Meinung

Annalena Baerbock: Die Kanzlerin der Medien

Annalena Baerbock ist seit Montag die Kanzlerkandidatin der Grünen. Politische Verantwortung musste sie bisher nicht tragen. Doch ab jetzt braucht sie alle Hilfe, die sie von den Medien bekommen kann. Und eines ist sicher: die wird sie bekommen.
Annalena Baerbock: Die Kanzlerin der MedienQuelle: www.globallookpress.com © Kay Nietfeld/dpa

von Arthur Buchholz

Annalena Charlotte Alma Baerbock, kurz ACAB, ist die Verkörperung des grünen Zeitgeistes. Und jetzt Kanzler:innenkandidatin. Jung, irgendwie sympathisch, aber dabei kein vollendeter Medienprofi. Man denkt unwillkürlich an Obama, der es auch hervorragend geschafft hat, mit einem Gefühl einen ganzen Wahlkampf zu betreiben. Natürlich hat ACAB nicht das Format eines Obama. Doch auch er hat es nicht alleine geschafft. Die Medien haben ihn und seine Botschaft "Hope" ins Ziel getragen. 

Alleine würde ACAB das auch nicht hinkriegen. Aber die Mithilfe der Presse ist ihr sicher. Okay, Springer wird da vielleicht nicht so ganz mitmachen, aber was macht das schon. Der Rest wird ACAB mit Samthandschuhen anfassen.

Das "Flaggschiff" öffentlich-rechtlicher Berichterstattung, die Tagesschau, zeigt schon mal, wo die Reise mit ACAB hingeht

Die Pressezentrale der Grünen hätte diesen Artikel nicht schöner schreiben können, so blumig kommt das Loblied auf ACAB daher.

Sie möge es nicht, sich zu inszenieren, im Gegensatz zu Habeck. Sie sei eine Teamplayerin, na klar, was denn sonst. Im eleganten Kleid als auch in Jeans und Lederjacke "dynamisch, selbstbewusst". Aber sicher.

Mangelnde Erfahrung wird sogar zur Tugend erhoben. Kritik ist fast schon Lästerung. Ihre Fans schert das freilich nicht. Das stellt auch die Tagesschau fest. "Manchmal fehlt es ihr allerdings an Lockerheit, und vor allem fehlt ihr eins: Regierungserfahrung. Die Frau, die nach ganz oben will, hat noch nie regiert. Die politische Konkurrenz versäumt keine Gelegenheit, das zu betonen. An Baerbock prallt das ab, und bei den Grünen spielt das ohnehin keine Rolle." Genau, die Sekte hält fest zusammen. 

Dann diese Anekdote, wie sehr sie sogar dem nüchternen Thomas de Maizière Respekt abverlangt habe, damals 2017, als es fast zur Ampelkoalition gekommen wäre. "Diese Frau beeindruckt mich. Ich habe Frau Baerbock erlebt bei den Sondierungsverhandlungen, und da hat sie einen sehr guten Eindruck gemacht, sehr informiert, zum Punkt."

Von einer Person, die sich beruflich mit Politik beschäftigt, möchte man das auch erwarten können. Ist ja nicht jeder ein Scheuer. So tief liegt die Hürde bei ACAB, die durch keine Rede kommt, ohne sich mehrmals zu verhaspeln.

Anders als die jetzige Kanzlerin kann sich Baerbock dann wirklich als Mutti inszenieren lassen. Damit macht sie den logischen Schritt über Merkel hinaus. Sie verkörpert eine "neue Generation" von Politiker:innen. Jacinda Ardern aus Neuseeland, Sanna Marin aus Finnland. Jung, frisch und weiblich. Ob das irgendwie besser für die Politik des Landes ist? Keiner weiß es, aber es sieht auf Fotos einfach besser aus als das käsige Antlitz Laschets.

Aber noch etwas anderes ist natürlich ganz wichtig für ACABs Mediendarstellung. Sie suggeriert erfolgreich, sie möchte die Macht überhaupt nicht, ja es sei ihr sogar unangenehm. Darin gleicht Baerbock der ewigen Kanzlerin, auch wenn die beiden sonst nicht viele Gemeinsamkeiten haben. Eine größere Illusion als diese können Politiker nicht vollbringen. Das ist der Heilige Gral der Öffentlichkeitsarbeit. 

Dabei ist diese vermeintliche Distanz zur Macht fernab der Wirklichkeit. Niemand ist geiler auf die Regierung als die Grünen. Und die Medien werden mit Freuden deren Anspruch auf die Macht zelebrieren. Um es pessimistisch zu sagen: ACAB ist nicht die Kanzlerin, die wir brauchen, aber die, die wir verdienen.

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