"Schrecklicher Akt der Gewalt" – Zahlreiche Tote und Verletzte nach Saudi-Luftangriffen im Jemen
In der Nacht auf Freitag hat die von Saudi-Arabien angeführte Kriegskoalition in mehreren Gebieten im Jemen Luftangriffe geflogen. Im Norden des Landes wurden bei einem Angriff auf ein Gefängnis nach Angaben des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) mehr als 100 Häftlinge getötet oder verletzt.
Zudem seien bei der Bombardierung der Stadt Saada unweit der Grenze zu Saudi-Arabien 140 Menschen verletzt worden, erklärte ein Sprecher der dortigen Gesundheitsbehörde am Freitag. Rettungskräfte suchten nach weiteren Opfern. Zahlreiche Menschen würden noch vermisst, so der Sprecher weiter.
Bei den Opfern handle es sich um Zivilisten, darunter Flüchtlinge. Unter anderem aus Ostafrika erreichten in den vergangenen Jahren zahlreiche Schutzsuchende das verarmte Land, teils in der Hoffnung, von dort in die reicheren Golfstaaten zu gelangen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) berichtete unter Berufung auf Mitarbeiter vor Ort, mindestens 200 Verletzte seien in ein lokales Krankenhaus eingeliefert worden.
Die Zahlen stammten aus einem Krankenhaus in Saada, erklärte der MSF-Sprecher, was bedeute, dass die Zählung beiweitem noch nicht abgeschlossen ist: "Zwei weitere Krankenhäuser in der Stadt haben ebenfalls viele Verletzte aufgenommen und die Trümmer werden noch durchsucht." Am Ort des Angriffs lägen unzählige Leichen.
"Es scheint ein schrecklicher Akt der Gewalt gewesen zu sein", so der MSF-Sprecher.
In der Nacht auf Freitag habe es auch Luftangriffe auf andere Gebiete gegeben, darunter in der lange von Saudi-Arabien blockierten, für die Versorgung des Jemen entscheidenden Hafenstadt Hodeidah am Roten Meer.
#Yemen now:-Internet blackout.-#UAE & #Saudi bombardment on prison in Saada leaves more than 100 dead or wounded, Says Red Cross.-Fuel & electricity crisis. -No salaries.-Famine.-Fragile health system.-Daily bombardment & carnage. -Silence of the international community.
— Ahmad Algohbary (@AhmadAlgohbary) January 21, 2022
60 more Yemenis killed for a war #Saudi refuses to end despite its total failure, but no worries our conscience is clear cuz US is only selling them “defensive” weapons right @ChrisMurphyCT ? https://t.co/c8IupjXIZ0
— Sarah Leah Whitson (@sarahleah1) January 21, 2022
Ein von den Huthis veröffentlichtes Video zeigte Leichen in den Trümmern und viele Verletzte, nachdem in der Nacht zuvor ein Telekommunikationszentrum bei einem Luftangriff zerstört worden war. Dadurch kam es zu einem flächendeckenden Ausfall des Internets. Laut der Organisation NetBlocks, die sich mit Cybersicherheit und der Verwaltung des Internets befasst, begann die Unterbrechung gegen 1 Uhr in der Früh und betraf TeleYemen. Das staatliche Unternehmen kontrolliert das Internet im Land.
Es sei nicht bekannt, ob die Telekommunikationsinfrastruktur gezielt angegriffen wurde, doch deuteten visuelle Untersuchungen darauf hin, dass dies der Fall sein könnte, teilte NetBlocks mit. Der Norwegische Flüchtlingsrat verurteilte den Angriff als "eklatanten Angriff auf die zivile Infrastruktur, der sich auch auf unsere Hilfslieferungen auswirken wird".
Jemen ist durch ein FALCON-Unterseekabel im Hafen von Hodeidah mit dem Datenverkehr des Internets verbunden. Die Landkabel nach Saudi-Arabien wurden zu Beginn des Krieges gekappt. Eine weitere Anschlussstelle des FALCON-Kabels liegt weiter östlich im Hafen Ghaydah. Der Großteil der jemenitischen Bevölkerung lebt jedoch im Westen des Landes. Eine Unterbrechung des FALCON-Kabels im Jahr 2020, die durch den Anker eines Schiffes verursacht wurde, führte ebenfalls zu weitreichenden Internetausfällen im ganzen Land.
Die staatliche Nachrichtenagentur Saudi-Arabiens erklärte am Freitag, die Koalition habe "Präzisionsluftangriffe … durchgeführt, um die Fähigkeiten der Huthi-Miliz in Hodeidah zu zerstören". Einen Angriff auf das Kommunikationsnetz bestätigte die Koalition nicht, sondern bezeichnete Hodeidah als Drehscheibe für Piraterie und iranischen Waffenschmuggel zur Unterstützung der Huthis. Zuvor im Januar hatte die von Saudi-Arabien geführte Koalition angegeben, dass sich dort eine Waffenfabrik der Ansar Allah befände. Dies stellte sich allerdings kurz darauf als peinlicher Fake heraus.
Der Huthi-Satellitennachrichtensender Al-Masirah meldete, dass bei dem Angriff auf das Telekommunikationsgebäude Menschen getötet und verwundet wurden und sendete Bilder von der Suche nach Überlebenden in den Trümmern, während Helfer blutüberströmte Überlebende versorgten.
Laut der Hilfsorganisation Save the Children wurden bei dem Luftangriff auf Hodeidah mindestens drei Kinder getötet.
"Die Kinder spielten Berichten zufolge auf einem nahe gelegenen Fußballplatz, als die Raketen in der Hafenstadt Hodeidah einschlugen", hieß es in einer Erklärung.
Bei einem mutmaßlichen Drohnenangriff der Huthis im Emirat Abu Dhabi wurden vor einigen Tagen mindestens drei Menschen getötet. Das Land werde nach dem Angriff von seinem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch machen, warnte daraufhin der Berater des Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Anwar bin Mohammed Gargasch.
Der UNO-Sicherheitsrat sollte am Freitag zu einer Dringlichkeitssitzung über die Angriffe auf die Emirate zusammentreten. Dies geschah auf Antrag des Golfstaates, der seit dem 1. Januar einen der nicht ständigen Sitze im Rat innehat. Vor der Sitzung veröffentlichte das UN-Gremium eine Erklärung, in der auch die jüngsten Angriffe im Jemen verurteilt werden. "Wir sind sehr besorgt. … Das ist nicht akzeptabel", sagte Mona Juul, die norwegische Botschafterin bei den Vereinten Nationen und derzeitige Präsidentin des UNO-Sicherheitsrats, auf Fragen von Medienvertretern.
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind Teil des saudischen Bündnisses, das seit 2015 in einem hartnäckigen Konflikt gegen die Huthis kämpft. Dabei wurden bereits Millionen von Jemeniten vertrieben und zahlreiche Zivilisten getötet, während das Land in eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt stürzte.
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