Datenanalyse der LMU München: Keine Übersterblichkeit in der Corona-Krise
In der letzten Zeit mehrte sich die Kritik, dass der Schutz der Risikogruppen in der Corona-Politik der Bundesregierung kaum Beachtung findet. Eine Datenanalyse der CoDAG hat dies nun in weiten Teilen bestätigt. Die CoDAG ist eine Initiative des Instituts für Statistik, des Instituts für Medizinische Informationsverarbeitung Biometrie und Epidemiologie und der Data Science Initiative der Ludwig-Maximilians-Universität München, die sich zum Ziel gesetzt hat, durch eine transparente Datenanalyse zur Bewältigung der Corona-Krise beizutragen.
Aus dem aktuellen Bericht der Initiative geht hervor, dass es – bezogen auf die Einwohnerzahl – keine Übersterblichkeit durch das Coronavirus gibt. Insgesamt sei in der "zweiten Welle" bisher keine herausstechende Übersterblichkeit zu beobachten, in der Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen zeigt sich sogar eine Untersterblichkeit. Lediglich für die Hochbetagten, die älter als 80 Jahre sind, zeigt sich eine leichte Übersterblichkeit. Die Forscher räumen ein, dass die durchgesetzten Corona-Maßnahmen zu dieser Entwicklung beigetragen haben könnten, denn "ohne diese Maßnahmen wäre das Bild sicher ein anderes". Jedoch betonen die Autoren des Berichts auch, dass diese Analyse der Übersterblichkeit keine Beurteilung der Maßnahmen zulässt.
Weiterhin offenbart der Bericht, dass die Konzepte zum Schutz der Risikogruppen, vor allem der Schutz der Menschen in den Alten- und Pflegeheimen, "nicht hinreichend zielführend sind". In diesem Punkt hat die Bundesregierung deutlich versagt. Es sei sehr zweifelhaft, ob die neuesten verschärften Einschränkungen, die primär auf die unter 85-Jährigen abzielen, zielführend sind, um die hochbetagte Bevölkerung zu schützen. Bisher deute sich keine Verlangsamung des Infektionsgeschehens in dieser Bevölkerungsgruppe an.
Im Bericht der CoDAG stellten die Wissenschaftler auch fest, was Lockdown-Kritiker wie der Infektiologe Matthias Schrappe bereits vorhergesagt haben: Der Lockdown hat keinen Einfluss auf das potenzielle Infektionsgeschehen. Eine Stabilisierung bei den offiziell gemeldeten Ansteckungen gebe es schon seit der dritten Oktoberwoche, also vor dem Inkrafttreten des sogenannten "Lockdown light". Ein deutlicher Rückgang der Zahlen im November ist laut Bericht jedoch nicht zu erkennen. Das Problematische dabei sei, dass eine Verbesserung der Situation für die vulnerable Gruppe nicht gelungen ist.
Aufgrund der angespannten Situation für die vulnerable Gruppe in den Altenheimen plant Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nun eine sogenannte "Corona-Taskforce". Eine Spezialeinheit aus 200 Personen soll laut BR24 die vulnerable Gruppe in den 1.500 Alten- und Pflegeheimen und 800 Behinderteneinrichtungen "besonders schützen". Das Personal in den Pflegeeinrichtungen soll an mindestens zwei Tagen pro Woche getestet werden. Es soll auch eine "Testpflicht" für Besucher geben. Zudem soll es eine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in den Heimen geben.
Sobald der Test einer Person im Heim positiv ausfällt, soll es umgehend Reihentestungen geben. Die "Spezialeinheit" soll von außen kontrollieren, ob die Maßnahmen umgesetzt werden und schon ab Montag im Einsatz sein. Der bayerische Staatssekretär für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, erklärte dazu gegenüber der Bild am Sonntag:
"Diese schlagkräftige, flexible Einheit wird schon bei einem ersten positiven Corona-Fall aktiviert, um der jeweiligen Einrichtung beizustehen und ein größeres Ausbruchsgeschehen zu verhindern."
Doch nicht alle sind von Söders neuester Idee begeistert. Eugen Brysch, der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, sagte:
"Heimbewohner, die das Virus bedroht, brauchen jetzt keine knallharten Sheriffs."
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