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner ist im Libanon sehr hoch – sie lag zuletzt bei 367.

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