Corona-Politik made in Germany: Viele Maßnahmen, aber kein Handeln

Es gibt ein Kinderspiel, dessen Preis darin besteht, von einer Tafel Schokolade essen zu dürfen, wenn man einen 6er-Pasch würfelt, Handschuhe, Mütze und Schal angezogen und mit Messer und Gabel ein Stück abgeschnitten hat. So bekämpft Deutschland Corona.
Corona-Politik made in Germany: Viele Maßnahmen, aber kein HandelnQuelle: www.globallookpress.com © Stefan Sauer

von Dagmar Henn

Seit über 18 Monaten leben wir in einem permanenten Ausnahmezustand. Mittlerweile droht eine Impfpflicht, gekoppelt mit täglicher Beschimpfung aller Ungehorsamen. Begründet wird das alles mit "der Wissenschaft". Und doch ist die Menge der logisch nicht erklärbaren Entscheidungen groß.

Nehmen wir ein einfaches, weithin bekanntes Beispiel: die PCR-Tests und ihre nicht gesetzte Vervielfältigungsschwelle. Die technischen Fakten sind simpel. PCR-Tests weisen Genfragmente nach, die, ehe sie nachgewiesen werden können, erst vervielfältigt werden müssen. In Deutschland (im Gegensatz z.B. zu China) gibt es keine Kappungsgrenze, bis zu der ein Test als positiv gezählt wird, und die Zahl der Vervielfältigungszyklen (der Ct-Wert) ist nicht Teil der Information, die gesammelt wird.

Das verfälscht die Daten über tatsächlich vorliegende Infektionen; dieser Aspekt ist schon seit langem Teil der Debatte, wenn auch nicht im Mainstream. Er hat aber noch eine weitere Konsequenz, die wesentlich seltener wahrgenommen wird: die erhobenen Zahlen, die über eine so lange Zeitdauer und eine so große Zahl von Menschen hinweg wertvolle Informationen liefern könnten, werden weitgehend nutzlos.

Selbst wenn man es für riskant hält, von vorneherein eine Schwelle für den Ct-Wert zu setzen, würde eine Miterfassung relativ schnell eine verlässliche Schwelle liefern, weil sich dann nachvollziehen ließe, bis zu welchem Wert eine positiv getestete Person andere infizieren kann. Das wäre die erste daraus zu gewinnende Information, die zugleich für verlässliche Zahlen über die tatsächlich Infizierten führt.

Aber das wäre noch nicht das Ende der Möglichkeiten. Die Daten ließen sich auf eine Korrelation zwischen Virenlast und Erkrankungsverlauf hin untersuchen. Gibt es sie? Wie stark ist sie? Gibt ein Nachweis bei einem niedrigen Ct-Wert einen verlässlichen Hinweis auf einen schwereren Verlauf? Das sind Informationen, die nützlich wären, aber nicht gewonnen werden.

Dabei wäre die Aufnahme dieses einen Punktes in den Datensatz, der den Gesundheitsämtern und von dort dem RKI übermittelt werden könnte, eine Lappalie, da er bei den Laboren, die die PCR-Tests durchführen, ohnehin vorliegt und nicht erst ermittelt werden muss. Ohne diese zusätzliche Information sind aber die mit hohem öffentlichem Aufwand gesammelten Daten wissenschaftlich weitgehend wertlos. Dabei müsste man doch erwarten, dass im Angesicht einer, wie immer betont wird, lebensbedrohlichen Pandemie alle Möglichkeiten genutzt werden, um Erkenntnisse zu gewinnen und Wege zu finden, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Das Problem des Ct-Werts ist von Anfang an bekannt, geschehen ist seither jedoch – nichts.

Die politische Klasse hat sich auf eine Impfung als Lösung festgelegt. Das kann man machen. Aber gleichzeitig sollte auch nach Möglichkeiten gesucht werden, die Erkrankung erfolgreich zu behandeln. Es gab schon andere Fälle ganz anderer Seuchen, bei denen es letztlich die Behandlung war, die das Problem löste. Und in noch anderen Fällen waren es völlig andere Faktoren, wie der Bau von Kanalisationen und verbesserte Hygiene. Eine Impfung ist erst einmal ein Mittel unter vielen, und selbst die Überzeugung, das sei ein erfolgreicher Weg, sollte nicht davon abhalten, auch andere Wege weiter zu beschreiten. Schließlich geht es um eine lebensbedrohliche Pandemie.

Nehmen wir ein anderes Beispiel einer bedrohlichen Erkrankung, für die es heute eine Impfung gibt, gegen welche die letztlich erfolgreiche Strategie aber eine andere, ganz simple war – die Cholera. Zweifellos eine der großen Seuchen und im 19. Jahrhundert in Europa gefürchtet. Sie war lange weitgehend verschwunden, ist aber seit etwa zwanzig Jahren in Lateinamerika endemisch. Sie führt jedoch mittlerweile nur noch zu wenigen Todesfällen. Warum? Weil Cholera durch Dehydration tötet und man irgendwann auf das richtige Mischungsverhältnis von Zucker und Salz im Wasser kam, um die Dehydration zu verhindern. Die Mischung wird in Fernsehspots erläutert. Ein Glas Wasser, ein Esslöffel Zucker, ein Teelöffel Salz; das kann meist selbst der ärmste Haushalt herstellen. In Apotheken gibt es perfektionierte Elektrolytmischungen. Die Impfung konnte sich nicht durchsetzen, weil sie keinen vollständigen Schutz liefert, und selbst diesen nur über begrenzte Zeit; aber das Wissen um die richtige Behandlung verwandelte eine große Seuche in eine lästige Durchfallerkrankung.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass es auch für COVID-19 Mittel gibt, die die gefürchteten schweren Verläufe verhindern. Allerdings kursieren Informationen darüber nur in den Reihen der sogenannten Corona-Kritiker. Die Empfehlungen auf der Webseite des RKI beschränken sich weitgehend auf Medikamente, die bei Beatmung eingesetzt werden; Behandlungsempfehlungen für das Anfangsstadium der Krankheit gibt es nicht.

Auch da hätte im Verlauf von eineinhalb Jahren angesichts so vieler Erkrankter etwas passieren müssen. Es gibt diverse Mittel, die in verschiedenen Ländern eingesetzt wurden: das hier so verächtlich als Pferdeentwurmungsmittel erwähnte Ivermectin, das banale Asthmamittel Budesonid oder der Hustenlöser Natriumacetylcystein. Das RKI teilt nur mit, es gebe zu wenig Studien oder die Ergebnisse seien nicht eindeutig. Aber wäre es nicht sinnvoll, Behandlungsmöglichkeiten zu erforschen?

Auch da hat sich die Corona-Politik selbst ein Bein gestellt. Denn nur ein kleiner Teil jener, die in Quarantäne geschickt werden, sitzt dort, weil er beim Hausarzt einen PCR-Test gemacht hat. Die meisten machen irgendwo, auf Arbeit, in der Schule oder in einem Testzentrum einen Schnelltest. Fällt dieser positiv aus, müssen sie laut offizieller Vorgabe, direkt nach Hause und in Quarantäne. Der PCR-Test erfolgt anschließend entweder direkt durch das Testzentrum oder erst durch das Gesundheitsamt. Das Gesundheitsamt behandelt aber nicht.

Bis auf die vom Hausarzt Getesteten und jene, deren Verhältnis zum Hausarzt so eng ist, dass sie auf telefonische Beratung hin Rezepte erhalten, bleibt also die überwiegende Mehrheit der positiv Getesteten unbehandelt. Danach gelten sie entweder als gesund oder sie erkranken so schwer, dass sie tatsächlich im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Konsequenz dieses Vorgehens ist zwangsläufig, dass zum einen fast sämtliche Möglichkeiten, die Infektion im Frühstadium zu bekämpfen, ungenutzt bleiben, oder, wenn die Betroffenen sich selbst behandeln, es bei privatem Wissen bleibt, das nie gebündelt und ausgewertet wird, um objektive Erkenntnis werden zu können.

Diese Art von Quarantänevorschrift ist im Grunde mittelalterlich. Man nehme die Kranken, sperre sie ein und schaue nach einer angemessenen Frist nach, ob sie denn noch am Leben sind. Mal abgesehen von der Absurdität, ein hoch entwickeltes Gesundheitswesen nicht schon zu Beginn einer Erkrankung zu nutzen, sondern erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist – wie viele mögliche Erkenntnisse sind auch hier verloren gegangen? Wenn eine Behandlung, welche auch immer, die Zahl schwerer Verläufe auch nur halbieren könnte, wozu bräuchte es dann noch Ausgangssperren, Kontaktverbote oder gar Impfzwänge? Und ist es legitim, zu solchen Maßnahmen zu greifen, wenn die Menge an vorhandenen Möglichkeiten derart unvollständig ausgenutzt wird?

Auch bei den angebotenen Impfstoffen setzt sich dieser Mangel an Logik fort. Das Bundesgesundheitsministerium weiß, dass ein großer Teil der nicht Geimpften beispielsweise einen klassischen Totimpfstoff akzeptieren würde. Diese Einstellung hat es selbst erheben lassen. Dennoch ist die Stellschraube, an der gedreht wird, nicht die der Zulassung anderer Impfstoffe, sondern es sind Zwangsmaßnahmen, Freiheitsberaubung und die Drohung mit einer Zwangsimpfung.

Letztlich wird das hohe wissenschaftliche Potenzial dieses Landes überhaupt nicht ausgeschöpft. Statt ein neues Problem zu lösen, indem man alle denkbaren Mittel nutzt, von der statistischen Auswertung gesammelter Zahlen bis zur Zusammenführung der Erkenntnisse, die noch in der kleinsten Landarztpraxis anfallen können, wird nur ein winziger Bruchteil dieser Möglichkeiten zu "der Wissenschaft" erklärt und ein Weg eingeschlagen, der an die Stelle einer breit angelegten gemeinsamen Anstrengung der Erkenntnis ein zwangsverordnetes Erlösungsversprechen setzt, das im Grunde schon jetzt gescheitert ist.

Dabei ist die Geschichte der Wissenschaft, auch der Medizin, voller zufälliger Erkenntnisse. Man denke nur an Semmelweis und das Kindbettfieber. Womöglich gibt es die entscheidende Erkenntnis bereits und sie hat nur keine Chance, an der mit Wucht vertretenen, voreiligen politischen Festlegung vorbeizukommen.

Wie kann es sein, dass über einen so langen Zeitraum hinweg all diese logischen Brüche nicht beachtet, geschweige denn adressiert werden – in einem Gesundheitssystem, das Hunderttausende Personen umfasst? Allein die Zahl der in Deutschland zugelassenen Ärzte liegt bei über 400.000. Sicher muss man auch hier Hanlons Rasiermesser im Blick behalten, nach dem man nichts einer bösen Absicht zuschreiben soll, das auch durch Dummheit erklärt werden kann. Und zugegeben, zumindest beim politischen Personal ist das Angebot an Dummheit großzügig bemessen.

Dennoch. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten der Datenübermittlung wäre es kein großer Aufwand, alle verfügbaren Erkenntnisse zu sammeln. Das vorhandene Potenzial zu nutzen, alle erreichbaren Daten auszuwerten. Es geschieht nicht. Im Gegenteil, an jeder möglichen Wegscheide, wie jetzt bei der Wahl zwischen einer Zulassung weiterer Impfstoffe und der Einführung weiterer die Grundrechte beschränkender Maßnahmen, fällt die Entscheidung zugunsten der denkbar negativsten Variante. Irgendwann reicht Dummheit als Erklärung nicht mehr aus und man muss sich damit befassen, ob nicht die Maßnahmen der Bekämpfung der Erkrankung dienen, sondern die Erkrankung der Ermöglichung der Maßnahmen.

Die Kollateralschäden sind enorm und nehmen mit jedem weiteren Schritt der Entrechtung zu. Gestern stellte die Berliner S-Bahn verblüfft fest, zu viele Krankschreibungen zu haben, um den normalen Betrieb aufrechtzuerhalten, und kam tatsächlich zu der Erkenntnis, das könnte mit der 3G-Regel am Arbeitsplatz zu tun haben. Der Lockdown des letzten Jahres verwüstete die Innenstädte, weil danach längst nicht alle Geschäfte wieder öffneten. Der Lockdown und die Zwangsmaßnahmen gegen nicht Geimpfte werden jetzt an unerwarteten Stellen zu Ausfällen in der Infrastruktur führen, wie am Beispiel der Berliner S-Bahn bereits sichtbar. All das kann man vorher wissen, konnte man vorhersehen. Das Gesundheitssystem selbst wird durch die Impfpflicht weiter abgebaut werden, wie in Frankreich bereits zu sehen ist. Und die Tendenz, sich diesem Elend zu entziehen, ist stark genug, dass ein Mitglied des Ethikrates bereits laut über ein Ausreiseverbot für Ungeimpfte nachdachte.

Auch hier stellt sich dieselbe Frage: Ist das alles Dummheit? Wenn längst Dutzende von Studien vorliegen, die beweisen, welche Schäden die Maßnahmen angerichtet haben, von der Ökonomie bis in die Psyche? Oder ist der Verfall, der ausgelöst wird, das eigentliche Ziel? Ist es gar kein Versehen, die gewöhnlichen Bürger aufeinander zu hetzen, als Geimpfte und nicht Geimpfte gegeneinanderzustellen, während die Politik sich in Kriegsvorbereitungen ergeht und brav Milliarden zu den Konzernen schaufelt?

Diese Rechnung wird gemacht werden müssen. Und sei es, um den eigenen Verstand beieinander zu halten.

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