Europa

Nord Stream 2: Polens Botschafter will "notfalls" gegen Russland kämpfen – Moskau zeigt sich empört

In einem Interview erklärte Polens Botschafter in Deutschland, man müsse das Projekt Nord Stream 2 stoppen, da Russland sonst mehr Geld für das Militär bekomme. Man müsse "die Russen schwächen" und sie notfalls bekämpfen. Die russische Botschaft zeigte sich angesichts der "aggressiven Rhetorik und feindseligen Tonalität" empört.
Nord Stream 2: Polens Botschafter will "notfalls" gegen Russland kämpfen – Moskau zeigt sich empörtQuelle: www.globallookpress.com © Jens Büttner/dpa

Nicht nur von transatlantischen Politikern der Grünen in Deutschland, sondern auch von NATO-Mitgliedern wie Polen wird immer wieder Kritik am Erdgasprojekt Nord Stream 2 laut. Jüngstes Beispiel dafür ist der polnische Botschafter in Deutschland, Andrzej Przyłębski, der in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland seine Kritik an der Ostseepipeline Nord Stream 2 äußerte.

Im Interview behauptete er, dass seine Bedenken vor allem darauf beruhen, dass Russland durch das Erdgasprojekt angeblich immer mehr Geld für seine Militärausgaben bekomme. Es sei "seltsam, dass Deutschland einerseits Sanktionen unterstützt, andererseits Putin Riesensummen für Militärausgaben zur Verfügung stellt":

"Das sollten die Europäer nicht machen. Wir sollten die Russen schwächen."

Przyłębski tätige diese Äußerungen aus einem "Gefühl der Bedrohung", da Polen eine leidvolle Geschichte mit seinen beiden Nachbarn Deutschland und Russland habe. Man habe "keine Lust, in dieser Hinsicht weitere Erfahrungen zu sammeln":

"Die Polen singen russische Lieder, gucken sich gern russische Filme an, aber wir sind auch bereit, notfalls gegen sie zu kämpfen. Ich denke, Russland muss jetzt einmal zur Besinnung kommen."

Außerdem kündigte Przyłębski an, dass Polen ab 2022 kein Gas mehr aus Russland kaufen wolle. Polen wolle sich "unabhängig" machen: Man wolle in moderne Terminals investieren, an denen Flüssiggastanker gelöscht werden können.

Außerdem wolle man die "Baltic Pipe"-Erdgasleitung durch die Ostsee bauen und dadurch Gas aus Norwegen beziehen. Dabei geht es nach Aussage des Botschafters angeblich nicht darum, der US-Gasindustrie einen Gefallen zu tun, indem man unter fragwürdigen Bedingungen gewonnenes Frackinggas kaufe. Man kaufe bereits jetzt Gas aus Katar oder Kuwait ein. Am Ende entscheide der Preis darüber, so Przyłębski.

Moskau verurteilt "feindselige Tonalität"

Die russische Botschaft in Deutschland nahm inzwischen Stellung zu den Aussagen des polnischen Diplomaten:

"Diese aggressive Rhetorik und die ausdrücklich feindselige Tonalität des Diplomaten sind enttäuschend und befremdlich. Es scheint, als hätten russische Lieder und Filme ihm nichts beigebracht."

Weiter verwies die russische Botschaft darauf, dass man nicht vorhabe, jemanden anzugreifen. Die Militärausgaben der Russischen Föderation seien in einem Ausmaß, das für eine sichere Verteidigung des Landes notwendig und ausreichend sei:

"Übrigens sind die Militärausgaben der NATO 24-mal so hoch wie die Russlands. Und es ist nicht Russland, sondern die NATO-Mitglieder, die seine Angriffstruppen immer weiter nach Osten verlegen."

In Bezug auf den Aufruf zum Baustopp von Nord Stream 2 erinnerte die russische Botschaft in ihrer Erklärung daran, dass die Liefermengen russischen Erdgases vor allem vom Bedarf der EU-Staaten abhängig sind:

"Deswegen wird die Torpedierung des Projekts nicht zur Senkung russischer Gasverkäufe führen, sondern die Energieströme über alternative Routen umleiten. Darin besteht offenbar Polens wahres Ziel."

Die russische Botschaft erklärte weiterhin, dass es sich bei Nord Stream 2 um eine internationale wirtschaftliche Initiative handele, an der mehr als 100 europäische Unternehmen beteiligt seien und die zur Diversifizierung der Energieversorgung und Stärkung der Energiesicherheit der Europäischen Union beitrage:

"Es erhielt alle notwendigen Genehmigungen und wird in vollem Einklang mit europäischen Gesetzen umgesetzt. Russland tritt für einen fairen Wettbewerb und gegen eine Politisierung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen ein."

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