Australier fanden Bidens "Kerl aus Down Under" alles andere als witzig
von Damian Wilson
Wenn man sich die gemeinsame Pressekonferenz des US-Präsidenten Joe Biden mit den per Video zugeschalteten Premierministern von Großbritannien und Australien, Boris Johnson und Scott Morrison, ansah, bei der die Unterzeichnung eines historischen Bündnisses der drei Länder verkündet wurde, so hatte man als Australier das Gefühl, Teil von etwas ganz Großem und Wichtigem zu sein. Das löste sich jedoch bei den meisten von uns "Aussies" sehr bald in Luft auf, als sich der "schläfrige Joe" nicht einmal an den Namen des zugeschalteten australischen Premierministers erinnern konnte und ihn kurzerhand "diesen Kerl aus Down Under" nannte.
Der Eindruck, den Scott Morrison bis dahin auf diesen "US-Oberbefehlshaber" gemacht haben musste, war in etwa so groß, dass er ihn nur wenige Minuten später wieder vergessen hatte. Nach diesen globalen sicherheitspolitischen Verhandlungen auf höchster Ebene, mit denen die USA die internationale geopolitische Lage in den kommenden Jahren beeinflussen wollen, brachte es Biden lediglich fertig, sich bei seinem australischen Kollegen zu bedanken mit: "Vielen Dank, Kumpel. Wir schätzen das sehr, Herr Premierminister."
Biden wirkte wie einer dieser alten Kerle in einem Golfclub, der einen schüchternen Golfjungen dafür bezahlt, ihm und seinen Kumpels auf Schritt und Tritt zu folgen. Er darf ihm nach jedem Schlag gratulieren und ihm dabei versichern, dass er es immer noch ganz toll drauf hat, bevor er zum Club zurückkehrt und nie wieder angesprochen wird. "Vielen Dank, Kumpel. Wir schätzen das sehr – äh… wie hieß der Typ nochmal?"
Der dusselige Morrison trug es mit Fassung und signalisierte mit einem fröhlichen Daumen hoch seine Anerkennung –, überglücklich, dass er Bidens Aufmerksamkeit wenigstens für eine Minute gewonnen hatte. Kein Wunder, dass Australier einen Minderwertigkeitskomplex haben! Wir fallen nicht einmal den Supermächten auf, die wir so bewundern. Und es war die ultimative Bestätigung durch unseren Premierminister höchstselbst, dass wir uns das gefallen lassen – wie Dummköpfe behandelt zu werden –, denn schließlich sind wir eben nicht so toll wie die USA oder wenigstens wie die Briten.
Dieses Verhalten hat sogar einen Namen: kulturelle Unterwerfung, also Katzbuckeln. Es ist ein weithin akzeptierter Aspekt des australischen Charakters, mit dem wir unsere eigenen Errungenschaften negieren, indem wir sie durch die Brille irgendeiner fremden "Kultur" betrachten: Musikbands werden als "Australiens Antwort auf die Rolling Stones" gefeiert, Schriftsteller als "Aussie-Goethe", Künstler als "australischer Picasso". Nie als gut genug beurteilt, um nur unter der eigenen Flagge oder auf ureigener Legitimation zu bestehen. Jetzt bestätigen sogar unsere eigenen politischen Führer, dass sie überhaupt nur auf Geheiß ihrer ausländischen Vorgesetzten mit am Tisch sitzen dürfen und wir dafür dankbar sein sollten. Obwohl dies lächerlich ist, ist es aber eben auch unsere eigene Schuld.
Wir sind dermaßen bereit, Amerikas Ansagen zu gehorchen, dass es geradezu peinlich ist – insbesondere, wenn es um China geht. Wir haben uns förmlich aufgedrängt, als der ehemalige Präsident Donald Trump eine formelle, unabhängige Untersuchung zum Ausbruch des Coronavirus in China vorschlug, um uns bei unserem Verbündeten einzuschmeicheln und auch der Europäischen Union zu zeigen, dass wir in unserem eigenen Hinterhof in der Lage sind, die Zähne zu zeigen.
Also betrat der Aussie die Bühne: "Wir machen das! Wir machen das!" kläffte der Pudel. Und China – unser größter Handelspartner, auf den 29 Prozent unseres Welthandels entfallen – schlug erwartungsgemäß sofort zurück und bestrafte australische Exporte in rund einem Dutzend Wirtschaftsbereichen – wie etwa bei Wein, Rindfleisch, Gerste und Kohle. Die Kluft weitete sich im Mai dieses Jahres noch weiter aus, als Peking ankündigte, seine wichtigen Wirtschaftsdialoge mit Australien "auf unbestimmte Zeit" auszusetzen. Und was hatte Australien dafür im Gegenzug erreicht? Es gab weder eine unabhängige Untersuchung zum Ausbruch des Coronavirus noch überhaupt die Aussicht auf eine solche – und Trump ist mittlerweile auch längst weg vom Fenster. Wir hatten für Aufregung gesorgt, niemand unterstützte uns sonderlich – und alles war unsere eigene Schuld.
Die jüngste Entscheidung Australiens, dieser neuen Drei-Nationen-Allianz AUKUS (Australien-United Kingdom-USA) beizutreten, wird in Peking wahrscheinlich weder gut ankommen und erst recht nicht die Beziehungen verbessern. Dafür haben wir aber diesmal – neben den Chinesen – auch noch traditionelle Verbündete provoziert. Wir haben die Franzosen ohne auch nur ein einziges "Excusez-moi" betrogen, indem wir unser 50-Milliarden-Euro-Geschäft für acht U-Boote mit ihnen, das bereits seit Langem vereinbart war, nun versenken, um es stattdessen an die USA zu übertragen.
Gibt es denn gar keine Grenzen bei der Arschkriecherei gegenüber Washington? Keine Grenzen, wem wir in Zukunft den Mittelfinger zeigen, nur um unseren mächtigen Freunden auf der anderen Seite des Pazifiks gefallen zu können?
Noch in diesem Monat soll Australiens enttäuschender Premierminister die USA besuchen, um im Rahmen des sogenannten Quad-Gipfels mit den Staats- und Regierungschefs Indiens und Japans teilzunehmen und auch sein erstes persönliches Gespräch mit Biden führen zu können, seit beide ihre derzeitigen Ämter antraten.
Wenn Morrison einen bleibenden Eindruck hinterlassen will, sollte er dabei darauf achten, dass er ein Namensschild trägt, am besten vielleicht in dieser elektronischen Version, die andauernd blinkt. Wenn er dann seinen Kollegen Staatenlenker die Hände schüttelt, wird man auf diese Weise vielleicht die Botschaft verstehen und etwas länger in Erinnerung behalten: "Hallo! Ich bin Scott! Wie kann ich Ihnen heute helfen?"
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Übersetzt aus dem Englischen.
Damian Wilson ist britischer Journalist, ehemaliger Redakteur der Fleet Street, Berater für die Finanzindustrie und Sonderberater für politische Kommunikation in Großbritannien und der EU.
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