Meinung

Wir sagen von ganzem Herzen: Danke, Spiegel!

Donnerwetter, wer hätte das gedacht? Das Nachrichtenmagazin "Spiegel", sonst kein Freund von russischen Staatsmedien, macht kostenlose Werbung für RT DE – und das in einem Artikel, der als kritischer Beitrag getarnt ist. Wir sind zutiefst gerührt und ziehen den Hut.
Wir sagen von ganzem Herzen: Danke, Spiegel!Quelle: www.globallookpress.com © Georg Wendt / dpa / Evgeny Odinokov / Global Look Press

von der Redaktion

Was ist nur mit den Mainstreammedien in Deutschland los? Kaum porträtierte die Süddeutsche Zeitung Mitte Februar unseren Kollegen Florian Warweg unfreiwillig als einen unbeugsamen, unbequemen Fragesteller bei der Bundespressekonferenz und verhilft ihm so eventuell zu weiterer Popularität bei kritischen Mediennutzern, da zieht schon das Nachrichtenmagazin Spiegel nach und macht deutlich, warum RT DE so besonders ist. 

Na ja, okay, nicht ganz. Natürlich kommt das Ganze als ein vermeintlich kritischer Beitrag (leider Bezahlschranke) daher. Der Spiegel ist auf irgendeine Weise an interne Mails und sonstige Informationen von RT DE gekommen und macht jetzt auf dicke Hose. Wobei, wirklich etwas Neues steht in dem Spiegel-Artikel jetzt auch nicht. Man kommt sich als Mitarbeiter von RT DE langsam so vor wie Bill Murray in "Und täglich grüßt das Murmeltier". RT DE sei aus Moskau ferngesteuert, heißt es etwa. Es werde in die Redaktion "politisch hineinregiert". Der Beleg? Nachdem die RT-DE-Redaktion nicht schnell genug ein Putin-Zitat auf die Seite gebracht habe, sei Moskau eingeschritten. Es habe einen "Ordnungsruf" gegeben, und in einer Zoom-Konferenz seien die Mitarbeiter quasi "zusammengeschissen" worden. "Die Chefs aus Mos­kau wa­ren nicht glück­lich", schreibt der Spiegel.

Nun, zum einen möchten wir anmerken, dass "unsere Chefs" nicht in Moskau sitzen, sondern in Berlin. Dass sie regelmäßig auch nach Moskau reisen, ist richtig – schließlich handelt es sich um russische Staatsbürger. Und die Zentrale des internationalen RT-Netzwerks ist nun mal immer noch im schönen Moskau. Da kann es schon mal vorkommen, zumal in Corona-Zeiten, dass die einen in Berlin sitzen und die anderen in Moskau. Deswegen zu mutmaßen, dass RT DE aus Moskau gelenkt werde, ist ungefähr so zutreffend wie zu behaupten, Deutschland werde aus der Schweiz regiert, weil Bundeskanzlerin Angela Merkel dort gern ihren Urlaub verbringt.

Und dass man mal "von oben zusammengeschissen" wird, kommt in den allerbesten Firmen vor. Wir können den Spiegel allerdings beruhigen: Die Aufregung "der Chefs" wäre genauso groß (und berechtigt) gewesen, wenn die Redaktion eine wichtige Äußerung von Joe Biden, Emmanuel Macron oder Angela Merkel "verpennt" hätte. Und wo wir schon gerade dabei sind, wir haben tatsächlich die Meldung, dass der neue US-Präsident Joe Biden den Truppenabzug aus Deutschland gestoppt hat, um einen Tag "verschlafen". Danke also, dass Sie, liebe Spiegel-Kollegen, darauf hinweisen, dass unsere Chefetage ihre Arbeit ernst nimmt. Ein wenig mehr "Chefetage" hätte im Fall Relotius sicher auch dem Spiegel gut zu Gesicht gestanden, aber wir wollen ja nicht nachtragend sein. Und so ganz nebenbei: Führt die Tatsache, dass man das Putin-Zitat erst so spät gebracht hat, den Vorwurf einer "moskauhörigen Redaktion" nicht ad absurdum? Aber Spaß beiseite.

Danke auch, dass Sie darauf hinweisen, dass RT DE sich darum bemüht, mit Politikern aller Lager zu sprechen, dabei aber nicht immer auf Gegenliebe stößt. Dabei tun wir wirklich unser Bestes. Manchmal fühlen wir uns wie der Spiegel, als noch Helmut Kohl Bundeskanzler war. Erinnern Sie sich noch? Der Mann wollte partout nicht mit Ihnen reden. Nur hat niemand damals getitelt "Spiegel redet mit allen, nur nicht mit Kohl". Auch im hohen Norden sollte das Sprichwort "Man kann nur mit den Bräuten tanzen, die auf der Hochzeit sind" ein Begriff sein.

Außerdem, so schreiben Sie, liebe Spiegel-Kollegen, gehe aus der internen Kommunikation hervor, dass es bei uns Sprachregelungen gebe. Zum Beispiel solle man bei RT DE nicht schreiben, dass die Krim annektiert worden sei. Dabei gibt diese "Sprachregelung" nur den Standpunkt der RT-DE-Redaktion wieder. RT DE steht damit übrigens nicht allein da, wie, um nur ein Beispiel zu nennen, die Beiträge des emeritierten deutschen Professors für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg Reinhard Merkel zeigen. Die Tatsache, dass Frank Elbe, Botschafter i.R., in einem Meinungsbeitrag für RT DE von "Annexion" spricht, zeigt allerdings auch, dass wir andere Meinungen selbstverständlich zulassen.

Man kann über die Frage Annexion oder Nicht-Annexion sehr wohl streiten – dass dieser Streit auch in der deutschen Medienlandschaft stattfindet, ist wichtig. Und wir finden es toll, dass der Spiegel feststellt, dass RT DE in dieser Hinsicht zur Meinungsvielfalt im Lande beiträgt. Immerhin schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung auf ihrer Webseite:

"Die Verhinderung einer vorherrschenden Meinungsmacht ist ein Ziel demokratischer Gesellschaften. Demokratie setzt die freie individuelle Meinungsbildung und politische Willensbildung aller Bürgerinnen und Bürger voraus."

Übrigens haben wir "Sprachregelungen" nicht erfunden. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an die jahrzehntelange Weigerung der Springer-Presse, die DDR ohne Anführungszeichen zu schreiben. Und auch Sie, geschätzte Kollegen aus Hamburg, haben ein Beispiel zu bieten (ganz unten im Infokästchen), das wesentlich aktueller ist:

"Um deutlich zu machen, dass es sich bei Belarus um einen souveränen Staat handelt, der nicht Teil Russlands ist, hat das Auswärtige Amt seit geraumer Zeit begonnen, den offiziellen und zeitgemäßen Namen zu verwenden. Der SPIEGEL schließt sich dieser Entwicklung an und wird künftig Belarus statt Weißrussland schreiben."

Muss man nun befürchten, dass der Spiegel vom Auswärtigen Amt kontrolliert wird und Heiko Maas "po­li­tisch in das Magazin hineinregiert"? Wie schnell man in den Verdacht geraten kann, voreingenommen zu sein, sollten Sie, liebe Kollegen, doch wissen. Erinnern Sie sich noch an einen gewissen Richard Grenell und seine "Lobeshymnen" auf Ihr Magazin? Danke auch, dass Sie in Ihrem Artikel über uns explizit darauf hinweisen, dass RT DE nichts mit Verschwörungstheorien zu tun haben will. Dazu zitieren Sie eine weitere interne Mail von RT DE, in der die Anweisung zu lesen ist, "nicht zu behaupten, dass die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA von der amerikanischen Regierung orchestriert worden seien". Und weiter: "Auch dürfe nicht verbreitet werden, dass die Coronapandemie nicht existiere. 'Das heißt nicht, dass wir nicht bereit sind, einige kontroverse Ideen zu diskutieren', etwa 'die Effektivität von PCR-Tests'."

Man sagt, dass eine Meldung erst dann eine Meldung ist, wenn es heißt: "Mann beißt Hund." Und nicht: "Hund beißt Mann." In diesem Sinne wäre die von Ihnen zitierte Mail erst dann ein Knüller, wenn dort stünde, dass die Journalisten bei RT DE behaupten sollen, "dass die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA von der amerikanischen Regierung orchestriert worden sind". Steht da aber nicht. Und was ist bitteschön verkehrt daran, "die Effektivität von PCR-Tests" zu hinterfragen? Abgesehen davon, dass Hinterfragen immer das erste journalistische Gebot ist, haben schon ganz andere Medien, die nicht im Verdacht stehen, "Kreml-Marionetten" zu sein, darüber berichtet, dass es durchaus zu Pannen mit den Tests kommen kann.

Danke allerdings dafür, liebe Spiegel-Kollegen, dass Sie darauf hinweisen, dass RT DE dieselbe Sprachregelung nutzt wie das Robert Koch-Institut. Schließlich heißt es in einer weiteren internen Mail von RT DE, dass Sie anführen, dass es nicht in Ordnung sei, "wenn man schreibe, dass die Coronapandemie 'staatlich ausgerufen' worden sei". Und weiter: "Es sei aber in Ordnung zu schreiben, dass die Pandemie 'von der Weltgesundheitsorganisation ausgerufen' worden sei, da die WHO sie zu einem offiziellen Fakt gemacht habe." Und Sie, liebe Kollegen aus Hamburg, fügen geheimnisvoll hinzu: "Die Betonung liegt offenkundig auf 'ausgerufen', das Publikum versteht."

Wir müssen gestehen: Auch nach mehrmaligem Lesen erschließt sich der Sinn dieses Satzes nicht. Ist "ausgerufen" mittlerweile ein geheimer Code für Verschwörungstheoretiker? Wenn ja, zählt dann das Robert Koch-Institut auch zu den "Querdenkern", da es ebenfalls die Formulierung "ausgerufen" übernommen hat?

Überhaupt sei RT DE ganz dicke mit den Querdenkern, finden Sie, liebe Kollegen. Wörtlich schreiben Sie:

"In den jüngsten Monaten hat sich RT DE zum Haus-und-Hof-Medium der 'Querdenken'-Bewegung und anderer Corona-Skeptiker entwickelt. Die Plattform berichtet überdurchschnittlich viel über Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen, Ruptly sendet Livestreams."

Wir waren so erschüttert über diesen Vorwurf, dass wir einen kleinen Test gemacht haben. Wir haben den Begriff "Querdenker" in die Suchmaschine des Spiegel eingegeben und kamen (Stand heute) auf 1.674 Ergebnisse. Bei demselben Test mit RT DE kamen wir auf 113. Bei dem Suchwort "Corona-Skeptiker" liefert die Suchmaschine des Spiegel 143 Ergebnisse. Die von RT DE ganze 43. Aber wir haben schon verstanden, liebe Spiegel-Kollegen, eigentlich geht es hier im Kern gar nicht um die Zahl der Berichterstattungen, sondern darum, Andersdenkenden eine Stimme zu geben. Wir finden es deswegen toll, wie Sie indirekt klarmachen, dass RT DE zu den wenigen gehört, die die ganze Bandbreite bei diesem Thema abbilden. Merci beaucoup.

Auch machen Sie dankenswerterweise darauf aufmerksam, dass die Berichterstattung von RT DE zum Thema Corona ein großer Erfolg ist und sich auch in den Klickzahlen niederschlägt. Sie zitieren dazu eine weitere interne Mail von RT DE:

"Für die Redaktion hat sich das offenbar gelohnt. 'Unsere Augustzahlen sind sehr gut. Sicherlich haben die 'Querdenken'-Demonstrationen etwas geholfen', schrieb Geschäftsführerin Dinara Toktossunowa am 5. September 2020 in einer E-Mail an die gesamte Redaktion. In den September sei man dann mit der 'starken Berichterstattung zum Fall Nawalny stark gestartet'."

Wir freuen uns auch über unseren Erfolg. Es ist natürlich allgemein bekannt, dass Sie beim Spiegel überhaupt nicht an Klicks interessiert sind. In Hamburg arbeitet man nur aus "Freude an der Sache" und lebt von "Luft und Liebe". Es würde uns wirklich interessieren, nach welchen Kriterien Sie Ihre Themen auswählen. Offenbar ist es bei Ihnen verpönt, viele Klicks mit seiner Berichterstattung zu generieren. Was halten eigentlich Ihre Werbekunden von dieser Einstellung?

Was uns auch gefreut hat, ist, dass Sie einige Kollegen von RT DE noch mal nachträglich als unbequeme Journalisten positionieren und sie somit vom Einerlei des Mainstreamjournalismus abheben – wir hätten das nicht besser hinbekommen. Chapeau! Ganz ehrlich! Da können wir noch einiges von Ihnen lernen! Wobei, wir haben da so einen vagen Verdacht, warum Sie, liebe Kollegen vom Spiegel, ausgerechnet jetzt diesen Beitrag bringen. Kann es sein, dass Sie ganz aus dem Häuschen sind, weil RT DE angekündigt hat, zu einem "rund um die Uhr sendenden Kanal" zu werden, wie Sie schreiben? Und jetzt möchten Sie in Sachen Sendelizenz ordentlich Druck auf die Medienanstalten machen, damit die deutsche Medienlandschaft um eine unbequeme Stimme bereichert wird. Wir sind gerührt. Das wäre doch nicht nötig gewesen ...

Um uns für diese kostenlose Werbung in Sachen RT DE zu bedanken, haben wir in der Redaktion beschlossen, Sie, liebe Kollegen vom Spiegel, zu unserem nächsten Grillfest einzuladen. Natürlich erst, nachdem die ganze Corona-Geschichte vorbei ist. Vielleicht zeigen wir Ihnen dann auch unsere versteckte Troll-Armee im Keller – wobei, wir wollen mal nicht übertreiben.

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