Meinung

Raymond Ungers Verlust von Freiheit: Klimakrise, Migrationskrise, Coronakrise

In seinem neuen 500-Seiten starken Buch analysiert der Autor, Künstler und Therapeut messerscharf die globalen Agenden, die hinter der Klima-, Migrations- und Corona-Krise stehen. Die erstaunlichste Erkenntnis: Sie stehen alle miteinander in Verbindung und Deutschland gilt als Musterschüler ihrer radikalen Umsetzung.
Raymond Ungers Verlust von Freiheit: Klimakrise, Migrationskrise, CoronakriseQuelle: www.globallookpress.com © Frank May

von Kaspar Sachse

Mit seinem neuen Buch "Vom Verlust der Freiheit: Klimakrise, Migrationskrise, Coronakrise" (erschienen im Europa-Verlag München, 520 Seiten, 24 Euro) gelingt Raymond Unger der ganz große Wurf. Der in Berlin lebende Künstler, Autor und Therapeut hat eine Analyse der aktuellen "großen Fragen unserer Zeit" vollbracht, die es in dieser konzentrierten und gut belegten Form noch nicht gegeben hat.

Dabei schafft er es in einer leicht verständlichen Sprache, die politisch-medialen, scheinbar in Beton gegossenen Narrative zum "Klimawandel", zur "Migrationskrise" und zur "Coronakrise" aufzuweichen und lässt diese in einen ganz neuen, für jeden freiheitsliebenden Menschen zu Recht sehr bedrohlichen Antlitz erscheinen. 

Gleich zu Beginn beschreibt er, was ihn umtreibt:

"Nach meiner Einschätzung ist die Freiheit seit 1945 nicht mehr so konkret bedroht gewesen wie im Zuge der Coronakrise. Ein kleines Virus, das real existiert und unter besonderen Umständen auch real krank macht, trifft im Internetzeitalter auf eine entwurzelte, wertelose, globale Gesellschaft, in der kollektive Angst-Meme in ungeahnter Heftigkeit zünden."

Die einzige Kritik an Ungers Analyse kommt gleich am Anfang des Buches. Was das beschriebene Generationentrauma, resultierend aus der NS-Zeit, und der nachfolgenden Generation der Babyboomer angeht, trifft er nur zum Teil ins Schwarze, da viele Phänomene, die er aufzeigt, so auch in anderen Staaten vorkommen und zum Teil von dort nach Deutschland gelangten (Identitätspolitik, "Criticial Whiteness", "Gender").

Dass sich Merkel-Land in Sachen Migration und "Klimarettung" als Vorreiter präsentiert und besonders "gut" sein möchte, ist seiner Meinung nach die Konsequenz eines "Schuldkomplexes", in der sich Deutschland von allen anderen Ländern unterscheidet – ein universalistischer und ewiger "Kampf gegen rechts" und das dazugehörige Framing zeigt ganz genau auf, wer gut und wer böse ist – eine Entwicklung, die sich in den letzten Jahren enorm zugespitzt hat. Der politisch linksgrüne Mainstream in Politik, Universitäten und Medien würde aber nicht im Traum auf die Idee kommen, dass er nach einem ähnlichen Muster selbst so agiert wie seine größten Feinde – diese "kognitive Dissonanz"  der Akteure arbeitet Unger akribisch heraus.

"Coronakrise"

"Zu allen Zeiten und an allen Orten der Welt nutzten Demagogen jedweder Couleur diesen Mechanismus: Wer Angst hat, kann nicht mehr klar denken."

Das Corona-Kapitel (130 Seiten) stellt eine Chronologie der "Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise" seit März 2020 dar und zeigt auch auf, wie kurz das mediale Gedächtnis ist. Was zum Jahresbeginn 2020 noch als krude "Verschwörungstheorie" galt (Quasi-Impfplicht mit völlig neuartigen und in rekordschnelle zusammengebrauten mRNA-Vakzinen, Maskenzwang, Dauer-Ausgangssperre- und Ausnahmezustand, Massentests, digitaler Impfpass, Überwachungs-Apps), gilt Anno 2021 als Teil der "neuen Normalität", die unmittelbar an an die Machtfülle aber auch die Legitimität der Herrschenden geknüpft ist:

"Lockdown und Maskenpflicht sind allerdings derart drastische Eingriffe in die Grund- und Freiheitsrechte der Bürger, dass ein nachträgliches Eingeständnis der Sinnlosigkeit ohne Gesichts- und Machtverlust unmöglich wäre."

Daher muss das totalitäre Hamsterrad immer weiter gedreht werden:

"Man diskutiert nicht mehr, man verkündet. Datum um Datum wird der Lockdown verlängert, mit immer abstruseren Argumenten. Mal ist der Inzidenzwert zu schlecht, mal sind bedrohliche Mutationen im Anmarsch. Alte, 'rote Linien' werden kurzerhand verschärft, sobald die ehemals ausgegebenen Ziele erreich werden.

"Gender, Rassismus, Medien"

Hin und wieder lässt Unger seine zynisch-humoreske Art - die bei der Schwere der thematischen Kost durchaus nachvollziehbar ist und den Leser - sofern er keine regenbogenfarbenen, "politisch korrekten" Scheuklappen auf hat - ein Schmunzeln abzugewinnen. Beim medial gehypten Thema "Critical Whiteness" fasst der Autor die "neue Rassismus-Definition" überspitzt zusammen:

"1. Wenn Sie weiß sind, sind sie immer Rassist.

 2. Wenn Sie 'BIPoC' (Schwarze Menschen/Indigene Menschen/People of Color sind, sind Sie niemals Rassist"

Die ganzen Widersprüche und die damit verbundene Selbstkasteiung der neuen Agenden nimmt Unger auch am Beispiel "Kolonialismus" - dessen "Aufarbeitung" in der jüngsten Vergangenheit zu allerhand "Denkmalumgestaltungen" und Straßenumbenennungen geführt hat - in den Blick. So konstatiert er, dass nicht nur Europäer als Kolonialherren auftaten, doch: 

"Obwohl Osmanen und Araber selbst heftige Eroberungsfeldzüge einschließlich brutalen Sklavenhandels betrieben haben, sind es einzig die Europäer, die vor Schuld vergehen."

Und während China, Russland oder die USA ihre Co2-Emmsionen gar nicht runterfahren oder noch vergrößern, sind die Europäer - und wieder Deutschland an vorderster Front - beim Thema "Klima" die größten Weltverbesserer.  

"Klimakrise"

Hier nimmt Unger - ähnlich wie bei Corona - die vermeintlich wertneutrale und unabhängige Wissenschaft ins Visier. Er kritisiert besonders, dass Forscher mit abweichenden Meinungen medial nicht mehr in Erscheinung treten oder sogar stigmatisiert werden. Die Behauptung "der großen Einigkeit, '97 Prozent aller Wissenschaftler'" stehen hinter der menschgemachten Klimaerwärmung, verweist er ins Reich der Fabel und geht dem Framing um die bekannte Cook-Studie, die eben genau das behauptet, hart ins Gericht und nimmt sich beispielsweise der Deklaration 500 international renommierter Wissenschaftler an, die sich 2019 mit dem Inhalt von "There is no climate emergency" an UNO- Generalsekretär Guterres - ohne Erfolg - wandten. Letztendlich ist auch hier klar:

"Wer es auch nur wagt anzudenken, dass der Klimawandel weitere oder andere Ursachen haben könnte als das Spurengas Kohlenstoffdioxid, erntet angesichts der unumstößlichen 'Fakten' genervtes Augenrollen und Kopfschütteln. 'Klimaleugner' gelten fortan als Fall für den Psychiater."

"Migrationskrise"

Fast noch mehr Freunde als bei den bereits erwähnten Narrativen kann man bei einem kritischen Umgang zum Thema "Migration" verlieren. Wer diese nicht als zwingend notwendig, ja ethisch absolut vertretbar findet, der ist entweder direkt rechtsradikal oder argumentiere zumindest wie die AfD - aus "Kontaktschuld" wird dann schnell eine knallharte Cancel-Culture - mit zum Teil erheblichen Konsequenzen. Die Widersprüche zwischen "bunter" Aufnahmegesellschaft und zumeist muslimischen Zuwanderern fasst Unger mit gewohnt spitzer Feder zusammen: 

"Auch wenn linksgrüne Eliten eine kunterbunte Welt noch so sehr herbeiphantasieren - LGBT-Kurse und Islamunterricht an Schulen schließen sich aus." 

Diese unterschiedlichen Welten und das dazugehörige Selbstverständnis schildert Unger bereits zuvor in einem witzigen Vergleich in der Ü30-Generation: So entwirft er das Bild von "Lastenfahrrad-Torben". Der genuin Biodeutsche hat keinen Führerschein, ist mindestens Vegetarier und hat seinen "Co2-Fußabdruck" stehts im Blick - dazu ist er gegenüber sämtlichen Minderheiten der toleranteste und verständnisvollste Mensch der Welt - und wohnt natürlich in der Großstadt. Das ist allerdings die einzige Gemeinsamkeit mit der von Unger entworfenen Gegenfigur der "echten Männer", wie "BMW-Mohamed": "Man findet sie in der Sonnenallee oder der Hermannstraße, direkt vor den einschlägigen Shisha-Bars".

Resümee

Nachdem man sich durch das Buch gekämpft hat und ein wenig deprimiert aufgrund der offenkundig hoffnungslosen Lage ist, fasst Unger alle zuvor beschriebenen neuen und alten "Alternativlosigkeiten" noch einmal zusammen. Nicht zuletzt verweist er dabei auf den israelischen Historiker Yuval Noah Harari, der konstatierte, dass man sich an das Jahr 2020 als "den Beginn eines eines neuen Zeitalters totaler Überwachung erinnern wird. Das Jahr 2020 war das erste Jahr, in dem die Menschen freiwillig ihre Freiheit zugunsten einer imaginären Sicherheit durch digitale Kontrolle aufgegeben haben".

Final macht Unger die Schuldigen ganz deutlich aus:

"Naive Weltverbesserer haben sich einseifen lassen von den humanistischen Versprechungen einer WEF-Davos-Clique. Provinzielle Quotenpolitiker werden lobbyiert und beraten von Think-Tank-gestählten Wirtschaftsstrategen, Technokaten und Transhumanisten, die ihre Hausaufgaben gemacht haben. So sorgt Deutschland als willfährige Nation dafür, dass supranationale Agenden umgesetzt werden. Wenn Deutschland mit der Umsetzung des »Global Compact for Migration«, dem »Migrations- und Asylpaket der EU«, der »Agenda der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU)«, dem »Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)« und dem »Strategic preparedness and response plan for COVID-19« fertig ist, wird das »neue Normal« nichts mehr von dem Land übriglassen, das ich geliebt habe."

Man kann nur hoffen, dass er damit nicht recht behält. Doch im Moment scheint sich diese traurige Prophezeiung zu Erfüllen.

Festzuhalten bleibt, dass Unger mit seinem Buch - neben Sahra Wagenknechts "Die Selbstgerechten" - bislang ein Kandidat für das Buch des Jahres 2021 ist. Ein zeitgenössisches Dokument, dass man auch in zehn oder zwanzig Jahren noch zur Hand nehmen wird, wenn nachfolgenden Generationen wissen wollen, wie das damals alles begonnen hat - und warum wir es sang und klanglos mit uns Geschehen haben lassen.

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