Nur die Buchhaltung? Frankreich wartet auf Zahlungen aus London, um Migrantenstrom einzudämmen
Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin hat Großbritannien vorgeworfen, Millionen Pfund an Finanzmitteln zurückzuhalten, die zur Verhinderung der Überfahrt von Migrantenbooten über den Ärmelkanal eingesetzt werden sollten. Frankreichs Behörden seien hingegen hart gegen Versuche der Überfahrt vorgegangen.
In einem Gespräch mit Reportern in der Küstenstadt Loon-Plage sagte Darmanin am Samstag, dass "das Vereinigte Königreich keinen einzigen Penny" gezahlt habe, seitdem die britische Innenministerin Priti Patel Frankreich im Juli 54 Millionen Pfund (64 Millionen Euro) angeboten hat, um den Strom von Migranten über den Ärmelkanal einzudämmen.
Die britische Regierung habe vorerst nicht gezahlt, was versprochen wurde, fuhr Darmanin fort und fügte hinzu:
"Die Engländer sind ein ehrenwertes Volk, daher bin ich mir sicher, dass es sich um eine buchhalterische Verzögerung handelt."
Darmanin äußerte seine Kritik einen Tag, nachdem Sky News gefilmt hatte, wie mehrere Boote an den Stränden von Calais zu Wasser gelassen wurden, während französische Polizisten dabei zusahen. Nach den kürzlich veröffentlichten Zahlen des Innenministeriums haben in diesem Jahr mehr als 17.000 Menschen den Ärmelkanal in kleinen Booten überquert. Dies sind mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr, damals waren es 8.460 Menschen. Allein im September gelang 60 Booten mit insgesamt 4.638 Menschen an Bord die Überfahrt.
Darmanin betonte jedoch am Samstag, dass Frankreich hart durchgreife und in den vergangenen drei Monaten 65 Prozent der Überfahrten gestoppt habe. In den Monaten davor habe die Zahl 50 Prozent betragen. Es sei mehr Polizei zum Einsatz gekommen und die Migrantenlager in und um Calais seien aufgelöst worden. Der französische Innenminister hob hervor:
"Es ist mehr als 20 Jahre her, dass Frankreich die Grenze für unsere britischen Freunde überwacht hat."
"Uns ist es gelungen, den Einwanderungsdruck weitgehend zu reduzieren. Und was wir jetzt in Calais und Dünkirchen sehen, ist nicht vergleichbar mit dem, was wir vor fünf oder sechs Jahren gesehen haben."
Dabei bezog er sich auf die Massen von Migranten, die auf dem Höhepunkt der europäischen Migrantenkrise im Jahr 2015 nach Nordfrankreich strömten, um Großbritannien zu erreichen.
Darmanin erklärte, dass auch Großbritannien eine Rolle dabei spielen müsse, die Flut einzudämmen und dass es "seine wirtschaftliche Attraktivität für Migranten, die im Vereinigten Königreich arbeiten wollen, verringern sollte".
Patel sagte diese Woche beim Tory-Parteitag, Frankreich sei ein "sicheres Land" und werde "die Boote zurückschicken". Paris weigert sich jedoch, Boote während der Überfahrt abzufangen oder die von den britischen Behörden zurückgeschickten Boote anzunehmen. Die im Ärmelkanal operierenden Schiffe des britischen Grenzschutzes bringen gestrandete Migranten derzeit in das Vereinigte Königreich in Sicherheit.
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