Deutschland

Prozessbeginn in Berlin nach brutalem Mord an Afghanin

Weil sie andere Moralvorstellungen hatte als ihre afghanische Familie, sollen zwei Männer ihre Schwester getötet haben. Mehr als sieben Monate nach dem gewaltsamen Tod der zweifachen Mutter stehen deren Brüder nun in Berlin vor Gericht.
Prozessbeginn in Berlin nach brutalem Mord an AfghaninQuelle: www.globallookpress.com © Jörg Carstensen / dpa

Die Bilder der Überwachungskameras zeigen zwei Männer mit einem ausgebeulten Rollkoffer am Bahnhof. Darauf sollen zwei Brüder zu sehen sein, die den großen Koffer zwischen die Menschen im belebten Bahnhof Berlin-Südkreuz hindurch in Richtung der Bahnsteige schieben. Im Zug sollen sie ihre getötete Schwester dann weiter von Berlin nach Bayern transportiert haben, um deren Leiche dort anschließend zu verscharren. Der Grund für den Tod der jungen Frau sollen andere Moralvorstellungen als jene ihrer afghanischen Familie gewesen sein. 

Gut sieben Monate später hat am Mittwoch vor dem Landgericht Berlin der Prozess gegen die zwei Brüder begonnen. Die Anklage wirft den beiden 27 und 23 Jahre alten Männern Mord aus niederen Beweggründen vor.

Im Alter von 16 Jahren war das Opfer verheiratet worden, hatte zwei Kinder. Vor einigen Jahren war die Frau mit ihrer Familie und ihren Brüdern aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Ihre Ehe ging zu Bruch, es soll zu häuslicher Gewalt gekommen sein. Nach der Trennung von ihrem Mann soll die junge Frau laut früheren Angaben der Ermittler vor allem von einem der Brüder, der auch in Berlin lebte, unter Druck gesetzt und kontrolliert worden sein.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Brüder die 34-Jährige am 13. Juli 2021 getötet haben. Nach dem Verschwinden der Frau gab es umfangreiche Ermittlungen, die schließlich nach Bayern führten. Am 3. August 2021 wurden die Brüder festgenommen und kamen in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Verteidigung machen sie im Prozess von ihrem Schweigerecht Gebrauch.

In dem Prozess will die Verteidigung auch die Debatte aufgreifen, die nach der Tötung der Afghanin im vergangenen Sommer um den Begriff "Ehrenmord" und die Integration von Flüchtlingen entbrannt war. Die Anwälte der Verteidigung sehen dadurch eine Vorverurteilung der angeklagten Brüder. Sie behielten sich am Mittwoch vor, Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und die damalige Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) als Zeugen für den Prozess zu benennen.

Breitenbach hatte sich damals gegen den "Ehrenmord"-Begriff gewandt und vielmehr von "Femizid" sprechen wollen. Damit war sie bei anderen Parteien auf Kritik gestoßen – auch bei Giffey. Morde vermeintlich im Namen der Ehre erregten bereits in der Vergangenheit immer wieder deutschlandweit Aufsehen. Frauenrechtsorganisationen sprechen von zahlreichen derartigen Taten in jedem Jahr.

Der vierzehn Jahre alte Sohn und die zehn Jahre alte Tochter des Opfers sind als Nebenkläger im Prozess vertreten. Deren Vater nahm am Mittwoch als ihr gesetzlicher Vertreter am Prozessauftakt teil.

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(rt/dpa)

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