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Mehr als 1.000 Soldaten vermisst oder getötet – so viel kostete Kiew das Dnjepr-Dorf Krynki

Nun ist es offiziell bestätigt: Die Ukraine beendet die Krynki-Operation und zählt die Verluste: Für eine Ortschaft, die vor 2022 nur 1.000 Einwohner hatte, sind sie extrem hoch. Aber der Ukraine ist es an diesem Frontabschnitt am linken Dnjepr-Ufer gelungen, die russischen Streitkräfte in heftige Kämpfe zu verwickeln.
Mehr als 1.000 Soldaten vermisst oder getötet – so viel kostete Kiew das Dnjepr-Dorf KrynkiQuelle: AFP © MAXAR

Die Ukraine hat das Dorf Krynki am linken Dnjepr-Ufer im Gebiet Cherson offiziell aufgegeben. Das melden übereinstimmend mehrere Armeequellen in ukrainischen Medien. Die meisten ukrainischen Positionen in diesem Dorf seien vollständig zerstört, sagte ein Sprecher der örtlichen Truppen im ukrainischen Fernsehen. Ihm zufolge machen die geografischen Besonderheiten eines Ortes wie Krynki eine Verteidigung eigentlich unmöglich. 

Dieses Resultat zeichnete sich schon seit Monaten ab. Da es nur möglich war, den Dnjepr und seine Nebenflüsse vor Krynki mit Motorbooten zu überqueren, meldeten Soldaten und russische Militärberichterstatter, dass die Kämpfe um Krynki für die Ukraine zu verlustreich und daher aussichtslos seien. Für die ukrainische Führung war es jedoch wichtig, mit der Eroberung dieses Dorfes im sumpfigen Flussgebiet einen Brückenkopf für weitere Vorstöße ins russische Hinterland zu schaffen. Dieser wurde auch in den deutschen Medien als "Schlüssel zur Befreiung der Krim" gepriesen.

Nun rollen nach der gescheiterten Operation die Köpfe. Verantwortlich für die amphibische Landungsoperation bei Krynki war der frühere Chef des ukrainischen Marinekorps, Generalleutnant Juri Sodol, der vor wenigen Wochen von Wladimir Selenskij als Befehlshaber der kombinierten Streitkräfte abgesetzt wurde. Dem General wurden fahrlässige Befehle vorgeworfen, die zu hohen Verlusten geführt hätten.

Seit Monaten waren die meisten Gebäude in dem von den Einwohnern verlassenen Dorf von der russischen Artillerie und Drohnen bis auf die Grundmauern zerstört worden, sodass die angelandeten ukrainische Soldaten in den Kellern ausharren mussten. 

Anfang Juni erklärte die ukrainische Abgeordnete Marina Besuglaja in den sozialen Medien, dass die Führung der AFU den Verlust von Krynki vor den Bürgern verheimliche. Diese Behauptung wurde von einem der AFU-Kommandeure bestätigt, der sagte:

"Der Brückenkopf in Krynki ist verloren."

Tatsächlich wurde Krynki (oder besser gesagt, das, was davon übrig war) Ende Mai von den russischen Streitkräften befreit. Wie die russischen Medien berichten, hatte das russische Militär genug Zeit, die verlassenen und zerstörten Häuser zu inspizieren, die buchstäblich mit Leichen ukrainischer Kämpfer übersät waren. 

Wie das ukrainische Nachrichtenportal Slidstwo.info herausfand, wurden im Zeitraum zwischen Oktober 2023 und Juni 2024 788 Soldaten im Zusammenhang mit den Kämpfen um Krynki als vermisst gemeldet. Im gleichen Zeitraum wurden die Leichen von 262 toten Militärangehörigen geborgen und konnten per Boot ans rechte Ufer transportiert werden.

Gefangene AFU-Soldaten berichten, dass die Kommandeure es vorzögen, Kämpfer als vermisst zu melden, um die Zahlungen an ihre Familien auf unbestimmte Zeit hinausschieben zu können. 

Die meisten Vermissten dürften entweder beim russischen Beschuss bei der Überquerung des Flusses getötet worden oder ertrunken sein, oder sie wurden bislang nicht vom Schlachtfeld in dem Dorf geborgen. Auch könnte eine gewisse Anzahl von Soldaten fahnenflüchtig sein, denn der Einsatz in dem Dorf galt unter ihnen als Himmelsfahrkommando und es kam oft sogar zu Befehlsverweigerung. In einem Artikel der US-Zeitung New York Times bezeichneten die ukrainischen Soldaten die Versuche, den Brückenkopf mehrere Monate lang zu halten, als sinnlos und im Ergebnis auch grausam. 

Laut russischen Angaben lagen die Gesamtverluste der Ukrainer in Krynki, zu denen tote, vermisste und verwundete Soldaten zählen, bereits im Februar bei 3.000 Mann. Allerdings gilt die Krynki-Operation laut ukrainischen Medien nicht als gänzlicher Misserfolg. Ukrainischen Militärquellen zufolge sei die Ukraine dort in der Lage gewesen, die russischen Kräfte in diesem Gebiet in heftige Kämpfe zu verwickeln und dem Gegner schwere Verluste zuzufügen, vor allem bei der Militärtechnik. Insbesondere die ukrainischen Drohnenangriffe gegen russische Panzer- und Militärfahrzeuge hätten sich als effektiv erwiesen. Das Dorf Krynki liegt im russischen Gebiet Cherson, 70 km südwestlich von der Stadt Nowaja Kachowka. Dieser Flussabschnitt gilt wegen zahlreichen Nebenflüssen, Inseln und Sümpfen aus militärischer Sicht als besonders schwer passierbar. 

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