Oxford-Uni stoppt klinische Studie des AstraZeneca-Impfstoffes an Kindern
Die klinische Studie zur Wirksamkeit des Corona-Impfstoffes des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca an Kindern wird pausiert. Das teilte die Universität Oxford am Dienstag mit. Die Testreihe in Großbritannien soll ausgesetzt werden bis die Überprüfung von möglichen Zusammenhängen zwischen dem AstaZeneca-Impfstoff und Fällen von Blutgerinnseln – darunter tödlich verlaufene Fälle von Hirnvenenthrombosen – durch die britische Zulassungsbehörde MHRA abgeschlossen ist.
In einer Erklärung teilte die Universität Oxford mit:
"Obwohl es keine Sicherheitsbedenken in der pädiatrischen klinischen Studie gibt, warten wir auf zusätzliche Informationen von der britischen Arzneimittelbehörde über ihre Überprüfung der seltenen Fälle von Thrombosen bei Erwachsenen."
Die Universität stehe Eltern und Kindern für mögliche Rückfragen zur Verfügung. Die Universität Oxford hat den Corona-Impfstoff gemeinsam mit dem Pharmakonzern AstraZeneca entwickelt. Sie ist federführend für die Forschungsarbeit an dem Impfstoff.
In der laufenden klinischen Studie wird Kindern zwischen sechs und 17 Jahren (in Altersgruppen 6–11 Jahren und 12–17 Jahren) in den Städten Bristol, London, Oxford und Southampton der AstraZeneca-Impfstoff verabreicht. Für die Teilnahme ist eine Einverständniserklärung der Eltern und der Kinder notwendig.
Bisher wurden in Großbritannien 30 Thrombose-Fälle nach einer AstraZeneca-Impfung gemeldet. Acht Personen starben in der Folge. In Deutschland sind bislang 31 Fälle bekannt – in neun Fällen führten Hirnvenenthrombosen zum Tod. In 29 der 31 Fälle waren Frauen unter 60 Jahren betroffen. Thrombosefälle mit teilweise tödlichem Verlauf nach einer AstraZeneca-Impfung wurden auch aus weiteren europäischen Ländern gemeldet – beispielsweise aus Dänemark, Frankreich, Österreich und Norwegen.
Ebenso wie die MHRA überprüft derzeit auch die Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) den Zusammenhang zwischen AstraZeneca-Impfung und den Blutgerinnsel-Fällen. Bislang war die Einschätzung, die von EMA-Direktorin Emer Cooke vertreten wurde, der Impfstoff sei "sicher und effektiv". Am Dienstag äußerte Marco Cavaleri, Chef der Impfabteilung bei der EMA in einem Medieninterview jedoch, "dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt". Die EMA ruderte prompt zurück und meldete, der Fall werde noch überprüft.
Am Mittwoch erklärte die EMA, weiter am Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca festhalten zu wollen. Trotz sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln in Hirnvenen empfehle man weiterhin uneingeschränkt die Anwendung des Impfstoffes. Cooke erklärte dazu in Amsterdam: "Der Nutzen des Wirkstoffes bei der Bekämpfung von COVID-19 ist deutlich höher zu bewerten als die Risiken."
In Deutschland gab die Bundesregierung auf Rat der Ständigen Impfkommission (STIKO) die Empfehlung heraus, den AstraZeneca-Impfstoff nur noch Personen über 60 Jahren zu verabreichen. Der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens empfahl zudem Personen, die eine Erstimpfung mit AstraZeneca erhalten haben, bei der Zweitimpfung einen anderen Impfstoff einzusetzen – etwa den von BioNTech/Pfizer oder Moderna.
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