Europa

Podoljaka: Angriffe auf Häfen und Depots in der ganzen Ukraine

Die Kiewer Offensive sieht immer weniger nach Offensive aus – und immer mehr nach verzweifelten Versuchen, wenigstens irgendetwas zu erreichen. Das erklärt der Analyst Juri Podoljaka in seinem neuesten Wochenrückblick. Russland greift unterdessen verstärkt ukrainische Häfen und Waffendepots an.

Saporoschje, der in den letzten Wochen aktivste Frontabschnitt des Ukraine-Krieges, zeigte nach wie vor wenige Änderungen der Frontlinie. Dafür zeigt sich dort eine Änderung etwas anderer Art: Gegengefechte, zu denen es dort in der ersten Septemberhälfte immer wieder kam, sind mittlerweile eine Tendenz geworden.

Dabei beweist Kiew während seiner Durchbruchsversuche bei Rabotino und Werbowoje im Raum Orechow nicht einmal taktische Finesse, sondern wirft immer nur weitere Ladungen Kanonenfutter in die Schlacht – ohne auch nur bedeutsame taktische Erfolge.

"Kiew schimpft derlei Geschehen immer noch glorreich seine Gegenoffensive – obwohl das Geschehen hier immer weniger nach einer Offensive aussieht und immer mehr nach verkrampften Versuchen, noch im letzten Augenblick wenigstens irgendetwas zu bewirken."

Dies hält Juri Podoljaka in seinem Rückblick zu den Ereignissen dieses Krieges über die fünf Tage vor dem 20. September fest.

Derweil greift Russland mit Kamikaze-Drohnen und luftgestützten Lenkwaffen beständig ukrainische Hafeninfrastruktur, militärisch genutzte Flugplätze und Waffendepots im ganzen Land an. Mit den Angriffen auf Häfen soll insbesondere die Fortsetzung des Getreideabkommens unterbunden werden, aus dem Russland ausgestiegen ist, ohne jedoch dabei internationale Skandale oder gar Konflikte zu riskieren – zu diesen würde es nämlich kommen, sollte Russland ausländische Handelsschiffe unterwegs nach oder aus Odessa oder anderen Häfen der Ukraine angreifen, argumentiert der Journalist.

Eine Neuerung (etwas abseits) von der Front gibt es ebenfalls: Russland hat mit einer Lanzett-Drohne, so schreiben es ukrainische Telegram-Kanäle, einen Flugplatz sage und schreibe 73 Kilometer weit weg von der Frontlinie angegriffen. Jedoch werden Kamikaze-Drohnen dieser Modellreihe, zumal mit etwa 30 Tausend Euro nicht gerade billig, nicht unmittelbar an der Frontlinie gestartet – sondern von Stellungen ein gutes Stück im russischen Hinterland.

Und weil einerseits die Höchstreichweite der bisherigen Modifikationen dieser Drohnen gerade einmal 70 Kilometer beträgt, dafür aber eine neue Modifikation mit 100 Kilometer Höchstflugweite in den Startlöchern war, drängt sich die Erklärung auf: Dies war der erste dokumentierte Einsatz einer solchen Lanzett-Kamikaze-Drohne der neuesten Modifikation.

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger und Journalist aus Sumy, dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf, dafür vermittelt er anhand von Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten. Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an. Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.

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