Russland

Russischer Schauspieler setzt bei Preisverleihungsrede Impfpflicht mit NS-Judenverfolgung gleich

Der russische Schauspieler und Fernsehmoderator Jegor Berojew kritisierte in einer Rede zu einer Preisverleihung die in Russland für zahlreiche Berufs- und Tätigkeitsgruppen jüngst eingeführte COVID-19-Impfpflicht – indem er sie mit der Judenverfolgung im Dritten Reich verglich.
Russischer Schauspieler setzt bei Preisverleihungsrede Impfpflicht mit NS-Judenverfolgung gleich© Witalij Belousow

Der Schauspieler und Fernsehmoderator Jegor Berojew sorgte mit seinem Erscheinen als Teil der Jury bei der Verleihung des Fernsehpreises "TEFI – Die Chronik des Sieges" am 21. Juni 2021 mit einem aufgenähten gelben sechszackigen Stern, wie ihn Juden im "Dritten Reich" tragen mussten, für Aufregung. Auch seine Rede sorgte für Furore, die er bei der Verleihungszeremonie hielt.

Darin sprach sich Berojew gegen die für zahlreiche Berufs- und Tätigkeitsgruppen jüngst eingeführte COVID-19-Impfpflicht sowie weitere Corona-Maßnahmen aus. Dabei sprach er von einer Diskriminierung Ungeimpfter in Russland.

Berojew selbst ist nach eigener Angabe nicht geimpft – anders als einige seiner Freunde und Bekannten; dies sei nie Anlass für Diskussionen gewesen, von Streitigkeiten ganz zu schweigen. "Mein Körper – mein Ding", lautet sein Credo in Anlehnung an ein gängiges feministisches Motto. Der Schauspieler bemängelte angebliche Verletzungen der Rechte der Bürger sowie die Spaltung der Gesellschaft, die auf der Grundlage fehlender oder vorhandener Impfungen begangen beziehungsweise eingeleitet würden:

"Heute bin ich in einer Welt aufgewacht, in der es zu einem Erkennungszeichen geworden ist, [das darüber entscheidet]: Bist du ein Bürger oder wirst du in einem Reservat sein, wirst du Institutionen und Veranstaltungen besuchen dürfen, wirst du alle Rechte und Leistungen genießen?"

Berojew rügte die "Nachkommen der Sieger" im Großen Vaterländischen Krieg über das Dritte Reich, dass sie solche vermeintlichen Missstände zugelassen hätten. Dies wurde aus dem Saal mit Beifall quittiert.

Der Schauspieler rief dazu auf, die "Segregation der Gesellschaft in 'klug' und 'dumm', Menschen mit und ohne Down-Syndrom, Weiße und Schwarze, Juden und Nichtjuden, Geimpfte und Ungeimpfte" nicht zuzulassen. "Dies ist schon einmal dagewesen, und unsere Urväter bezahlten dafür, dass es sich nicht wiederholt – mit ihrem Blut", so der Schauspieler. 

Rege Debatte in den sozialen Medien 

Berojews Rede löste unter russischsprachigen Nutzern sozialer Medien rege Diskussionen aus. Beispielhaft dafür der Kommentarbereich einer entsprechenden Meldung von meduza.io auf Facebook.

Auf der einen Seite gab es reichlich Zustimmung, die oft ebenso polemisch formuliert wurde, wie Berojews Rede:

"Guter Mann! Sollen die doch selber in ihr KZ marschieren."

"Zu 100 Prozent einverstanden. Das reinste Mittelalter ist das. Fangt doch noch an, aus eurem Stumpfsinn heraus Menschen zu verbrennen."

"Guter Mann! Der COVID-Rassismus ist auf dem Siegesvormarsch…"

Ebenso gab es heftige Kritik an den Aussagen des Schauspielers. Viele Kommentatoren kritisierten vor allem die Holocaust-Analogie als höchst unangemessen.

"Warum mit dem gelben Stern und nicht mit dem schwarzen Dreieck, mit dem Verrückte und Schwachsinnige ausgezeichnet wurden? Wenn schon, denn schon."

"Angesichts gestriger Initiativen der Moskauer Stadtverwaltung bin ich fast mit ihm einverstanden. Aber der gelbe Stern ist wirklich zuviel."

"Bei allem Respekt für Berojew – einem doch klugen Menschen – steht das nicht einmal auf derselben Stufe damit, was Träger des gelben Sterns in Zeiten des Faschismus durchleben mussten."

"Dein stolzer und kluger Körper darf Hunderte gelber Sterne tragen, und ich klebe dir persönlich nochmal so viele drauf. Aber trotz aller Sterne kann ein Körper einen anderen anstecken." 

"Fast ganz Israel hat sich impfen lassen. Den gelben Stern in Solidarität mit dem jüdischen Volk sollen allenfalls diejenigen anlegen, die diesem klugen Beispiel folgen."

"Jegor Berojew war schon immer sympathisch, aber das Gleichsetzen von Juden, die in Gaskammern getrieben wurden, und dem Moskauer Bürger, dem das Recht auf Besuch der Lieblingsrestaurants genommen wird, geht meiner Ansicht nach zu weit."

"Der Holocaust-Verweis – das ist dann schon gänzlich auf Tobsuchtsniveau. Ein Gang ins Café und der Gang in den Kremation-Ofen sind doch verschiedene Dinge. "

Dr. Lew Simkin, ein Jurist und Geschichtspublizist, Professor an der Russischen Staatsakademie des geistigen Eigentums, Autor dreier Bücher über den Holocaust, sprach Berojew Geschmack, Logik und den Selbsterhaltungsinstinkt ab und warf ihm Selbstergötzung vor. Der jüdischstämmige Simkin kommentierte bissig: 

"[Jegor Berojew] legte den gelben Stern als Zeichen seiner Unterstützung derjenigen ungeimpften Bürger an, denen angedroht wurde, sie nicht in Restaurants hereinzulassen. Warum der gelbe Stern? – Na, die Juden in den Todeslagern wurden doch auch schlecht verpflegt."

Im Juni wurden aufgrund eines starken Anstiegs der COVID-19-Infektionen in einigen Regionen Russlands wieder Quarantänebeschränkungen verhängt. Auch wurde die Impfpflicht für die Mitarbeiter einiger Dienstleistungs- und Handelsbereiche und für Regierungsbeamte angekündigt. Die Entscheidung über die Pflichtimpfung wurde in Moskau, im Moskauer Gebiet, in Sankt Petersburg, im Autonomen Bezirk der Nenzen, in Leningrad, in den Regionen Sachalin, Tula, Twer, Jakutien, im Kusbass und im Krasnodar-Krai getroffen.

Alle medizinischen Eingriffe und damit auch Impfungen sind nach russischem Recht jedoch nach wie vor streng freiwillig. Juristen weisen darauf hin, dass eine wörtliche Verpflichtung zur Impfung in den meisten Fällen rechtswidrig wäre. Auch von der russischen Regierung ist eine Erklärung bekannt, dass man grundsätzlich gegen Zwangsimpfungen ist – man glaube jedoch, dass die Diskriminierung der Ungeimpften im alltäglichen Leben "unweigerlich auftreten wird."

Am Dienstag verbot der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin ab dem 28. Juni den Besuch von Restaurants und Cafés in der Stadt ohne eine Impfung gegen COVID-19 oder einen Nachweis von Antikörpern nach der Genesung beziehungsweise einen aktuellen PCR-Test als Gesundheitsnachweis. Zwecks schneller Einlassabfertigung in den Gastronomiebetrieben müssen Test- oder Impfbescheinigungen zuvor in der staatlichen Datenbank registriert werden – sie werden im jeweiligen Lokal durch das Scannen eines QR-Codes verifiziert.

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