Europa

Seit Montag gültig: EU-Gesetz verlangt von Unternehmen zehn Jahre "Anrecht auf Reparatur"

Seit diesem Montag muss jeder, der Kühlschränke, Waschmaschinen und weitere Elektrogeräte in der EU verkaufen will, auch sicherstellen, dass die Geräte zehn Jahre lang repariert werden können. Damit soll der Berg an Elektroschrott reduziert werden, der Jahr für Jahr anwächst.
Seit Montag gültig: EU-Gesetz verlangt von Unternehmen zehn Jahre "Anrecht auf Reparatur"Quelle: Gettyimages.ru

Das sogenannte "Recht auf Reparatur" trat am Montag in der gesamten, 27 Nationen umfassenden Europäischen Union in Kraft. Es ist Teil einer breiteren Initiative der EU, den ökologischen Fußabdruck von produzierten Gütern zu reduzieren, indem sie haltbarer und energieeffizienter gemacht werden: Stichwort "Kreislaufwirtschaft".

Konkret soll es verbindliche Ziele geben, um den Materialverbrauch bis zum Jahr 2030 entscheidend zu senken. Innerhalb der nächsten 30 Jahre soll dann weiter der Übergang von einer unidirektionalen zu einer vollständigen Kreislaufwirtschaft gelingen. Damit sollen Abfälle auf ein Minimum reduziert und weniger Primärressourcen genutzt werden. Die Umsetzung von einem "Anrecht auf Reparatur" wurde von Umweltorganisationen begrüßt.

"Das ist ein wirklich großer Schritt in die richtige Richtung", erklärte Daniel Affelt vom BUND-Berlin, der mehrere "Reparatur-Cafés" in Berlin betreibt, wo Menschen ihre kaputten Geräte hinbringen können und Hilfe und Tipps für deren Reparatur erhalten. Moderne Geräte seien oft geklebt oder genietet, sagte er. "Wenn man Spezialwerkzeug braucht oder das Gerät aufbrechen muss, dann kann man es nicht reparieren."

Der Mangel an Ersatzteilen ist ein weiteres Problem, konstatieren die Umweltaktivisten. Manchmal kann schon ein einziges abgebrochenes Zähnchen an einem winzigen Kunststoffzahnrad eine Reparatur anscheinend unmöglichen machen. "Die Leute wollen ihre Geräte reparieren", so Affelt. "Wenn man ihnen sagt, dass es keine Ersatzteile für ein Gerät gibt, das erst ein paar Jahre alt ist, dann sind sie natürlich sehr frustriert darüber."

Nächste Schritte sollen folgen

Nach den neuen EU-Vorschriften müssen die Hersteller nun sicherstellen, dass die Teile für ein Jahrzehnt lang verfügbar sind, obwohl auch dann einige davon nur an professionelle Reparaturbetriebe weitergegeben werden, um sicherzustellen, dass sie korrekt eingebaut werden. Neue Geräte müssen mit Reparaturanleitungen ausgeliefert werden und so beschaffen sein, dass sie mit herkömmlichen Werkzeugen geöffnet werden können, um festzustellen, ob man sie noch reparieren kann oder ob es doch ein Fall für das Recycling ist.

Jedes Jahr produziert jeder Europäer im Durchschnitt mehr als 16 Kilogramm Elektroschrott. Etwa die Hälfte dieses Sondermülls ist auf kaputte Haushaltsgeräte zurückzuführen, und in der EU werden nur etwa 40 Prozent davon recycelt, wodurch große Mengen an potenziell umweltschädlichem Material zurückbleiben. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) will noch einen Schritt weiter gehen: Hersteller sollten gezwungen werden anzugeben, wie lange ein Produkt voraussichtlich funktionieren wird, und sollten es reparieren müssen, wenn es früher kaputt geht. Dies würde Unternehmen dazu ermutigen, langlebigere Produkte herzustellen, so die Politikerin.

"In den Reparatur-Cafés sehen wir viele Geräte, die kurz nach Ablauf der Garantie kaputt gehen", sagte Affelt – ein Phänomen, das einige Umweltschützer dazu veranlasst hat, den Herstellern vorzuwerfen, ihre Geräte mit geplanter Obsoleszenz zu konstruieren. Laut Affelt könnte das Wissen, dass ein Gerät wirklich ein Jahrzehnt hält, die Verbraucher dazu veranlassen, Produkte zu wählen, die langlebiger sind oder leicht repariert werden könnten.

In einem nächsten Schritt wollen Umweltschützer und Verbraucherschützer das "Anrecht auf Reparatur" auf Smartphones, Laptops und andere kleine Elektro- und Elektronikgeräte ausweiten. Als Reaktion auf die wachsende Nachfrage kündigte sogar Apple letztes Jahr an, Schulungen und Ersatzteile für zertifizierte unabhängige Reparaturwerkstätten bereitzustellen, die nicht nur iPhones, sondern auch Mac-Computer reparieren dürften.

In mehreren US-Bundesstaaten wurden Gesetzesentwürfe zum Recht auf Reparatur eingebracht, die von beiden großen US-Parteien unterstützt werden, obwohl noch keine bundesweite Maßnahme in Kraft ist.
Schweden geht sogar jetzt schon einen Schritt weiter als die meisten anderen EU-Staaten, indem dort Reparaturen und dafür benötigte Ersatzteile mit einer niedrigeren Mehrwertsteuer als Neuware belegt werden.

Die Ökodesign-Richtlinie der EU – zu der auch das Recht auf Reparatur gehört – wird auch die bestehenden Energielabel ersetzen, mit denen der geschätzte Energieverbrauch von Waschmaschinen und anderen Haushaltsgeräte angezeigt wird. Die neue siebenstufige Skala von A bis G wird durch einen QR-Code ergänzt, der dem Verbraucher noch weitere Informationen liefert, etwa wie laut die Geräte arbeiten.

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