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Kälteeinbruch in Texas unterbricht Energieversorgung Mexikos: Venezuela will Erdgas liefern

Die Kältewelle in Texas unterbricht auch die Energieversorgung Mexikos. Pipelines frieren ein und der US-Bundesstaat sieht die Priorität in der Versorgung der eigenen Bürger. Ein Vorschlag aus Venezuela kommt da vielleicht zur passenden Zeit.
Kälteeinbruch in Texas unterbricht Energieversorgung Mexikos: Venezuela will Erdgas liefernQuelle: Reuters © Daniel Becerril

von Maria Müller

Die Kältewelle mit Temperaturen von bis zu 18 Grad unter Null in Texas unterbricht auch die Energieversorgung Mexikos. Die Pipelines samt Infrastruktur, mit denen Texas sein Nachbarland mit Gas beliefert, sind zugefroren. Nun schlug Venezuelas Präsident Nicolás Maduro ein langfristiges strategisches Ziel für die Energiewirtschaft vor: Man wolle darauf hinarbeiten, Mexiko mit Erdgas zu beliefern. Bei einem Treffen mit Arbeitern der staatlichen Ölgesellschaft Petróleos de Venezuela S.A. (PDVSA) sagte er:

"Wir müssen mit der mexikanischen Regierung und mit unseren Brüdern von PEMEX sprechen. Die Schneefälle in Texas haben die Gasversorgung für das ganze Territorium Mexikos erschwert. Bei unseren Plänen mit internationalen Partnern sollte dieses Land an erster Stelle stehen. Mit Blick auf unsere strategischen Pläne für die Gasproduktion sollten wir uns zum Ziel setzen, sichere Gaslieferanten für die Energieeffizienz Mexikos zu werden."

Maduro bat Antonio José Pérez Suárez, den Vizepräsidenten für Handel und Versorgung des Verwaltungsrates der venezolanischen PDVSA, sich mit der ebenfalls staatlichen Ölgesellschaft Mexikos, Petróleos Mexicanos (PEMEX), in Verbindung zu setzen. Venezuela besitzt reiche Erdgasvorkommen, es steht weltweit an achter Stelle.

Pipelines zwischen Texas und Mexiko eingefroren

Laut Pressemeldungen soll die Kälte mit starken Schneefällen in der vergangenen Woche in Texas dazu geführt haben, dass die Gas-Pipelines mit ihrer Infrastruktur zwischen Texas und Mexiko einfroren bzw. unbenutzbar wurden. Das Unwetter unterbrach weitgehend die Stromversorgung des südlichen Nachbarlandes der USA.

Der Energiemangel verursachte in 29 Bundesstaaten Mexikos Stromausfälle, am stärksten betroffen sind die Grenzregionen zu den USA. Um Energie zu sparen, müssen in diesen Tagen 4,6 Millionen Menschen mit zeitweiligen Stromausfällen leben. Greg Abott, der Gouverneur von Texas, sah sich aufgrund der Stromkrise gezwungen, den gesamten Export von Erdgas nach Mexiko zu verbieten, um die Versorgung der texanischen Elektrizitätswerke zu sichern.

Der Hintergrund des venezolanischen Vorschlags

Die unvorhergesehene Naturkatastrophe unter dem Einfluss des Klimawandels macht deutlich, dass die reichen Öl- und Gasvorkommen Venezuelas vor der Haustür der USA und Mexikos als zusätzliche Energiequelle unverzichtbar sind. Präsident Maduro hofft nun, dass spätestens unter dem Druck der harten Realitäten ein Umdenken in Sachen Sanktionen in Gang kommen könnte.

Die Zwangsmaßnahmen verhindern nicht nur seit Jahren, dass Venezuela seine Förder- und Verarbeitungskapazitäten erneuern und steigern kann, sondern führten auch dazu, dass manche Fördereinrichtungen kollabierten. Die Öl- und Gasproduktion Venezuelas ist deshalb drastisch gesunken. Seine interne Gasversorgung ist zeitweise unterbrochen, manchmal mindern gezielte Sabotageaktionen zusätzlich die örtliche Verfügbarkeit.

Hoffen auf eine gemeinsame regionale Energieversorgung

Gegenwärtig besitzt der Karibikstaat keinen Hafen für Flüssiggastanker, insofern kann Venezuela das Energiedefizit Mexikos nur beheben, wenn mit Hilfe einer internationalen Investitionsallianz die entsprechende Infrastruktur finanziert und aufgebaut wird. Präsident Maduro hofft wohl darauf, dass der Norden zur Einsicht kommt und eines nicht zu fernen Tages der regionale Energiebedarf durch eine friedliche wirtschaftliche Zusammenarbeit gesichert werden kann. Das Angebot besteht seitens der venezolanischen Regierung schon seit mehreren Jahren. Dann wäre die Illusion einer einseitigen Ausbeutung der reichen venezolanischen Bodenschätze unter dem Zwang von militärischen Besatzungstruppen endlich vom Tisch.

Mexiko muss in der Notlage improvisieren

Die Regierung Mexikos bemüht sich in der aktuellen Notlage darum, den Lieferausfall von texanischem Gas mit anderen Energiequellen zu kompensieren. Das Land produziert 60 Prozent seiner Elektrizität mit Gas, das zu 80 Prozent durch ein Leitungsnetz aus Texas importiert wird. Man kauft nun Flüssiggas von internationalen Anbietern, doch auch die alten Kohlekraftwerke werden verstärkt benutzt. Die Sekretärin für den Energiehaushalt, Rocío Nahle, erklärte vor der Presse:

"In diesem Augenblick müssen wir mit dem, was wir haben, Energie produzieren. Das machen alle Länder. Die Vereinigten Staaten benutzen zur Zeit in hohem Ausmaß Kohle für ihren Strombedarf."

Nach ihren Worten sei Mexiko eines der Länder, das am wenigsten Kohle für die Stromerzeugung benutze. Man habe bisher auf Gas gesetzt, weil es bis zu 68 Prozent weniger kontaminiert und um rund 80 Prozent billiger sei als Öl oder Diesel. Die Verträge über Gaslieferungen mit verschiedenen nordamerikanischen Firmen hätten eine Laufzeit von 20 Jahren. Doch heute zeigten sich die Schwierigkeiten der USA, die Abmachungen einzuhalten. Luz María de la Mora, die zweite Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, erklärte:

"Unser Land hat für die aktuelle Notlage in Texas Verständnis. Doch wir sind der Meinung, dass die Maßnahmen des Gouverneurs nicht die einzige Möglichkeit darstellten, um sie zu überwinden. Außerdem würde dadurch die Wirtschaftslage in beiden Ländern unwiderruflich getroffen."

Das Wirtschaftsministerium Mexikos machte in diesen Tagen klar, dass Mexiko und Texas im Bereich der Energiesicherung völlig aufeinander bezogen sind. Von daher sei es wichtig, gemeinsame Auswege aus der Gaskrise zu finden.

Gasimporte statt Eigenförderung

Mexiko fördert selbst Erdgas aus eigenen Reserven. Doch die Fördermenge ging in den letzten zehn Jahren um ein Drittel zurück. Allerdings wurden große Vorkommen in mehreren Gebieten des Landes festgestellt, die jedoch erst kostenintensiv zu erschließen sind. Für Mexikos Ökonomie war es bisher rentabler, Gas aus Texas zu importieren, als es selbst zu produzieren. Der Nachbarstaat verkauft hier unter normalen Bedingungen ohne Klimaeinbrüche das billigste Gas der Welt. Doch wie sich zeigt, bringt eine solche eingleisige Energieabhängigkeit wachsende Risiken mit sich.

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