Medienbericht: Mitbegründer der Weißhelme soll Hilfsgelder für Syrien veruntreut haben
Nur Tage bevor er im vergangenen Jahr in Istanbul aus einem Fenster in den Tod stürzte, gestand der Mitbegründer der Weißhelme, der Brite James Le Mesurier, die Organisation "Mayday Rescue", die für die Weißhelme in Syrien Gelder sammelte, betrogen zu haben.
Unterlagen zufolge, die der niederländischen Zeitung De Volkskrantvorliegen, erklärte Le Mesurier gegenüber einem Buchprüfer, der die Bücher der Wohltätigkeitsorganisation einsehen sollte, dass er Quittungen über etwa 43.000 Euro gefälscht habe. Dafür gab er vor, die Mittel seien zur Finanzierung einer Evakuierungsaktion in Syrien eingesetzt worden. Stattdessen jedoch wurde das Geld an Le Mesurier selbst ausgezahlt. Le Mesurier bezahlte sich selbst ein Gehalt von 24.000 Euro pro Monat und griff zusätzlich beherzt in die Firmenkasse, um seine üppige Hochzeit in Istanbul im Jahr 2018 zu finanzieren. Außerdem hat er seiner neuen Frau, der ehemaligen Diplomatin Emma Winberg, Darlehen gewährt, wie es im Bericht heißt.
Der Buchprüfer, der Mayday untersuchen sollte, fand heraus, "Zehntausende von Dollar in bar" seien zur Bezahlung der vermeintlichen Märchenhochzeit abgehoben worden.
In der Zwischenzeit standen Regierungen in der ganzen westlichen Welt Schlange, um den Mayday-Spendenfonds zu füllen und die Weißhelme zu finanzieren. Laut einem Bericht des niederländischen Außenministeriums aus dem Jahr 2018 nahm die Organisation in den Jahren von 2014 bis 2018 127 Millionen Dollar ein. Davon stammten allein von nicht staatlichen Spendern ganze 19 Millionen Dollar. Die Regierung der Niederlande zahlte in diesem Zeitraum fast 11,5 Millionen Dollar; ähnlich große Summen liefen an Spenden aus Deutschland, Großbritannien, Kanada, Katar und weiteren Ländern zusammen.
Obwohl die Weißhelme im Westen zu furchtlosen Rettungshelfern hochstilisiert wurden, werden sie der Partnerschaft mit Al-Qaida beschuldigt. Die Mitglieder der Gruppe, die ausschließlich in von Regierungsgegnern kontrolliertem Gebiet operieren, wurden mit Dschihadisten zusammen posierend fotografiert. Auch wurden sie wiederholt beschuldigt, Anschläge unter falscher Flagge mit chemischen Waffen zu inszenieren, um Angriffe westlicher Streitkräfte gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu provozieren.
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Der Tod von Le Mesurier wird von den zuständigen türkischen Behörden als Selbstmord dargestellt. Kurz darauf verlangten einige Länder, die an Mayday gespendet hatten, dass ein Buchprüfer die Bücher der Organisation einsieht. Laut De Volkskrant ergab diese Untersuchung, dass die meisten Finanzunterlagen von Mayday "fehlen". Die Spenden wurden nicht einfach an die Organisation in Amsterdam und von dieser nach Syrien geleitet, sondern über ein Netzwerk von kommerziellen Organisationen in der Türkei und in Dubai verteilt.
In einem Brief an die Spender gab Le Mesurier zu, sie um ihr Geld betrogen zu haben. Er behauptete aber, der Betrug sei nicht absichtlich begangen worden sein. Nachdem diese Spender entdeckt hatten, dass ihr Geld verschwunden war, hielten sie die Untersuchung des Mayday geheim, berichtete De Volkskrant.
Die niederländische Regierung entzog Mayday Rescue die Finanzierung, und zwar fast ein Jahr bevor Le Mesurier den Betrug zugab und sich anschließend "umbrachte". Die Regierung in Den Haag wird der Organisation kein Geld über den abschließenden Zuschuss von mehr als 57.000 Euro hinaus überweisen – und Deutschland versucht sogar, einen Betrag von fast 50.000 Euro zurückzufordern. Cor Vrieswijk, der neue Verwalter von Mayday, erklärte gegenüber De Volkskrant, dass die vermeintliche Wohltätigkeitsorganisation in den kommenden Monaten aufgelöst werde.
Der syrische Präsident Assad äußerte im vergangenen November die Ansicht, der Tod von Le Mesurier sei kein Unfall gewesen. Er erklärte in einem Interview, der ehemalige Soldat und Söldner sei möglicherweise getötet worden, weil er "große Geheimnisse kannte".
Was Le Mesurier wusste oder nicht wusste, bleibt bis auf Weiteres reine Spekulation, aber sein Tod und die anschließende Untersuchung bei Mayday haben die Finanzquellen der Weißhelme nicht gänzlich ausgetrocknet. Berichten zufolge erhält die Gruppe über andere Organisationen weiterhin Subventionen von westlichen Regierungen. Gegenwärtig sind ihre Mitglieder nach eigener Angabe mit der Bekämpfung des Coronavirus-Ausbruchs in Syrien beschäftigt. Das hielt die Führung der Gruppe jedoch keineswegs davon ab, bei der US-Regierung Lobbyarbeit gegen Assad zu betreiben und auf die Aufrechterhaltung der Sanktionen zu drängen – auch inmitten der Pandemie.
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