Europa

Migrantenkrise in Bosnien-Herzegowina: "Kein einziger Euro aufs Konto der Stadt Bihać geflossen"

Die Migrantenkrise in Bosnien-Herzegowina ist in den vergangenen Wochen eskaliert. Rund 10.000 Geflüchtete sollen derzeit im Land sein, fast 3.000 außerhalb der offiziellen Migrantenlager. Warum fehlen Unterkünfte? RT DE war im Krisen-Hotspot Bihać unterwegs.

Dörfer und Städte im Kanton Una-Sana im Nordwesten von Bosnien-Herzegowina – wie etwa Bihać oder Velika Kladuša, die unmittelbar an der Grenze zu Kroatien und damit zur EU liegen – sind seit Jahren mit einem anhaltenden Zustrom von Migranten konfrontiert. Rund 10.000 Menschen aus Ländern wie Pakistan, Afghanistan, dem Irak, Syrien oder Bangladesch sollen derzeit in dem kleinen Westbalkanstaat leben. Fast 3.000 von ihnen sollen außerhalb der offiziellen Migrantenlager hausen, die große Mehrheit davon im Nordwesten des Landes. Nach Kroatien und damit in die EU kommen sie nicht durch. Die Grenze wird streng bewacht. Wegen des tiefen Schnees in den umliegenden Bergen gelangen sie derzeit auch nicht über die natürliche Grenze.

Die Appelle und Warnungen vor überfüllten, fehlenden oder nicht wintertauglichen Unterkünften und einer eskalierenden Lage in den Ortschaften an die Adresse der Zentralregierung in Sarajevo oder der EU in Brüssel verhallten. Nun scheint die Krise mit dem Brand im Migrantenlager Lipa in der Nähe von Bihać ihren Höhepunkt erreicht zu haben. 

In Brüssel verweist man jetzt in Richtung Sarajevo darauf, man habe Hilfsgelder für Geflüchtete seit Jahren zur Verfügung gestellt. Weitere 3,5 Millionen Euro sollten folgen. In Sarajevo streiten die Vertreter der drei Völker darüber, wer eigentlich für die eskalierte Lage im Land verantwortlich ist. Eine gemeinsame Strategie des Landes gibt es immer noch nicht. Der Bund wälzt das Problem auf die Kommunen ab. Die betroffenen Städte und der Kanton Una-Sana fühlen sich alleingelassen. RT DE war im Hotspot Bihać unterwegs, sprach mit Migranten, der lokalen Bevölkerung, lokalen Politikern und Flüchtlingshelfern.

Berater des Bürgermeisters von Bihać Edin Moranjkić sagte RT DE, "dass keine Konvertible Mark, also kein einziger Euro auf das Konto der Stadt oder des Kantons geflossen ist". Weiter erklärte er:

"Wir haben keine präzisen Informationen, wie dieses Geld ausgegeben wird, aber nach unseren Erkenntnissen wird das Gros des Geldes seitens internationaler Organisationen, die sich um Migranten kümmern und die jene Camps verwalten, genutzt."

Zuständig für die Verteilung der EU-Finanzhilfe ist die Internationale Organisation für Migration (IOM). In den Städten Bihać und Velika Kladuša gibt es mehrere Migrantenlager. Ein Teil des EU-Geldes wurde nach offiziellen Angaben für die Geflüchteten in diesen Einrichtungen ausgegeben. In ganz Bosnien-Herzegowina gibt es derzeit insgesamt sieben Aufnahmezentren, die mithilfe der EU finanziert werden. Das Geld wird außerdem für Nahrung, Hygieneartikel oder Arzneimittel, aber auch für die Gehälter der Mitarbeiter in den Flüchtlingsheimen verwendet.

Doch es fehlen immer noch Unterkünfte für alle. Hunderte Migranten sollen nach Aussagen lokaler Vertreter in den umliegenden Wäldern oder in verlassenen Häusern leben. Nach dem Brand in dem nicht wintertauglichen Lager Lipa waren noch weitere mehr als 1.000 Menschen obdachlos geworden. Zwar wurden den überwiegend jungen Männern jüngst neue, beheizte und wintertaugliche Zelte zur Verfügung gestellt, doch damit ist die Krise nicht aus der Welt.

Flüchtlingshelfer verweisen darauf, dass Leidtragende dieser Situation in der Stadt und im ganzen Kanton Flüchtlinge und die Migranten, die lokale Bevölkerung, aber auch die Polizei und die freiwilligen Flüchtlingshelfer seien.

Mehr zum Thema - Westeuropa kämpft um Impfstoff – Südosteuropa ringt mit dem Problem der Migration

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.