Russland

In Zeiten des Krieges: Einheimische in Belgorod berichten über Beschuss und ethnische Spannungen

Unser Reporter vor Ort berichtet aus einer Region, die durch einen geografischen Zufall erneut in den Mittelpunkt des Zeitgeschehens gerückt wurde. Deren Bewohner geben Zeugnis über Drohnen, Artilleriebeschuss und ethnische Konflikte.
In Zeiten des Krieges: Einheimische in Belgorod berichten über Beschuss und ethnische SpannungenQuelle: RT

Ein Bericht von Mark Bratschikow-Pogrebisskij

Belgorod ist eine von sieben russischen Regionen, die direkt an die Ukraine grenzen. Im Jahr 2014 gewährten diese Regionen Menschen aus Charkow, Donezk und Lugansk Zuflucht, die auf der Flucht vor dem damals frisch ausgebrochenen Bürgerkrieg waren. Im Frühjahr 2022 wiederholten sich diese Bilder. Bis vor Kurzem waren sowohl die Stadt Belgorod als auch mehrere nahe gelegene Städte und Dörfer an der Grenze zu Ukraine das Ziel regelmäßiger Angriffe aus der Luft. Aus mehreren Siedlungen mussten Menschen evakuiert werden. Anschließend wurde der Zugang zu diesen Siedlungen stark eingeschränkt.

In den frühen Morgenstunden des 3. Juli wurden vier Menschen in Belgorod durch eine Rakete vom Typ Totschka-U getötet, die mit ziemlicher Sicherheit von Kiews Streitkräften abgefeuert wurde. Die tragische Ironie ist, dass drei der Opfer Ukrainer waren, die in der russischen Grenzregion Zuflucht gesucht hatten, um den Kämpfen jenseits der Grenze zu entkommen.

Die Geschichte der Stadt Belgorod ist seit ihrer Gründung im späten 16. Jahrhundert durch ihren Status als Grenzstadt geprägt. Eine gut erhaltene historische Aufzeichnung besagt, dass Zar Fjodor I., der Sohn von Iwan dem Schrecklichen und der letzte Herrscher der Dynastie der Rurikiden, 1596 den Befehl gab, die Stadt Belgorod am Ufer des Sewerskji Donez und die Stadt Oskol am Ufer des Oskol zu errichten. Seit Februar 2022 hat der Sewerskji Donez mehr Schlagzeilen gemacht als jeder andere Fluss in Russland, während die Stadt Stary Oskol eines der wichtigsten kulturellen und religiösen Zentren in der Region bleibt.

Im Jahr 1719 ließ Peter der Große den Status der Stadt Belgorod aufwerten und machte sie zur Hauptstadt der gleichnamigen Provinz innerhalb des Kiewer Gouvernements des Russischen Reiches. Sechzig Jahre später wurden die Provinz Belgorod und die umliegenden Gebiete zwischen den Regionen Kursk und Woronesch aufgeteilt.

Ende des 18. Jahrhunderts übernahm Russland unter Zarin Katharina die Große die Kontrolle über die Krim und erweiterte damit das Territorium des russischen Imperiums, wodurch Belgorod seinen Status als Grenzfestung verlor.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Belgorod zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt, der die Städte Sumy und Woltschansk verband, die heute beide auf ukrainischem Gebiet liegen. In den Jahren 1918 und 1919 wurde Belgorod von deutschen Truppen besetzt und Teil des kurzlebigen ersten ukrainischen Staates, der von Pawlo Skoropadskyj gegründet und regiert wurde und mit Deutschland und Österreich kollaborierte. Später, während des Zweiten Weltkriegs, wurde Belgorod zweimal von den Truppen Nazi-Deutschlands besetzt. Die Befreiung der Stadt am 5. August 1943 wurde in Moskau mit einem Feuerwerk gefeiert. Nach Angaben des russischen Statistikamtes belief sich die Bevölkerung des Gebiets Belgorod im Jahr 2022 auf etwa 1,5 Millionen Einwohner.

Diese und weitere Fakten erfahren beispielsweise die Besucher des Heimatmuseums der Stadt. Am 13. Juni 2022 hinterließen einige Flüchtlinge aus der Ukraine folgenden Kommentar im Gästebuch des Museums: "Wegen der besonderen Militäroperation sind wir jetzt in dieser schönen Stadt. Das Museum ist so inspirierend, wie ein Hauch frischer Luft, die wir schon lange nicht mehr geatmet haben."

Flüge von und nach Belgorod wurden am 24. Februar eingestellt. Am selben Tag trafen Berichte über die ersten Opfer eines Luftangriffs ein. Wenige Tage ging bei den Behörden eine Reihe von Anrufen ein, in denen Bombendrohungen auf öffentliche Gebäude angekündigt wurden.

Am 23. März wurde ein Grenzdorf beschossen, wobei drei Zivilisten verletzt wurden. Die Siedlungen Schurawljowka und Nechotejewka wurden in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Die Behörden riefen die Bewohnern dringend zur Evakuation auf. Laut dem Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, lebten in den Siedlungen Mitte Mai 2022 trotz der Gefahren immer noch etwa 46 Menschen. Der Beschuss der beiden Siedlungen ging weiter und die Zahl der beschädigten Häuser und der verwundeten Bewohner – die meisten davon Pensionisten – stieg. Einheimische berichteten von mindestens einem Vorfall, bei dem sie die Nacht in einem Keller verbringen mussten. Am 11. Mai 2022 wurde der 18-jährige Ruslan Nefedow aus dem Dorf Solochi durch ukrainischen Beschuss getötet.

Ein erfahrener Journalist aus Belgorod, der in der Region beheimatet ist, sprach mit RT DE über seine Erfahrungen bei einem Beschuss. Er berichtete, dass die Bewohner, die sich weigerten, ihre Häuser zu verlassen, zunächst davon überzeugt waren, dass die behördlichen Warnungen in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung standen, der sie ausgesetzt waren. Eine Person begründete ihr Zögern bei der Evakuierung damit, sich nicht von den handgefertigten landwirtschaftlichen Geräten trennen zu wollen, die sie besaß.

Ebenso gelassen zeigten sich die Einheimischen über den Brand im Öldepot in Belgorod, der am 1. April ausgebrochen war. Laut russischen Offiziellen wurde er durch einen Angriff eines ukrainischen Kampfhubschraubers ausgelöst. Der dicke schwarze Rauch war von allen Stadtteilen aus sichtbar. Die Bewohner, die in der Nähe des betroffenen Gebiets lebten, wurden in andere Stadtteile evakuiert. Zugleich gab es Berichte über Verkehrsstaus in der Nähe des brennenden Depots – aufgrund der hohen Anzahl von Menschen, die dort hinfuhren, um den Vorfall auf Video festzuhalten.

Auch eine Druckerei in Belgorod wurde Anfang April durch ukrainischen Beschuss beschädigt. Die Mutter einer Bewohnerin von Belgorod, die in der Druckerei angestellt ist, berichtete gegenüber RT, dass ihre Tochter am Tag des Beschusses das Glück hatte, von zuhause aus arbeiten zu können.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hat die Ukraine in den frühen Morgenstunden des 3. Juli drei Raketen vom Typ Totschka-U mit Streumunition auf ein Wohnviertel in Belgorod abgefeuert. Auch die Stadt Kursk wurde unter Beschuss genommen. Bei dem Angriff wurden mit Sprengstoff beladene Drohnen eingesetzt. Die Raketenabwehrsysteme der Stadt konnten zwar alle Drohnen abfangen, eine beschädigte Drohne stürzte jedoch in ein Wohnhaus. Der Gouverneur berichtete, dass dabei vier Menschen getötet und vier verletzt wurden, darunter ein Kind.

Wie oben erwähnt, waren drei der Toten ukrainische Staatsbürger. Einheimische berichteten, dass es sich um eine Familie aus Charkow gehandelt habe, die auf das Ende der Feindseligkeiten in ihrem Heimatgebiet wartete. Über 60 Privat- und Mehrfamilienhäuser wurden beschädigt. Das Verteidigungsministerium betonte, dass sich in der Nähe des angegriffenen Gebiets keine militärischen Ziele befinden und dass "der Raketenangriff geplant und durchgeführt wurde, um der Zivilbevölkerung russischer Städte zu schaden".

Anfang März öffnete Russland humanitäre Fluchtkorridore nach Belgorod für Ukrainer, die bereit waren, die etwa 80 Kilometer entfernt liegenden Städte Sumy und Charkow zu verlassen. Vor Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine hatte Belgorod aufgrund der dort gestiegenen Spannungen seit einiger Zeit bereits Flüchtlinge aus Lugansk und Donezk aufgenommen, ähnlich wie bereits im Jahr 2014.

Einwohner von Belgorod berichteten, dass viele russischsprachige Menschen aus Charkow und Umgebung angekommen seien. Ein Paar schilderte, dass es von bewaffneten ukrainischen Polizisten angehalten worden sei, die nur Ukrainisch sprachen. Sie antworteten auf ihre Fragen auf Russisch, was zu der Aufforderung führte, gefälligst auf Ukrainisch zu sprechen. Obwohl sie der Aufforderung nachkamen, wurden sie von den Beamten wegen ihrer falschen Aussprache verprügelt, wobei Umstehende zusahen. Das Paar beschloss umgehend das Land zu verlassen. Nun zweifeln sie, ob sie künftig wieder nach Charkow zurückkehren wollen.

Viele Einwohner von Belgorod haben Großfamilien in und um Charkow. Zudem gibt es dort mehrere ukrainischsprachige Siedlungen. Das Gebiet Belgorod wurde 1954 von den sowjetischen Behörden als Verwaltungseinheit gegründet, die damals nicht besonders auf sprachliche oder nationale Aspekte achteten. Bis zum vom Westen unterstützten Maidan im Jahr 2014 besuchten die Einwohner von Belgorod Charkow regelmäßig für einen Kurzurlaub und wegen besserer Einkaufsmöglichkeiten.

Inzwischen ist Charkow aber für ethnische Russen in der postsowjetischen Ukraine zu einem unsicheren Ort geworden. Einerseits war Charkow viel weniger radikal als beispielsweise Lemberg oder Iwano-Frankowsk, andererseits herrschte dort eine ganz andere Stimmung als in Lugansk oder Donezk, wo die Menschen an der Seite Russlands standen.

Charkow, wo sich die Reibungen zwischen allem Russischen und Ukrainischen intensivierten, entwickelte sich zu einem Nährboden für radikale Gruppen. Andrei Biletsky, der ehemalige Gründer und Anführer des berüchtigten Bataillons "Asow" wurde dort geboren. Als der Gouverneur der Region Belgorod Mitte April 2022 ein Flüchtlingszentrum besuchte, beherbergte es insgesamt 107 Ukrainer: 58 aus Isjum und 49 aus Charkow.

Charkow wurde im 17. Jahrhundert von Zar Alexei gegründet und war für kurze Zeit bis 1934 die Hauptstadt der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Das Polytechnische Institut von Charkow wurde 1885 unter Mitwirkung des Chemikers Dmitri Mendelejew gegründet. Das Institut bildete qualifizierte Arbeitskräfte für die Chemiefabrik in Schebekino aus, die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde und Haushaltschemikalien und Waschmittel für die gesamte Sowjetunion herstellte.

Heute ist Schebekino nur sieben Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Die Bevölkerung der Stadt beträgt rund 40.000 Menschen. Ein älterer Mann, der sein ganzes Leben lang als Fahrer in der Chemiefabrik gearbeitet hat, beschrieb gegenüber RT DE die Dynamik zwischen Schebekino und Woltschansk. Es sind nur 15 Kilometer, die die eine Stadt von der anderen trennen. Seit dem 24. Februar ist Woltschansk unter russischer Kontrolle.

"Der Betrieb für Fleischverarbeitung in Woltschansk wurde noch vor der bolschewistischen Revolution gegründet. Viele Einwohner von Schebekino fuhren früher mit dem Zug nach Woltschansk, worüber die örtlichen Ladenbesitzer nicht immer glücklich waren. Einige weigerten sich sogar, ihre Waren an Kunden aus Schebekino zu verkaufen. Andere gingen sogar so weit, ihre Türen zu verschließen. 'Schau, die Chinesen sind wieder da', sagte man in Woltschansk über die Nachbarn aus Schebekino – eine Anspielung auf ein Klischee über chinesische Touristen, die auf Auslandsreisen alles aufkaufen, was sie in die Finger kriegen. Jetzt, da die Grenze offen ist, hat sich der Spieß umgedreht und Menschen aus dem verwüsteten Woltschansk machen Ausflüge nach Schebekino, um Lebensmittel und Seife einzukaufen."

Auf die Situation in Schebekino angesprochen, zuckte der Mann mit den Schultern und sagte: "Es kommt immer wieder Bumm, Bumm, Bumm von der anderen Seite, immer wieder. Ich habe genug davon." Jurij Trofimow, Chefredakteur der Zeitung Krasnoje Znamja (Rotes Banner) in Schebekino, sagte gegenüber RT: "Wir haben hier sogar mehrere ukrainischsprachige Dörfer und viele Menschen mit ukrainischen Nachnamen. Wir haben starke familiäre Bindungen nach Charkow, das auch voll von Russischsprachigen ist. Natürlich wollen alle, dass das alles so schnell wie möglich endet."

Der Gouverneur der Region berichtete uns über die geleistete Hilfe für die Flüchtlinge aus Charkow und sagte, dass Anfang Juli bereits 25 Tonnen Öl für Transformatoren geliefert wurden, um die Stromversorgung in den Distrikten Kupjansk, Isjum und Balakleja in der Region Charkow wiederherzustellen.

Balakleja hatte besonders zu kämpfen, nachdem das Umspannwerk, das die ganze Stadt mit Strom versorgte, fast einen Monat zuvor zerstört worden war. Dank der gemeinsamen Bemühungen haben nun mehr als 20.000 Menschen wieder Strom in ihren Häusern – und vor allem konnte die kritische Infrastruktur wieder in Betrieb genommen werden.

"Als ich vor 18 Monaten hierher kam, hörte ich Leute sagen, dass Belgorod schon immer der Hinterhof von Charkow war. Es ließ mich jedes Mal zusammenzucken. Ich hatte das Gefühl, dass es umgekehrt sein sollte", sagte Gouverneur Gladkow.

Auch die Menschen in Belgorod, die weniger verängstigt als vielmehr müde von der Situation sind, werden durch Fake News immer wieder in Unruhe versetzt. Beispielsweise wurde berichtet, dass die ukrainischen Streitkräfte die Grundschule Nr. 2 in Sereda, einer Grenzstadt in der Region Belgorod, "besetzt" hätten. Es stellte sich jedoch heraus, dass es dort keine Grundschule gibt, sondern nur einen Kindergarten. Ein weiterer gefakter Bericht behauptete, dass das Leitungswasser in der Region Belgorod mit Cholera infiziert worden sei.

Die Schulkinder in Schebekino gingen zunächst für kurze Zeit in den Distanzunterricht und lernten dann wieder ganztägig im Präsenzunterricht weiter. Alle Schüler mussten das abschließende Einheitliche Staatsexamen in einer Schule ablegen, "die am weitesten von der ukrainischen Grenze entfernt lag, auch wenn diese eigentlich nur hundert Meter weiter weg stand als die andere", berichteten Einheimische gegenüber RT DE.

"Wir hören jede Nacht Explosionen. Alle haben sich inzwischen daran gewöhnt", sagt Alina, eine Studentin der Pädagogischen Hochschule von Belgorod. "Die Hochschulleitung hat gesagt, dass wir das Vollzeitstudium nur dann einstellen werden, wenn unser Gebäude getroffen werden sollte. Aber selbst dann gibt es noch ein Gewächshaus und wenn die Hochschule bombardiert wird, kann der Unterricht dort fortgesetzt werden", fügte sie hinzu.

Fast 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde in Schebekino wieder ein Feldlazarett eingerichtet – so, wie zuletzt im Sommer 1943. In der Stadt gibt es einen kleinen Friedhof für die Soldaten, die während der Kämpfe im Zweiten Weltkrieg an ihren Verwundungen starben. Heute gibt es in der Stadt drei weitere Gedenktafeln zu Ehren derjenigen, die während der Militäroffensive 2022 in Erfüllung ihrer Pflicht starben. Sie wurden auf einem der Plätze der Stadt aufgestellt und sind dem Feldwebel Dowidok (geboren 1985), dem Korporal Braschnik (geboren 1999) und dem Feldwebel Nemitow (geboren 1991) gewidmet.

Im örtlichen Park wimmelt es von Soldaten. Einige von ihnen sagen, sie stammen aus der Amur-Region im Fernen Osten Russlands. Verkäuferinnen, die den Soldaten Mineralwasser verkaufen, erzählen uns, dass man sich an das Ganze gewöhnt habe:

"Früher begannen die Explosionen jede Nacht um Mitternacht oder kurz danach. Manchmal kam es tagsüber zu Beschuss. Doch seit Mitte Juni ist es ruhiger geworden. Zuvor kreisten Flugzeuge über der Stadt und flogen sehr tief." Das seit Februar laufende Projekt zur Stadterneuerung wurde jedoch davon nicht beeinträchtigt.

Einige Einwohner haben die Stadt verlassen, als die Feindseligkeiten begannen, einige gingen nach Belgorod, andere bis nach Krasnodar, das sich im Süden Russlands befindet. "Aber das macht keinen Sinn", sagte eine der Verkäuferinnen. "Wenn es dich erwischen soll, erwischt es dich überall."

Ein Taxifahrer, ein Veteran des zweiten Feldzugs in Tschetschenien, mit dem RT DE auf dem Weg von Schebekino nach Belgorod sprechen konnte, ist davon überzeugt, dass sich die ukrainische Seite lange auf den Konflikt vorbereitet hat.

Diese Ansicht wird von lokalen Journalisten und Bewohnern der Grenzregion geteilt. Einer von ihnen, Nikita Prokoptschuk, erzählt eine Geschichte, die allerdings nur schwer zu überprüfen ist: Im frühen Winter, lange vor dem 24. Februar, hatten sich ukrainische Truppen in der Nähe der Grenze versammelt und testeten angeblich in der Nacht westliche Ausrüstung, darunter einige unbemannte NATO-Drohnen. Eine dieser Drohnen änderte unerwartet ihre Flugbahn und stürzte ab. Die Suche nach ihr im Schnee dauerte mehrere Stunden und die Soldaten hätten dabei in perfektem Russisch geflucht.

Einige Zeit zuvor, im Herbst 2021, berichteten lokale Journalisten von Aktivitäten auf der ukrainischen Seite der Grenze, bei denen ukrainische Soldaten russische Grenzsoldaten provozierten und ihnen aus der Ferne Beleidigungen zuriefen und sogar nackt an der Grenze auf und ab gerannt sein sollen.

Andrei Schdanow, ein Schriftsteller aus Belgorod, der mit RT DE sprach, sagte: "Um ehrlich zu sein, hat es mich überrascht, dass die Menschen in Belgorod auf all das, was kommen sollte, dermaßen vorbereitet waren. Vielleicht liegt es daran, dass wir in der Nähe der Grenze wohnen. Es ist eine Tatsache, dass die Menschen in den umliegenden Dörfern sehr friedliebend sind. Aber jetzt haben sie gelernt, einen ankommenden von einem abgehenden Beschuss anhand des bloßen Geräusches zu unterscheiden. Sie können sogar sagen, was geschossen wird: Iskander, Luft-Boden- oder Grad-Raketen."

In der Stadt und der Region gibt es eine aktive Freiwilligeninitiative: Menschen sammeln Geld, um Drohnen für die Armee zu kaufen. Man schickt ihnen Lebensmittel und unterstützt sie auf jede erdenkliche Weise. Lokale Social-Media-Gruppen, die den russischen Streitkräften helfen, zählen Tausende und in einigen Fällen sogar Zehntausende von Mitgliedern aus ganz Russland.

(Anm. der Red.: Einige Namen in dem Artikel wurden geändert, um die Identität der Personen zu schützen.)

Mark Bratschikow-Pogrebisskij ist Journalist und lebt in Moskau.

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