Australien steckt Ureinwohner in Lager – wegen COVID
Seit Monaten hat Australien den strengsten Lockdown weltweit. Erst am letzten Wochenende gab es wieder große Proteste in Melbourne gegen die Maßnahmen. Dennoch kommt es immer wieder zu positiven Testungen und auch zu Erkrankungen.
Am Wochenende wurden jetzt acht Einwohner des Ortes Binjari in der Provinz Northern Territory, die positiv getestet wurden, in das Quarantänelager Howard Springs gebracht. Es handelt sich dabei nach Angaben des Guardian ausschließlich um Ureinwohner des Landes. Eine weitere Einwohnerin, eine 78 Jahre alte Frau, wurde ins Krankenhaus gebracht.
Weitere 38 Einwohner, die als Kontaktpersonen identifiziert wurden, sollen außerdem noch nach Howard Springs gebracht werden. Die übrigen Einwohner des Ortes sowie des Nachbarortes Rockhole dürfen ihre Wohnungen nur noch im Notfall oder für medizinische Behandlungen verlassen. Beides sind ärmliche Vororte der Stadt Katherine.
Michael Gunner, der Regierungschef der Provinz Northern Territory, schrieb in seinem Facebook-Account: "Wie Sie wissen, haben wir letzte Nacht dringende Maßnahmen ergriffen, um unsere Reaktion in diesen Gemeinden zu verschärfen – wir haben sofort einen harten Lockdown verhängt. Das heißt, für die Einwohner von Binjari und Rockhole gelten nicht länger die (bisherigen) fünf Gründe, ihr Haus zu verlassen. Sie dürfen das nur noch für medizinische Behandlungen, in einem Notfall oder wenn es das Gesetz erfordert.
Ja, das sind starke Maßnahmen, aber die Bedrohung von Leben ist extrem.
(…) Wir sind dankbar für die Unterstützung durch etwa 20 Soldaten wie auch durch Armeelastwagen, um bei der Verbringung positiver Fälle und naher Kontakte zu helfen – und bei der Unterstützung der Gemeinden."
Auch aus einem anderen Ort wurden fünf Personen nach Howard Springs gebracht, schreibt Gunner:
"Wir haben fünf zusätzliche enge Kontakte in Borraloola identifiziert, die uns zuvor nicht bekannt waren. Sie wurden alle negativ getestet, und sie werden nach Howard Springs gebracht."
Nach bisherigen Berichten sind die Einwohner von Binjari und Rockhole zumindest mit Nahrung versorgt worden, klagen aber darüber, dass die Stromversorgung ausfällt. Bei Außentemperaturen über 40 Grad im Schatten und teilweise 15 Personen, die zusammen in drei Zimmern leben, ist die Hitze im Inneren unerträglich. Unter diesen Umständen sollen sie nun zwei Wochen verbringen.
In den entlegeneren Regionen des Landes wird durch Abwassertests nach positiven Fällen gesucht. Wie aus den Erklärungen Gunners ersichtlich, sind diejenigen, die in das Quarantänelager Howard Springs verbracht werden, nicht erkrankt und teilweise – wie die fünf aus Borraloola – nicht einmal positiv getestet.
Bisher zählen die durch den Einsatz der Armee in das Quarantänelager Verbrachten sämtlich zu den australischen Ureinwohnern. Vor dem Hintergrund der australischen Geschichte, in der die Ureinwohner vertrieben, enteignet, ihrer Kinder beraubt und teils ermordet wurden, ein sehr zwiespältiges Signal.
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