Deutschland

Söder sagt Oktoberfest ab – Wirte und Schausteller sind erschüttert

Bayerns Ministerpräsident Söder und der Münchner OB Reiter haben entschieden: Die Wiesn findet nicht statt – das zweite Jahr in Folge. Während die Wirte und Schausteller vor dem Ruin stehen, erklärten die beiden Politiker, das Oktoberfest werde 2022 wieder stattfinden.

Auch dieses Jahr wird das Oktoberfest in München nicht stattfinden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) begründeten die Entscheidung laut dpa gestern mit der nicht absehbaren Entwicklung bei den Corona-Infektionszahlen. Bereits 2020 war die Wiesn abgesagt worden – zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg. Vom 18. September bis 3. Oktober hätte die Wiesn stattfinden sollen.

Söder betonte, eine sichere Durchführung von Volksfesten mit Hygienemaßnahmen wie Masken sei nicht realistisch. Bei einer späteren Absage drohe ein noch größerer wirtschaftlicher Schaden. Die Wiesn sei "eine der größten, vielleicht die größte Visitenkarte", die Bayern in der Welt habe. Deshalb dürfe sie nicht beschädigt werden.

Münchens Oberbürgermeister Reiter verdeutlichte, für ihn persönlich sei es keine leichte Entscheidung. Es mache aber keinen Sinn, länger zu warten. Um ein Volksfest feiern zu können, müsse das Volk auch hingehen können. Zudem müsse es eine angstfreie und sichere Atmosphäre geben. Daher müsse gelten:

"A bisserl Wiesn geht nicht."

Der Wiesn-Chef und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) stellte sich laut dpa hinter die Absage. Die Entscheidung sei "völlig richtig", und zwar "nicht nur aus Rücksicht auf die Gesundheit der Besucher, sondern auch aus Rücksicht auf den guten Ruf des Münchner Oktoberfestes als qualitätsvolles, sicheres Fest". Baumgärtner setze nun auf 2022.

Schaustellerverband: "Uns trifft das ins Mark"

Für die Schausteller und Wirte ist die Entscheidung ein schwerer Schlag. Für viele ist es kaum fassbar, dass das Volksfest zwei Mal in Folge abgesagt wird. Im vergangenen Jahr war es erstmals seit gut 70 Jahren ausgefallen – und alle hatten fest auf 2021 gesetzt. Nur in den beiden Weltkriegen (1914–1918 und 1939–1945) gab es länger keine Wiesn. Nach dem Zweiten Weltkrieg von 1946 bis 1948 wurde lediglich das kleine "Herbstfest" und seit 1949 wieder das Oktoberfest gefeiert.

Der Sprecher der Wiesn-Wirte, Peter Inselkammer, zeigte sich bestürzt:

"Dass wir zwei Jahre keine Wiesn haben, ist für alle Kollegen ein schwerer Schlag – wir hätten uns nie vorstellen können, dass es so kommen könnte."

Inselkammer betonte, trotz aller Ungewissheit hätten sich die meisten Stammgäste vor allem aus der Region ihre Plätze gesichert. Zu 95 Prozent hätten sie ihre Tische so bestellt wie 2019. Nun gehen sie ein weiteres Jahr leer aus.

Der Vorsitzende des Münchner Schaustellerverbandes, Peter Bausch, machte seine Enttäuschung deutlich:

"Uns trifft das ins Mark. Uns fehlt wieder ein ganzes Jahr."

Bausch argumentierte, es werde nicht nur das Oktoberfest abgesagt, "sondern wieder eine ganze Saison". Dabei hätten Aussagen der Politik zunächst Hoffnung aufkeimen lassen. Für Bausch ist die Entscheidung unverständlich: "Wenn es im Herbst Normalität geben soll, dann gehört zur Normalität auch ein Volksfest."

Viele Fahrgeschäfte und Betriebe sind ebenso wie die Bierzelte seit der Wiesn 2019 im Winterlager. Sie stehen nur auf dem Oktoberfest, etwa das legendäre Varieté-Theater "Schichtl" und das historische Karussell Krinoline, das sich bei Live-Blasmusik wie ein Reifrock der Damenwelt früherer Jahrhunderte schwingend dreht.

Die erneute Absage trifft wirtschaftlich nicht nur Schausteller, Wirte und Budenbesitzer, sondern auch Hotels, Gaststätten, Taxifahrer und Einzelhändler. Die Wiesn 2019 hatte nach Angaben der Stadt einen Wirtschaftswert von rund 1,23 Milliarden Euro.

Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern, äußerte:

"Es ist enorm, was da dranhängt. [...] Es sind hunderte Millionen Euro, die die Besucher in die Kassen des Einzelhandels bringen."

Ohlmann erläutert, die Wiesn sei "das Aushängeschild für die Welteinkaufsstadt München". Sie "spielt in einer Liga mit dem FC Bayern und mit BMW. Das sind die drei Trümpfe der Stadt".

Söder: Oktoberfest 2022 mit Maske?

Söder und Reiter äußerten sich zuversichtlich, dass die Chance auf die Wiesn im nächsten Jahr besser sein werde – und dass der Ausfall nicht geschadet habe. Wenn es wieder eine Wiesn gebe, werde sofort Wiesn-Feeling zurückkehren, sagte Reiter und zeigte sich "ganz sicher":

"Wenn die Menschen wieder feiern dürfen, dann werden sie wieder feiern."

Auch Söder sagte, die Menschen hungerten und dürsteten danach. Er warnte aber mit Blick auf mögliche neue Mutanten, man wisse noch nicht genau, was im nächsten Jahr sei. Er glaube zudem, dass "die Maske uns bleiben wird".

Bereits am Sonntag machte Söder in der ARD-Sendung Anne Will deutlich, wie eine Perspektive für die kommenden Jahre aussehen könnte:

"Ich glaube, wir sind uns ja alle einig, dass der Prozess des Impfens länger gehen muss, mehrfach gehen muss – auch mehrere Jahre gehen muss, um tatsächlich einen Impferfolg zu haben. Keiner darf jetzt glauben, zweimal gepiekst und das war's schon."

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(rt/dpa)

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