Nord Stream 2: Russland hält trotz US-Drohungen an Zusammenarbeit mit EU fest
Russland will trotz der Drohung neuer Sanktionen durch die Vereinigten Staaten weiter mit den Staaten der Europäischen Union an der Nord-Stream-2-Pipeline arbeiten. Das hat Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärt. Moskau hoffe demnach auch, den Dialog mit Washington in dieser Frage aufrechtzuerhalten. Peskow erklärte:
"Was die Opposition gegen Nord Stream 2 betrifft: Wir hoffen, dass wir zumindest den Dialog mit den USA fortsetzen können, und natürlich werden wir weiterhin mit unseren europäischen Partnern zusammenarbeiten, um die Pipeline so schnell wie möglich fertigzustellen und in Betrieb zu nehmen."
Anscheinend hatte es der Kreml nicht eilig, die Ergebnisse des jüngsten Gipfeltreffens zwischen dem US-Präsidenten Joe Biden und seinem russischen Amtskollegen Waldimir Putin in Genf neu zu bewerten angesichts der Ankündigung des Nationalen Sicherheitsberaters Jake Sullivan, dass weitere Sanktionen gegen Nord Stream 2 auf dem Weg seien.
Obwohl Moskau den Gipfel als konstruktiv bezeichnete, habe es keine Illusionen darüber, dass Washington seine Sanktionspolitik gegen Russland fortsetzen wolle, erklärte Peskow.
Der Sprecher des russischen Präsidenten merkte an, dass der Kreml versteht, dass die Einführung neuer Sanktionen in ein US-Gesetz eingebettet wurde und dass an diesem Punkt US-Präsident Joe Biden nur Nuancen bei ihrer Einführung beeinflussen kann. Peskow:
"Wenn es um Sanktionen geht, demonstriert Washington Konsistenz und Unberechenbarkeit zugleich. Wir analysieren die Situation und versuchen vorherzusagen, was diese Sanktionen bewirken könnten. Bis jetzt bleibt ihre Natur weitgehend unvorhersehbar. Nur eines ist sicher – sie werden umgesetzt werden."
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Maria Sacharowa kommentierte ihrerseits die Pläne Washingtons, neue Sanktionen gegen Nord Stream 2 einzuführen, und nannte sie einen Versuch der USA, ihre eigene "Nicht-Konkurrenzfähigkeit" zu vertuschen. Sie führte aus, dass Washington zu Sanktionen greife, um den europäischen Ländern und den europäischen Energiebetreibern ihr eigenes Fracking-Gas als Ersatz für die Pipeline anzubieten, das aber nicht wettbewerbsfähig sei.
Die Nord Stream 2-Pipeline ist ein gemeinsames Projekt des russischen Staatsunternehmens Gazprom und europäischer Energieriesen, das bis zu 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr aus Russland in die EU liefern soll. Viele EU-Länder haben das Projekt für seine Potential gelobt, den Bedarf des Kontinents an Erdgas zu decken. Erdgas ist ein Brennstoff der Wahl für die Übergangszeit, in der sich der Staatenbund auf das Ziel einer 100-prozentigen grünen Energieerzeugung zubewegt.
Die Pläne zur Inbetriebnahme der Pipeline stießen jedoch auf den starken Widerstand der USA. Washington behauptet, dass Nord Stream 2 die Abhängigkeit der EU von russischem Gas erhöhen wird und schlägt vor, dass Europa stattdessen Fracking-Gas, etwa aus den USA, kaufen sollte. Das Weiße Haus hat das Projekt bereits mit Sanktionen belegt, die den Bau zwar stoppen konnten, aber nur vorübergehend. Später verabschiedeten US-Kongressabgeordnete einen Gesetzentwurf, der die Einführung weiterer Sanktionen gegen Nord Stream 2 vorsieht. Die Biden-Regierung räumte kürzlich ein, dass es unwahrscheinlich ist, dass das Projekt so kurz vor der Eröffnung gestoppt werden kann. Aber anscheinend möchte Washington sein Vorhaben, Sanktionen gegen die Pipeline einzuführen, doch nicht ganz so schnell aufgeben.
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