Havanna-Syndrom in Wien? US-Diplomaten klagen in Österreich über seltsame Beschwerden
Das österreichische Außenministerium hat am Samstag mitgeteilt, dass das Land mit den USA zusammenarbeitet, um mehreren Beschwerden unter Mitarbeitern der US-Botschaft in Wien auf den Grund zu gehen, die angeblich den Symptomen des sogenannten Havanna-Syndroms ähneln. In einem kurzen Statement hieß es, Österreich nehme die entsprechenden Berichte sehr ernst. Die Sicherheit der in Wien tätigen Diplomaten und deren Familien sei von größter Bedeutung. Die Presse zitierte die Erklärung des US-Außenministeriums wie folgt:
"Wir nehmen die Berichte unserer Mitarbeiter über unerklärte Gesundheitsvorfälle extrem ernst. Zu diesem Zeitpunkt kennen wir weder die Ursache, noch gibt es Anzeichen, dass ein ausländischer Akteur in die Vorfälle involviert ist."
Aus dem State Department verlautete auch, dass die USA gerade dabei seien, die Fälle "energisch" zu untersuchen.
Nach einem Bericht des US-Magazins The New Yorker soll sich die österreichische Hauptstadt kurz nach dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden in einen neuen Brennpunkt der geheimnisvollen Krankheit verwandelt haben. Die genaue Zahl der Betroffenen führte das Medium nicht an. Die Rede war aber von ungefähr zwei Dutzend US-Geheimdienstmitarbeitern, Diplomaten und anderen Beamten. Somit wurde in Wien die zweitgrößte Anzahl an Fällen außerhalb Havannas gemeldet. Nach Angaben des Magazins wollte die US-Regierung die Fälle zunächst nicht an die große Glocke hängen, um die Ermittlungen der US-Behörden nicht zu behindern.
Nach Angaben von The New Yorker vermuten einige Mitglieder der US-Regierung Russland hinter den Ereignissen. Im Bericht wird in diesem Zusammenhang über eine Verbindung mit US-Versuchen spekuliert, das gegenüber Russland freundliche Österreich stärker auf die Seite des Westens zu ziehen. Die Nachrichtenagentur Reuters erinnert daran, dass viele internationale Organisationen ihren Sitz in Wien haben. Viele Länder haben dort eine große diplomatische Präsenz. Das mache die österreichische Hauptstadt auch zu einem möglichen Zentrum für Spionageaktivitäten.
Zwischen Ende 2016 und Sommer 2017 hatten sich zahlreiche Mitarbeiter der US-Botschaft auf Kuba nach ungewöhnlichen Geräuschen über Beschwerden wie Hörprobleme, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwächen beschwert. Die USA sahen "Schallattacken" hinter den Beschwerden und zogen mehr als die Hälfte ihres Botschaftspersonals aus der kubanischen Hauptstadt ab.
Die geheimnisvolle Krankheit wurde in den Medien "Havanna-Syndrom" getauft. Alternativ erklärte man die Beschwerden mit einem psychischen Massenphänomen oder Grillengeräuschen. Solche Fälle gab es aber unter Angehörigen von US-Behörden auch in China, Russland, Kolumbien, Usbekistan und den USA selbst. Nach Angaben von The New Yorker wurden insgesamt etwa 130 Fälle gemeldet. Russland wies die Vorwürfe, hinter den angeblichen "Schallattacken" zu stecken, als absurd zurück.
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