Olympia märchenhaft eröffnet – Mainstreammedien wollen das Friedensfest vermiesen
von Anton Gentzen
Am Freitag, dem 4. Februar, sind in Peking die XXIV. Olympischen Winterspiele feierlich eröffnet worden. Die Eröffnungsfeier war erneut ein Fest für die Sinne: Die Gastgeber zauberten ein Wintermärchen auf die Bildschirme von Millionen Zuschauern weltweit. Es war diesmal weniger nationaler chinesischer Kolorit als bei den Sommerspielen 2008 dabei, dafür dominierten winterliche – weiße, hellblaue und blaue – Farben. Angesichts des bevorstehenden Frühlingserwachens kamen bald auch grüne und gelbe Töne in Fülle hinzu, dazu zartes Rosa – ein harmonisches Farbenspiel, wie es die Chinesen perfekt beherrschen.
Richtig bunt, sowohl farblich wie musikalisch, wurde es beim Einzug der teilnehmenden Sportler aus 91 Nationen, untermalt von einem Potpourri klassischer Musik aus aller Welt (Tschaikowski, Verdi, Mozart, Strauss, Puccini und viele andere), den bunten Trikots und Kostümen der Sportler und festlichen Farbkombinationen der Nationalflaggen. Mit der Olympischen Fahne mit dabei: drei Olympioniken aus Taiwan.
Ebenfalls mit der olympischen Flagge, auf der diesmal zumindest die Nationalfarben in Form einer Flamme oder – je nach Betrachter und Blickwinkel – einer kurvigen Skipiste aufgemalt waren: die Wintersportler aus Russland. Sie wurden vom Stadion besonders herzlich begrüßt, ein Zeichen des freundschaftlichen Zusammenrückens der Völker Russlands und Chinas. Kalt und still wurde hingegen die Mannschaft der USA empfangen.
Deutschland kam diesmal als 85. Nation ins Stadion, angeführt von Claudia Pechstein und Francesco Friedrich. Die Reihenfolge des Defilees der Mannschaften bestimmte sich dieses Mal nach dem chinesischen Alphabet.
Traditionell als letzte Mannschaft zog die des Gastgeberlandes aufs Feld und das Stadion tauchte ein in kräftiges Rot. China ist noch auf dem Weg, eine Wintersportnation zu werden. Doch so erfolgreich, wie sich das Land ein Feld nach dem anderen erobert, könnten in diesem Jahr einige der Medaillen nach den Wettkämpfen zuhause verbleiben.
Großes Glück hat die weltweite olympische Bewegung mit Thomas Bach. Weniger der Tagespolitik verpflichtet, als es manchem westlichen Politiker lieb gewesen wäre, hielt er die zeitlosen Ideale von Olympia hoch: Frieden, Völkerverständigung und das Hohelied auf den menschlichen Geist. Auch in seiner Eröffnungsrede in Peking ist er sich selbst und dem olympischen Leitbild treu geblieben und trug passend zu den dominierenden Farben der Eröffnungsfeier ein dunkelblaues Jackett.
Read the full speech delivered by International Olympic Committee President Thomas Bach during the #OpeningCeremony of the Olympic Winter Games #Beijing2022 today. 👇#Olympicshttps://t.co/oqG90KDRlX
— IOC MEDIA (@iocmedia) February 4, 2022
300 Millionen Chinesen entdeckten im zurückliegenden Jahr in mehr als 2.000 Wintersportstätten den Wintersport für sich. Wahrhaftig eine neue Dimension und eine neue Ära für die Sportarten der kalten Jahreszeit, wie der Chef des Internationalen Olympischen Komitees betonte.
Zu denken gab auch der Appell, den Bach an die Politiker in aller Welt richtete:
"In unserer zerbrechlichen Welt, in der Spaltung, Konflikte und Misstrauen zunehmen, zeigen wir der Welt: Ja, es ist möglich, erbitterte Rivalen zu sein und gleichzeitig friedlich und respektvoll miteinander zu leben.
Das ist die Aufgabe der Olympischen Spiele: uns im friedlichen Wettbewerb zusammenzubringen. Immer Brücken bauen, niemals Mauern errichten. Die Menschheit in all ihrer Vielfalt zu vereinen.
Diese Mission wird von der Generalversammlung der Vereinten Nationen nachdrücklich unterstützt. Sie hat die Resolution zum Olympischen Frieden im Konsens aller 193 UN-Mitgliedsstaaten angenommen. In der Resolution werden Sie, die olympischen Athleten, ausdrücklich erwähnt, und es wird begrüßt, dass Sie durch das olympische Ideal den Frieden und das menschliche Verständnis fördern.
In diesem olympischen Geist des Friedens appelliere ich an alle politischen Verantwortlichen in der Welt: Halten Sie sich an Ihre Verpflichtung zum Olympischen Frieden. Geben Sie dem Frieden eine Chance."
"Give Peace a Chance", ein Zitat aus dem gleichnamigen Lied des ehemaligen Beatles-Sängers John Lennon, eines unermüdlichen Träumers von einer besseren und friedlicheren Welt. Wie vielen Millionen und Milliarden auf dem Erdenrund spricht dieser Friedensappell aus dem Herzen!
In einem harten Kontrast dazu stand hingegen die Berichterstattung in den deutschen Mainstreammedien. Der Spiegel bezeichnet die Spiele despektierlich als "Olympiazirkus". Die TAZ bezichtigt den IOC der Korruption und meint, die olympischen Sportfunktionäre würden in Peking "zwangsläufig in die Schurkenrolle schlüpfen". Die Welt diffamiert die Eröffnungsfeier als "Szenen wie auf einem Parteitag" und spricht ihr "Witz, Charme und Wärme" ab. Die ZEIT bezeichnet sie als "Pannenshow" und lästert: "Die Weltmacht macht auf niedlich". Der Westdeutsche Rundfunk sieht den Sport durch China "im Dienste der Partei instrumentalisiert".
Die Frankfurter Allgemeine unkt über die "Macht der Trugbilder". Die Sicherheitskräfte sind natürlich "Aufpasser" und Peking insgesamt ein Ort, an dem man keinen Schritt zur Seite machen könne, ohne erschossen oder zumindest verhaftet zu werden:
"Auf dem Weg zum Stadion sieht man durch das Fenster des Busses acht Soldaten im Gleichschritt patrouillieren. Acht Aufpasser von so vielen in Peking. Wer wegen der Olympischen Spiele in der Stadt ist, kann eigentlich keinen Schritt machen, der nicht gemacht werden soll."
Die Propaganda aus der Trickkiste von Opa Josef beherrscht die Frankfurter perfekt.
Studieren kann man den Inhalt dieser Trickkiste täglich bei der BILD, und auch bei der Berichterstattung aus China wird man nicht enttäuscht. Bezeichnungen wie "Boss", die Mafia-Assoziation wecken, sind durchaus gewollt, wenn die Springer-Angestellten Thomas Bach als "IOC-Boss" bezeichnen.
Dass sich BILD und FAZ aus derselben Trickkiste bedienen, merkt man spätestens dann, wenn das Boulevardblatt zur Beschreibung des olympischen Pekings ansetzt: menschenleer, ausgestorben, nur Militär zu sehen:
"Die Situation: gespenstisch. Keine Zivilisten sind zu sehen, nicht mal vor Wohnsilos, wo normalerweise immer Menschen in die Hochhäuser rein- und rausgehen."
Wer's glaubt, der glaubt wirklich alles.
Immerhin lobt das ZDF im heute journal die "vordergründige Wirkung, Akustik und Optik" der Eröffnungsfeier als "sehr beeindruckend", nur um gleich darauf zum propagandistischen Rundumschlag auszuholen.
"Schöne heile Welt und man weiß, in der Realität sieht es anders aus, und Peace on Earth ist ein schöner frommer Wunsch, der er auch bleiben wird",
gab sich ZDF-Reporter Norbert König kriegsprophetisch.
Gleich danach werden in einer Einspielung die Corona-Sicherheitsmaßnahmen der Gastgeber als willkürliche Drangsalierung dargestellt: "Theater der Alpträume, Hochsicherheitstrakt Olympia. Kein Science-Fiction-Film von Ronald Emmerich – Realität in Peking", stampft der Sprecher mit dramatischer Stimme zu einer musikalischen Untermalung, die einen Horrorfilm blass aussehen lassen würde. Schnitt und Tontechnik stellen unter Beweis, dass der Lehrgang über psychologische Kriegsführung nicht umsonst war.
Die Kriegspropagandisten der deutschen und internationalen Mainstreammedien gönnen sich und uns keine Friedenspause im Geiste von Olympia.
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