Nahost

Nach tödlichem IS-Anschlag: Taliban-Spezialeinheiten zerschlagen eine IS-K-Zelle in Kabul

Nach einem tödlichen Anschlag auf die Trauerfeier eines ranghohen Taliban-Funktionärs gingen Spezialeinheiten der Taliban gegen eine Zelle des IS-Khorasan in Kabul vor. Der IS hatte 2015 angekündigt, dass er das Ziel habe, die zentralasiatische IS-Provinz Khorasan zu gründen, die Afghanistan, Pakistan, Teile Indiens und Irans, die postsowjetischen zentralasiatischen Staaten und Chinas Xinjiang umfassen sollte.
Nach tödlichem IS-Anschlag: Taliban-Spezialeinheiten zerschlagen eine IS-K-Zelle in KabulQuelle: AFP © Hoshang Hashimi

Als Vergeltungsmaßnahmen für einen Anschlag auf die Trauerzeremonie für die Mutter des Taliban-Sprechers Zabiullah Mudschahid am Sonntag griff die Taliban-Regierung wenige Stunden danach die IS-Terroristen in Kabul an. Dem sollen stundenlange Gefechte gefolgt sein.

Terroristen einer Zelle des IS-Khorasan – der IS-Ableger in Afghanistan und Pakistan – sollen in einer gesicherten Unterkunft in Kabul identifiziert worden sein. Drei IS-Terroristen wurden dabei nach Taliban-Angaben durch ihre eigenen Sprengstoffgürtel "neutralisiert". "Als Ergebnis der Operation, die sehr entschlossen und erfolgreich war, wurde das IS-Zentrum vollständig zerstört und alle IS-Mitglieder darin wurden getötet", erklärte der Taliban-Sprecher Mudschahid.

Bilder und Videos in Sozialen Medien zeigten angeblich eine große Detonation und einen Brand während dieser Operation. Die Bewohner im 7. Bezirk der Stadt sollen stundenlang schwere Gefechte gehört haben. Eine Reihe von Häusern sei durch die Kämpfe beschädigt worden. Mehrere Gebäude stünden in Flammen, berichtet AFP.

Es gab keine klare Übernahme der Verantwortung für den Angriff auf die Trauerzeremonie in der Eid-Gah-Moschee. Allerdings hatte der IS-K seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August bereits eine Reihe von Anschlägen gegen die Taliban verübt. Es war aber beim Anschlag auf die Eid-Gah-Moschee die erste Bombenexplosion in Kabul, die offenkundig eine Veranstaltung hochrangiger Taliban ins Visier nahm. Mit dem Anschlag am Sonntag erklärte dieser Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) faktisch den Krieg gegen die Taliban in Afghanistan.

In der Eid-Gah-Moschee, vor der die Bombe detonierte, fand zur gleichen Zeit die Trauerfeier für die Mutter des Taliban-Sprechers statt. Mudschahid hatte zuvor offiziell Afghanen über Twitter zu dieser Zeremonie eingeladen. Taliban-Funktionäre seien bei dem Angriff nicht verletzt worden, sagte Taliban-Sprecher Bilal Karimi der Nachrichtenagentur Associated Press. Die bei dem Angriff Getöteten waren Zivilisten, es wurden nach Angaben der Taliban-Regierung mindestens fünf bei diesem Anschlag getötet. Anderen Berichten zufolge soll es aber mindestens zwölf Tote und mehr als 20 Verletzte gegeben haben. Seit dem Anschlag vor dem Kabuler Flughafen mit rund 180 Toten Ende August hatte es bislang keine weiteren Angriffe mehr in der Hauptstadt Kabul gegeben.

Die Explosion unterstrich die wachsenden Herausforderungen, vor denen die Taliban nur wenige Wochen nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan stehen. Die wachsenden Sicherheitsherausforderungen kommen zu einem Zeitpunkt, in dem die wirtschaftliche Belastung für das Land wächst.

Nach mehreren Anschlägen verstärken die Taliban mittlerweile ihren Druck auf die IS-Terroristen in Afghanistan. So gaben nach einer Reihe von Anschlägen in Dschalalabad die Taliban unlängst bekannt, dass sie Spezialeinheiten gegen die IS-Kämpfer im Osten des Landes einsetzen würden.

Der IS-Ableger vor Ort wurde Anfang 2015 von IS-Anhängern in Afghanistan gegründet. Anders als die Taliban, gehen IS-K-Milizen gegen andere muslimische Gruppen in Afghanistan wie etwa die schiitische Hazara vor. Die Taliban folgen der relativ gemäßigten sunnitischen Rechtsschule der Hanafiten, die die Volkstraditionen und generell alle vier islamisch-sunnitische Rechtsschule inklusive des Schiitentums zulässt.

Der IS hatte im Jahr 2015 explizit angekündigt, dass er das Ziel habe, die zentralasiatische ISIS-Provinz Khorasan zu gründen, die Afghanistan, Pakistan, Teile Indiens und Irans, die postsowjetischen zentralasiatischen Staaten und Chinas Xinjiang umfassen solle.

Über die aktuelle Stärke von IS-K gibt es keine genauen Zahlen. Sie mussten in den vergangenen Jahren heftige Verluste hinnehmen, allein im Jahr 2019 wurden einem Bericht zufolge 11.700 IS-K-Kämpfer getötet. Aktuelle Schätzungen gehen von wenigen Tausend Kämpfern aus, berichtet die FAZ. Im Juli 2021 hatte ein Bericht an den UN-Sicherheitsrat davor gewarnt, dass IS-K in mehreren afghanischen Provinzen Schläfer-Zellen eingerichtet und seine Präsenz in Kabul verstärkt hätte.

Als die Taliban im August die Macht übernahmen und die Gefängnisse öffneten, sollen sie zwar auch viele IS-Terroristen getötet haben. Dennoch gibt es Berichte über eine große Zahl von IS-K-Sympathisanten, die so wieder frei wurden.

Inwieweit allerdings die Taliban in der Lage sein werden, sich endgültig gegen Terrorgruppen wie den IS durchzusetzen und in Afghanistan regierungsfähig zu werden, bleibt zunächst weiterhin unklar und somit abzuwarten. Die Taliban versicherten auch mehrfach, sie würden nicht zulassen, dass der "Islamische Staat" von afghanischem Territorium aus operieren und das Land als Plattform für Angriffe auf Nachbarländer oder andere Länder nutzen kann.

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