Lateinamerika

Kein Bargeld mehr – Venezuela will Wirtschaft komplett digitalisieren

Venezuelas Regierung plant in unmittelbarer Zukunft, seine Wirtschaft komplett zu digitalisieren. Damit soll zum einen der anhaltende Wertverlust der venezolanischen Währung gestoppt und zudem auf die Etablierung des US-Dollars als Ausweichwährung reagiert werden.
Kein Bargeld mehr – Venezuela will Wirtschaft komplett digitalisierenQuelle: AFP © Federico Parra

Der US-Dollar dient in dem von US-Sanktionen stark gebeutelten Venezuela zunehmend als eine Art "Fluchtventil". Gegenüber dem lateinamerikanischen Nachrichtensender Telesur erklärte der venezolanische Präsident Nicolás Maduro, dass 18,6 Prozent aller kommerziellen Transaktionen in US-Dollar abgewickelt würden – gegenüber 77,3 Prozent der Transaktionen in Bolivar mit Debitkarten. Nur 3,4 Prozent der Transaktionen würden mit Bolivar-Noten bezahlt.

"Sie führen einen Krieg gegen unsere physische Währung. Wir bewegen uns in diesem Jahr tiefer in Richtung einer digitalen Wirtschaft, die sich in Expansion befindet. Ich habe das Ziel einer 100 prozentigen digitalen Wirtschaft vorgegeben", so Maduro.

Damit könnte physisches Geld in naher Zukunft ganz verschwinden. Es ist der jüngste ehrgeizige Währungsplan des venezolanischen Präsidenten. Nachdem die landeseigene Währung Bolivar in den letzten Jahren vor allem durch zunehmenden Druck aus den USA immer weiter an Wert verloren hat, schuf das lateinamerikanische Land 2018 den sogenannten "Petro" – eine Kryptowährung, die durch Rohölreserven gesichert sein soll.

Der Bolivar hat in drei Jahren Hyperinflation 99 Prozent seines Wertes eingebüßt und zwingt das Land, Geldscheine mit höherem Nennwert auszugeben, die wiederum in Rekordzeit an Wert verlieren. Laut statiste.de belief sich die durchschnittliche Inflationsrate in Venezuela im Jahr 2019 auf rund 19.906 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Jahr 2021 prognostiziert die Statistikseite die Inflationsrate auf rund 6.500 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

"Werden unsere Währung verteidigen"

Der größte Geldschein, der derzeit in Venezuela im Umlauf ist, 50.000 Bolivar, ist etwa 0,04 US-Dollar wert. Die Regierung hat die Pläne zur Ausgabe eines 100.000-Bolivar-Scheins verschoben, der derzeit weniger als 0,10 Dollar wert wäre. Seit Ende 2019 haben lokale Banken langsam damit begonnen, Konten und Finanzprodukte in US-Dollar anzubieten, aber diese bleiben begrenzt, da es kein Clearingsystem mehr gibt, das digitale Transaktionen in US-Dollar ermöglicht.

Zwar gab es Treffen zwischen einigen lokalen Banken und der venezolanischen Zentralbank, um das Problem trotz anhaltendem Druck aus Washington zu lösen, jedoch bis jetzt ohne Durchbruch. Maduro stellte dennoch in Aussicht, "Zahlungsformate" zu schaffen, die Transaktionen mit Spar- und Girokonten in US-Dollar ermöglichen sollen.

Trotz des Versprechens, die Verwendung des US-Dollars in der Wirtschaft zu erweitern, machte Maduro gleichzeitig darauf aufmerksam, dass es eine formale US-Dollarisierung nicht geben werde. "Venezuela hat seine Währung, und wir werden sie verteidigen", so Maduro.

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