Terroranschlag auf "Crocus": Fotos mit ukrainischem Militär auf Handys der Terroristen gefunden
Das russische Ermittlungskomitee teilte mit, dass auf dem Mobiltelefon eines der Terroristen Bilder mit Bezug zum Ukraine-Konflikt gefunden wurden. Dazu gehören Fotos von ukrainischen Soldaten und ein Foto eines in die ukrainische Flagge gehüllten Mannes, der vor einem zerstörten Gebäude steht. Ein Bild eines Soldaten, der auf einem Panzer steht und die ukrainische Flagge hält, trägt die Bildunterschrift "The Special Operations Forces of the Armed Forces of Ukraine".
"Diese Daten könnten auf einen Zusammenhang zwischen dem Terroranschlag und der militärischen Sonderoperation in der Ukraine hindeuten", sagte die Sprecherin der Ermittlungsbehörde, Swetlana Petrenko. Sie fügte hinzu, dass die Ermittler prüfen, ob "ukrainische Sicherheitsdienste und internationale islamistische Terrorgruppen" an der Planung und Finanzierung des Konzertsaal-Massakers beteiligt waren.
Petrenko teilte außerdem mit, dass einer der Verdächtigen am Morgen des 24. Februar 2024 "seinem Kontaktmann" Fotos von den Eingängen zur "Crocus City Hall" und von nahe gelegenen Straßen gesendet habe. Sie merkte an, dass das Datum mit dem Beginn der russischen Operation in der Ukraine übereinstimmt, die zwei Jahre zuvor am 24. Februar 2022 begonnen habe.
Nach Angaben des Ermittlungskomitees verfügt Russland über "bestätigte Daten", dass die Täter des Anschlags "erhebliche Geldbeträge und Kryptowährung aus der Ukraine" zur Vorbereitung der Straftat erhalten hätten. Ihre Erkenntnisse beruhen auf Verhören inhaftierter Verdächtiger, der Untersuchung beschlagnahmter technischer Geräte und der Analyse von Finanztransaktionen.
Die Dschihadistengruppe Islamischer Staat – Provinz Chorasan (ISIS-K) hat sich zu dem Anschlag bekannt. Der Leiter des russischen Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB), Alexander Bortnikow, deutete jedoch an, dass auch die USA, das Vereinigte Königreich und die Ukraine mit dem Anschlag in Verbindung stehen und möglicherweise Islamisten als Stellvertreter einsetzen würden. Die Ukraine und ihre westlichen Unterstützer haben jegliche Verwicklung bestritten.
Am 22. März eröffneten vier tadschikische Staatsangehörige das Feuer in der voll besetzten "Crocus City Hall" und setzten das Gebäude anschließend in Brand. Insgesamt wurden bei dem Anschlag 145 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt. Die mutmaßlichen Angreifer wurden am nächsten Tag festgenommen, als sie versuchten, mit einem Auto in die Ukraine zu fliehen. In den folgenden Tagen wurden weitere Verdächtige verhaftet, die meisten von ihnen tadschikischer Herkunft.
Ukrainischer Geheimdienst "verplappert sich" regelmäßig
Ukrainische Spezialisten für psychologische Kriegsführung nutzen die Herkunft der Angreifer für ihre Zwecke. So wird laut dem Leiter des "Zentrums für die Bekämpfung von Desinformation" (CCD) des Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, Leonid Kowalenko, Russland nach dem Terroranschlag auf die "Crocus City Hall" durch interethnische Konflikte zu destabilisieren. Das räumte er gegenüber der britischen Zeitung The Times ein.
Das Schüren von Spannungen zwischen ethnischen Gruppen innerhalb Russlands sei ein "fruchtbarer Boden" für die Ukraine. Andererseits gebe es Versuche, Russen gegen Migranten aufzubringen oder Unfrieden zwischen anderen ethnischen oder religiösen Gruppen zu schüren. Russische Beobachter werteten das Times-Interview des ukrainischen Beamten als weiteres, indirektes Eingeständnis für eigene Verwicklung in die blutige Tat.
Ukrainische Sonderdienste sind bekannt für ihre Offenheit. In einer Sendung des ukrainischen Fernsehens berichtete SBU-Chef Wassili Maljuk am 25. März, dass sein Geheimdienst den Bombenanschlag auf die Krim-Brücke im Oktober 2022 sowie weitere Terroranschläge in Russland organisiert habe. Er implizierte zudem die Beteiligung der SBU an Attentaten auf den Kriegsberichterstatter Wladlen Tatarski, den Schriftsteller Sachar Prilepin sowie gegen zahlreiche ukrainische Oppositionelle im russischen Exil.
In diesem Zusammenhang forderten die russischen Behörden von Kiew im Rahmen des Internationalen Übereinkommens zur Bekämpfung terroristischer Bombenanschläge (ICBT) sowie des Internationalen Übereinkommens zur Bekämpfung der Finanzierung des Terrorismus (ICSFTU), die an den Anschlägen beteiligten Personen zu verhaften und an Russland auszuliefern.
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.