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Evangelischer Kirchentag: Vulven malen, aber ohne die AfD

In Dortmund findet der Evangelische Kirchentag statt. Fünf Tage lang feiern und beten dort zehntausende Protestanten. Schlagzeilen macht der Kirchentag auch mit seinen teilweise skurril wirkenden Veranstaltungen – und mit der Nichteinladung der AfD
Evangelischer Kirchentag: Vulven malen, aber ohne die AfDQuelle: www.globallookpress.com © Christian Spicker, via www.imago-images.de

Am Mittwoch begann in Dortmund der 37. Evangelische Kirchentag mit drei großen Eröffnungsgottesdiensten. Die Veranstaltung, die von der Stadt mit Leistungen in Millionenhöhe unterstützt wird, dauert noch bis zum Sonntag. Sie steht unter der Losung "Was für ein Vertrauen".

Wie üblich bei dem alle zwei Jahre stattfindenden Protestantentreffen bestimmt die Jugend unter den Teilnehmern das Bild. Bei früheren Kirchentagen lag das Durchschnittsalter bei etwa 40 Jahren – deutlich geringer als im von älteren Generationen dominierten Kirchenalltag.

Etwa 80.000 Teilnehmer haben sich für die fünf Tage in Dortmund eingefunden. Die dpa spricht von einer "entspannt-bunten Ansammlung überwiegend junger Bildungsbürger" und beschreibt die Atmosphäre als "Volksfeststimmung gepaart mit einem bunten Unterhaltungsprogramm". Es gibt Gottesdienste, Konzerte, Workshops und Podiumsdiskussionen.

Das Programmheft des Kirchentags umfasst knapp 600 Seiten und bietet weit über 1.000 Veranstaltungen. Diese sind thematisch in ihrer Mehrheit eher diesseitig als jenseitig ausgerichtet. Die Themen reichen von "Einsamkeit im Alter" über "Bestattungskultur 2.0", "Trans und Kirche" bis zu "Schöner kommen – Zur Sexualität von Frauen". 

Für Spott in den sozialen Netzwerken sorgte der vom Kirchentag auf Twitter verbreitete Hinweis auf den von einer Theologiestudentin angebotenen Workshop "Vulven malen". Kirchentagsbesucher, die Geschlechtsorgane malen, das beschreibt in den Augen vieler Kommentatoren den Zustand der Kirche, die sich vom Geistlichen und Geistigen entfernt hat und sich stets auf die Seite des Zeitgeistes schlägt.

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker wies die Kritik, der Kirchentag verwandle sich immer mehr in eine Art Sex-Messe, zurück. Dem Kölner Stadt-Anzeiger sagte er: "Ich verteidige das Recht des Kirchentags auf Exotik, aber das Exotische allein steht nicht für den Kirchentag." Beim Workshop "Vulven malen" gehe es um die "Wertschätzung der eigenen Körperlichkeit … Was spricht dagegen, wenn 30, 50 Leute so eine Veranstaltung gut finden und da hingehen?"

Wie üblich besuchen auch Spitzenpolitiker den Kirchentag. Am Donnerstag sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Thema "Zukunftsvertrauen in der digitalen Moderne", am Samstag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Gesprächsrunde erwartet, am selben Tag wird Bundesaußenminister Heiko Maas die Frage "Wie übernimmt Deutschland Verantwortung in der Welt?" diskutieren.

Während alle anderen Bundestagsparteien präsent sind, wurden Politiker der AfD nicht zu den Podiumsdiskussionen eingeladen. Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender, erklärte deren Ausschluss gegenüber der Passauer Neuen Presse so:

Radikale Einstellungen, die ganze Menschengruppen abwerten und sogar Rassismus und Antisemitismus befördern, haben auf öffentlichen Podien des Kirchentags nichts zu suchen.

Auch Leyendecker verteidigte die Entscheidung, AfD-Politiker nicht einzuladen:

Wir treten auf Kirchentagen für Werte ein. Für Menschenwürde, für die Bewahrung der Schöpfung.

Die AfD wehrt sich gegen ihren Ausschluss. Der kirchenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Volker Münz, sagte im Deutschlandfunk, dass der Austausch von Argumenten zur Demokratie wie auch zum Christsein gehöre.

Die Parteivereinigung "Christen in der AfD" baute am Donnerstag am Rande des Kirchentags ein Campingzelt auf und versuchte, mit Kirchentagsbesuchern ins Gespräch zu kommen. Gleich zu Beginn der Aktion umstellten "Aktivisten" das Zelt und machten ein Durchkommen zwischenzeitlich unmöglich.

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