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"China ist sehr besorgt": USA versuchen, die Korea-Karte zu spielen

Nach dem Abschluss des Beistandsvertrags zwischen Russland und Nordkorea versuchen US-amerikanische Medien und Politiker Keile zwischen Moskau, Peking und Pjöngjang zu treiben und behaupten, dass China über den Vertragsschluss besorgt sei – ohne dass China davon wusste.
"China ist sehr besorgt": USA versuchen, die Korea-Karte zu spielenQuelle: AFP © Jung Yeon-je

Von Pjotr Akopow

Seit nunmehr einer Woche diskutiert der Westen darüber, dass China "besorgt" ist, Xi Jinping "eine zunehmende Besorgnis" zeige und dass Peking "mit Sorge beobachte". Was ist passiert? Wie sich herausgestellt hat, soll China angeblich über Wladimir Putins Besuch in Pjöngjang und den Abschluss des Vertrags über militärischen Beistand zwischen Russland und Nordkorea alarmiert sein. Spricht man davon in Peking? Nein, darüber wird im Westen, vor allem in den Vereinigten Staaten, geschrieben und gesprochen – und zwar nicht nur von den führenden Medien und Analysten, sondern auch von hochrangigen amerikanischen Beamten.

Zunächst behauptete der US-amerikanische Spitzenmilitär, der Stabschef der US-Streitkräfte, General Charles Brown, dass der Vertrag zwischen der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK) und Russland für "noch mehr Spannungen und Friktionen" zwischen Moskau und Peking gesorgt habe. Später erzählte der stellvertretende Staatssekretär Kurt Campbell, dass Putins Besuch in China Besorgnis hervorgerufen hätte: Würde die Zusammenarbeit mit Russland Pjöngjang zu Provokationen ermutigen, die eine Krise in der Region verursachen könnten?

Sorgen die USA sich um die russisch-chinesischen Beziehungen? Nein, sie versuchen schlicht einen Riss zu finden, den man weiter aufbrechen könnte. Washington kann es nicht akzeptieren, die letzten Reste des Einflusses auf die Beziehungen von Moskau und Peking verloren zu haben, und versucht nun, die Korea-Karte gegen Putin und Xi auszuspielen.

An Chinas Statt wird folgende Logik aufgebaut: Peking müsse unzufrieden sein, dass Kim Jong-un einen derart bedeutenden Vertrag mit Russland geschlossen hat, denn das mindere die Abhängigkeit der DVRK von China. Außerdem könnte es Pjöngjang zu irgendwelchen Abenteuern in der Region ermutigen und die Allianz von Südkorea und Japan mit den USA stärken. Dabei habe Peking das alles nicht nötig, denn es versuche, Tokios und Seouls Widersprüche zu den USA auszuspielen. Und das Schrecklichste: Was wäre, wenn Kim Russland in der Ukraine militärischen Beistand leisten würde, und die USA und ihre Verbündeten im Gegenzug die DVRK angreifen würden? China müsste sich doch einmischen, also gegen die USA in einen Krieg eintreten.

Haben Sie bereits Angst um die Chinesen? Dabei ist das alles noch nicht das Ende von Putins Hinterlist – er könnte Kim Jong-un sogar zu militärischer Aktivität ermutigen: "Eine noch größere Sorge ruft hervor, dass Moskau wenig Anreize hat, seinen jüngeren Partner von Aktionen abzuhalten, die Nordostasien destabilisieren würden. In Wirklichkeit könnte Putin eine Provokation von Nordkorea auf der Koreanischen Halbinsel durchaus begrüßen. Diese könnte die USA zwingen, die Aufmerksamkeit von Europa wegzunehmen, wo Russland seinen gnadenlosen Krieg gegen die Ukraine fortführt."

Das ist ein Zitat aus einem Artikel auf der Webseite der seriösen Denkfabrik "Brookings". Seine Autorin Patricia Kim hat sich sogar an Putins und Kims Stelle eine "Oktober-Überraschung" für Biden ausgedacht – eine Provokation auf der Koreanischen Halbinsel im Vorfeld der US-Wahlen, um sie zugunsten von Trump ausgehen zu lassen. Es sei also nicht China allein, das sich Sorgen machen sollte …

Ganz im Ernst, die US-amerikanischen Tricks können als billig und primitiv bezeichnet werden. China mit einer Annäherung zwischen DVRK und Russland zu erschrecken, ist schlicht lächerlich – und zwar nicht nur deshalb, weil man angesichts der vertraulichen Beziehungen zwischen Putin und Xi mit großer Sicherheit vermuten kann, dass die beiden Staatschefs das Thema Korea schon vor dem Besuch des russischen Präsidenten in Pjöngjang besprochen hatten.

Das Wichtigste ist, dass China den gleichen Vertrag mit der DVRK hat wie Moskau. Es stimmt, dass sich Kim Jong-un künftig sicherer fühlen wird, doch er wird es nicht ausnutzen, um Provokationen zu veranstalten oder Südkorea anzugreifen. Während ihrer ganzen Geschichte gab die DVRK der eigenen Sicherheit Vorrang, verließ sich aber dazu vor allem auf eigene Kräfte. Nach dem zerstörerischen Koreakrieg vor über 70 Jahren basiert die gesamte Politik der DVRK auf "Eigenständigkeit", sowohl in ideologischer, als auch in militärischer Hinsicht. Russen und Chinesen kämpften auf koreanischem Territorium gegen US-Amerikaner, doch seit dem Abzug chinesischer Truppen im Jahr 1958 verlässt sich die DVRK nur auf sich selbst. Freilich schloss sie im Jahr 1961 Hilfsverträge mit ihren Nachbarn China und UdSSR, doch war sie nie jemandes Vasall oder Marionette. In Südkorea sind immer noch US-Truppen stationiert, US-Stützpunkte gibt es auch in Japan, doch der Westen erklärt eine eigenständige und unabhängige DVRK als "Bedrohung für den Frieden".

Weder Putin noch Xi können der DVRK Befehle erteilen. Obwohl über 90 Prozent ihres mit Sanktionen belegten Handels mit China erfolgt, können nur absolut voreingenommene oder begriffsstutzige "Analytiker" das Land als einen Vasallen Chinas bezeichnen. Die DVRK lässt sich von niemandem kommandieren, weder von Freunden noch von Feinden. Dabei hat sie auch kein Ansinnen, andere zu manipulieren, weswegen es undenkbar ist, dass Kim Jong-un China oder Russland in einen Krieg hineinziehen könnte. Die DVRK verzichtete sogar bereits auf die propagandistische Losung der "friedlichen Wiedervereinigung von Korea", die der Westen fast schon als versteckten Beweis für aggressive Absichten darstellte und die Nichtanerkennung der nordkoreanischen Souveränität durch Südkorea geflissentlich ignorierte.

Die einzige Bedrohung, die mit der DVRK zusammenhängt, geht von den USA aus. Gerade die USA zwangen die Kims, sich Atomwaffen anzuschaffen. Nachdem diese beobachtet hatten, wie die Vereinigten Staaten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion unliebsame Länder niedermetzeln, setzte Pjöngjang auf ein eigenes Atomwaffenprogramm. Versuche der USA, die DVRK zum Verzicht auf die Atombombe zu zwingen, waren von vornherein zum Scheitern verurteilt: Es war klar, dass Pjöngjang jedem Druck und beliebigen Sanktionen standhalten wird. Leider wurden diese Sanktionen seinerzeit sogar von China und Russland unterstützt – aufgrund ihrer damaligen Taktik gegenüber dem Westen.

Die USA nutzten indessen das Thema der "koreanischen Bombe" schon immer, um China unter Druck zu setzen. Besonders deutlich wurde das während der Präsidentschaft von Trump. Washington forderte von Peking, die DVRK zu zwingen, sich zu entwaffnen – was im Hinblick auf Kims vollständige Unabhängigkeit weder möglich noch für China selbst notwendig war. In Wirklichkeit schafften die USA eine weitere Front gegen Peking und hielten Seoul und Tokio auf Trab, indem sie sie von einer Schwächung der US-Kontrolle nicht einmal träumen ließen.

Inzwischen führt China eine ganz andere Politik gegenüber den USA, und seine Beziehungen zu Pjöngjang und Moskau werden ausschließlich von strategischen Überlegungen eines gemeinsamen Weges – sowohl des zurückgelegten als auch des künftigen – geleitet. Weder Putin noch Xi noch Kim Jong-un streben danach, die dreifaltige "Waffenbruderschaft" am Schlachtfeld wieder aufleben zu lassen. Doch wenn die USA denken, dass Russen, Chinesen und Koreaner vergessen hätten, wie und gegen wen sie gemeinsam gekämpft haben, irren sie sich gewaltig.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 27. Juni bei RIA Nowosti.

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