Regierungsbildung: Bei den Ampel-Gesprächen naht die "Stunde der Wahrheit"
Bei den Sondierungen über ein mögliches gemeinsames Regierungsbündnis aus SPD, Grünen und FDP könnten schon am Freitag wegweisende Entscheidungen getroffen werden. Die "Stunde der Wahrheit" stehe bevor, sagte FDP-Generalsekretär Volker Wissing am 12. Oktober 2021 in Berlin. Er sprach von einem Lackmustest. Ziel sei es, bis zum Freitag eine "Entscheidungsgrundlage" zu erstellen, ob den jeweiligen Gremien die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen empfohlen werden könne. Es gehe nun darum, die großen Fragen zu klären.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil erklärte, alle relevanten Themen seien nun diskutiert worden. "Wir haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht. Das ist gut gelungen." Es gebe aber noch viel Strecke zu bewältigen, und die eine oder andere Hürde. Die Aufgaben seien nicht zu klein, so Klingbeil, der sich jedoch recht zuversichtlich zeigte. Er glaube, "das kann was Gutes werden."
"Wir haben uns gemeinsam auf den Weg gemacht", so @larsklingbeil. "Wir können die Hürden, die vor uns liegen, gemeinsam meistern. Wir brauchen jetzt eine Regierung, die die großen Aufgaben anpackt." Dazu gehören die Themen Digitalisierung, moderner Staat, Klimaschutz und Europa. pic.twitter.com/cS3HK1y0t8
— SPD Parteivorstand 🇪🇺 (@spdde) October 12, 2021
Am Mittwoch und Donnerstag sollen die Generalsekretäre der Parteien und ihre Mitarbeiter miteinander sprechen. In dieser Zeit weilt der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz in seiner Funktion als Nochfinanzminister in Washington.
Der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, sprach von sehr intensiven Sondierungsgesprächen. "Wir haben uns nicht gegenseitig die Parteiprogramme vorgelesen." Es sei vielmehr darum gegangen, die Probleme des Landes zu lösen. Die Menge an Gemeinsamkeiten sei größer geworden, die Menge an Unterschieden kleiner. Es blieben aber noch Dinge zu klären. "Es ist ja schon nicht immer einfach, Lösungen zwischen zwei Parteien zu finden. Aber dass wir zwischen drei Parteien Brücken bauen wollen – das war spürbar."
Gemeinsam mit FDP und SPD haben wir über die breite Palette der relevanten Themen gesprochen. Dabei haben wir uns nicht gegenseitig Programme vorgelesen, sondern intensiv die Probleme unseres Landes besprochen und Lösungen gesucht. #Sondierungenpic.twitter.com/2CG1iQ1vcy
— BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (@Die_Gruenen) October 12, 2021
Als Knackpunkte in den Sondierungen gelten vor allem Unterschiede in der Steuer- und Finanzpolitik. Wissing hatte am Wochenende die Position der FDP bekräftigt: "Alle Gesprächspartner kennen unsere Forderungen: keine Steuererhöhungen und kein Aufweichen der Schuldenbremse", sagte er der Bild am Sonntag.
Der SPD-Verhandlungsführer Klingbeil sagte am Dienstag, die drei Parteien trügen eine gemeinsame Verantwortung, etwas zu erreichen für das Land. Man wolle die Bürger mitnehmen und ihnen Sicherheit in der Transformation geben.
Wir werden die Beratungen der letzten Tage auswerten und zu Papier bringen, was wir gemeinsam tragen können. Das wird Grundlage der Entscheidung sein, ob wir den Gremien der #FDP die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit #SPD und #Grünen empfehlen können. pic.twitter.com/HEHyBYcuCA
— Volker Wissing (@Wissing) October 12, 2021
Die Wirtschaft stehe angesichts der Anstrengungen für mehr Klimaschutz vor einem tiefgreifenden Strukturwandel. Klingbeil nannte neben dem Klimaschutz als weitere Themen die Digitalisierung, einen "modernen Staat" und Europa.
Der FDP-Generalsekretär Wissing sagte, eine Sondierung sei nur dann erfolgreich, wenn man ein gemeinsames Verständnis und auch eine gemeinsame Interpretation des Gesagten für sich gefunden habe. "Was wir gegenwärtig tun im Rahmen der Sondierungen, ist zunächst einmal die großen Fragen zu klären, von denen wir wissen, dass sie Hürden darstellen. Es ist, wenn Sie so wollen, auch eine Art Lackmustest, ob die Gesprächspartner in der Lage sind, große Fragen miteinander so zu klären, dass jeder einen gangbaren Weg in einer Lösung findet." Dies sei eine Voraussetzung dafür, die vielen komplexen Fragen in Angriff zu nehmen, vor denen man stehe, wenn man Koalitionsverhandlungen führe.
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(dpa/rt)
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