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Neue Details über die Ermordung Soleimanis bei US-Militäreinsatz im Irak

Drei Teams der US-Spezialeinheit Delta Force warteten im vergangenen Januar an versteckten Orten nahe dem Flughafen Bagdad auf ihr Ziel: Irans mächtigsten Militärbefehlshaber. Über ihnen flogen zugleich drei teils mit AGM-114-Hellfire-Raketen bewaffnete Drohnen.
Neue Details über die Ermordung Soleimanis bei US-Militäreinsatz im IrakQuelle: AFP © Khamenei.ir

Unter Berufung auf Interviews mit 15 amtierenden und ehemaligen US-Beamten enthüllt Yahoo News neue Details über die Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimani am 3. Januar 2020 und auch über die langjährigen Überlegungen der Trump-Regierung, den iranischen General und andere hochrangige iranische Beamte und Stellvertreter zu ermorden.

Drei Teams der Spezialeinheit Delta Force der US Army warteten im vergangenen Januar an versteckten Orten nahe dem internationalen Flughafen Bagdad auf ihr Ziel: den mächtigsten Militärbefehlshaber Irans. Als Wartungsarbeiter verkleidet hatten sich die US-Spezialkräfte der Delta Force in alten Gebäuden oder Fahrzeugen am Straßenrand in Position gebracht.

Die drei Scharfschützen-Teams positionierten sich 600 bis 900 Meter entfernt von der "Kill Zone", der Zufahrtsstraße vor dem Flughafen, um ihr Ziel beim Verlassen des Flughafens von drei Punkten aus ins Visier nehmen zu können. Ein Mitglied der Counter Terrorism Group (CTG), einer kurdischen Eliteeinheit im Nordirak, soll angeblich dabei in enger Verbindung zu den US-Spezialkräften gestanden haben. Die CTG dementierte allerdings mittlerweile die Nachrichten über eine irgendwie geartete Beteiligung dieser Gruppe an der Operation der Ermordung Soleimanis.

Irans mächtigster Militärbefehlshaber war von Damaskus nach Bagdad auf Einladung der irakischen Regierung gereist, um an Gesprächen zur Deeskalation im Nahen Osten teilzunehmen.

Der Flug aus Damaskus landete am 3. Januar 2020 um Mitternacht auf dem Flughafen Bagdad. Drei US-Drohnen kreisten da bereits über dem Flugzeug. Als es von der Landebahn in Richtung eines abgesperrten Teils des Flugplatzes rollte, brachte einer der als Bodenmannschaft getarnten kurdischen Agenten das Flugzeug auf dem Asphalt zum Stehen. Auch als die Zielperson aus dem Flugzeug ausstieg, waren kurdische CTG-Kräfte anwesend, die sich als Gepäckabfertiger ausgaben, um Soleimani eindeutig zu identifizieren.

Der iranische General und seine Begleiter stiegen in zwei Fahrzeuge und fuhren in Richtung des vorgesehenen Ortes für das Attentat, an dem die Scharfschützen der Delta Force auf ihn warteten. Über ihnen flogen zugleich noch immer drei Drohnen durch den Nachthimmel, zwei davon mit AGM-114-Hellfire-Raketen bewaffnet.

Einige Stunden bevor Soleimani sein Flugzeug von Damaskus nach Bagdad bestieg, hatte der iranische General laut einem US-Militärbeamten dreimal sein Handy gewechselt. In Tel Aviv arbeiteten die Verbindungsbeamten des US Joint Special Operations Command (JSOC) mit ihren israelischen Kollegen zusammen, um Soleimanis jeweiliges Handy zu verfolgen. Die Israelis, die Zugang zu Soleimanis Nummern hatten, gaben die Daten an die US-Amerikaner weiter, damit diese Soleimanis Reise nach Bagdad verfolgen konnten. (Die israelische Botschaft in Washington antwortete nicht auf eine Bitte um Kommentar.) 

Als die beiden Fahrzeuge den geplanten Ort des Attentats erreichten, feuerten die Drohnen auf die Wagenkolonne. Zwei Hellfire-Raketen schlugen in Soleimanis Fahrzeug ein. Der Fahrer des zweiten Fahrzeugs trat aufs Gaspedal, um dem Luftschlag zu entkommen. Er schaffte es ungefähr 100 Meter weit, bevor er auf die Bremse trat, als ein Delta-Force-Scharfschütze eingriff und auf das Fahrzeug schoss. Gerade als das Fahrzeug zum Stillstand kam, schlug auch dort eine dritte Rakete ein.

Als sich die Delta Force und ihre kurdischen Verbündeten am Flughafen Bagdad positioniert hatten, kam eine kleine Gruppe hochrangiger Washingtoner Beamter, darunter auch Brian Hook, der ehemalige Sonderbeauftragte des Außenministeriums für Iran, im Kontrollraum der Vorbereitung und Durchführung des Mordplans zusammen. Der damalige Verteidigungsminister Mark Esper sowie der damalige Außenminister Mike Pompeo wurden vom Pentagon aus zugeschaltet. Der damalige Präsident Trump, der über eine Audioverbindung zum Kontrollraum verbunden war, verfolgte die Ereignisse von Mar-a-Lago aus mit seinem Nationalen Sicherheitsberater O'Brien, der seine Weihnachtsferien in Palm Springs, Kalifornien, abgebrochen hatte und nach Florida geflogen war.

Der Mord an Soleimani war eine der folgenreichsten außenpolitischen Entscheidungen der Trump-Regierung, deren Auswirkungen sich noch über Jahre hinweg bemerkbar machen sollten. Die Nachricht vom Mord an Soleimani erschütterte die Welt, aber die Pläne, den iranischen General zu ermorden, gingen bereits auf die ersten Tage der Trump-Regierung zurück.

Kurz nachdem Pompeo im Jahr 2017 in der CIA das Ruder übernommen hatte, versammelte er eine ausgewählte Gruppe von Verantwortlichen, darunter jene des CIA-Zentrums für Terrorismusbekämpfung und einer paramilitärischen Spezialeinheit der CIA, um zu diskutieren, wie man Soleimani "ausschalten" könne.

Im Weißen Haus nahmen die Diskussionen über die Ermordung Soleimanis im Sommer 2018 Fahrt auf, als die Regierung offiziell bekannt gab, dass sie sich aus dem Atomabkommen der Obama-Ära zurückziehen und im Rahmen ihrer neuen Strategie des maximalen Drucks erneut Sanktionen gegen Iran verhängen werde.

Es gab bereits Widerstand innerhalb des Verteidigungsministeriums gegen den Mordplan. Der damalige Präsident wollte jedoch dessen Umsetzung, was aber noch mehrfach vom Pentagon verhindert wurde. Das Pentagon hatte die Ermordung des iranischen Generals stets mit einem Atomkrieg gleichgesetzt und vor einer Gegenreaktion gewarnt. Mitte November 2019 nahmen die Dinge eine ernstere Wendung. Angesichts der zunehmenden Spannungen in der Region erhielten die Beamten des Nationalen Sicherheitsrats (NSC) den Auftrag, über die Operation zu beraten. Seither trafen sich hochrangige Sicherheitsbeamten regelmäßig, um mögliche Optionen für die Ermordung des iranischen Generals zu erörtern. Diese Pläne landeten Ende 2019 auf Trumps Schreibtisch, nachdem bei einem Raketenangriff auf eine Militärbasis nahe Kirkuk im Nordirak ein US-Amerikaner getötet worden war.

Der Tod des US-Bürgers im Irak war für Trump eine rote Linie und trug laut den damaligen Beamten dazu bei, seine Entscheidung zu festigen, dass Soleimani zu ermorden sei. Die Frage, wo Soleimani getötet werden soll – im Irak oder anderswo in der Region – nahm mehr Diskussionszeit in Anspruch als letztendlich die konkrete Durchführung der Mordoperation.

Den US-Beamten zufolge wollte die US-Regierung am 3. Januar nicht nur Soleimani, sondern auch Abdul Reza Schahlai ermorden, womit die USA die Führung der iranischen Quds-Brigade zu beseitigen suchten. Nach dem gescheiterten Anschlag setzten die USA ein Kopfgeld auf Schahlai aus. Die iranische Seite hatte die Identität einer Person mit dem Namen Abdul Reza Schahlai bislang nicht bestätigt.

Wie die Sicherheit der Beamten, die in die Ermordung von Soleimani involviert waren, nach deren Ausscheiden aus der Regierung aufrechterhalten werden kann, soll "Gegenstand von Gesprächen auf höchster Ebene" im Pentagon gewesen sein. In den letzten Wochen der ehemaligen Regierung befürchteten Beamte, dass das neue Biden-Team mutmaßliche iranische Drohungen gegen Beamte der Trump-Ära nicht hinreichend ernst nehmen könnte.

Ehemalige Beamte der Trump-Regierung sind der Meinung, dass Soleimani eine Welle bevorstehender Angriffe auf US-Ziele in der Region geplant hatte, darunter im Irak, in Syrien, im Libanon und im Jemen. Dabei gingen sie jedoch, so Yahoo News, nicht auf Details ein, um zu begründen, woher sie wussten, dass die iranischen Angriffe tatsächlich unmittelbar bevorstanden.

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