Stundenlang Schlangestehen und Stromausfälle – Sri Lanka kämpft mit schwerer Wirtschaftskrise
Einwohner Sri Lankas waren am Mittwoch mit zehnstündigen Stromausfällen konfrontiert, am Donnerstag würden diese auf 13 Stunden ausgedehnt, warnte die sri-lankische Stromregulierungsbehörde in einer Erklärung. Die sich verschärfende Wirtschaftskrise hat die Märkte in Aufruhr versetzt. Das Land ist stark verschuldet, die Menschen verbringen zahllose Stunden in Warteschlangen und die Abende bei Kerzenlicht.
Aufgrund eines kritischen Devisenmangels ist der Inselstaat im Indischen Ozean nicht mehr in der Lage, lebenswichtige Importe zu bezahlen. Die Schuldenkrise rührt zum Teil von Infrastrukturprojekten her, die mit ausländischen Krediten finanziert wurden, sich aber nicht rentieren.
Für die Menschen im Land bringt dies schwere Folgen mit sich wie stark gestiegene Lebensmittelpreise, Knappheit von Kraftstoff für den privaten und öffentlichen Verkehr sowie zum Kochen, Mangel an lebensrettenden Medikamenten, Stromausfälle, die auch Kliniken betreffen und Stillstand der Wirtschaft auch durch Mangel an Materialien wie Dünger, Papier oder Zement.
Die bereits durch die COVID-19-Pandemie stark angeschlagene Wirtschaft insbesondere im Tourismussektor sowie schwache Staatsfinanzen haben eine Währungskrise ausgelöst. In den vergangenen zwei Jahren sind die Devisenreserven des Landes um 70 Prozent gesunken, sodass Sri Lanka kaum die Einfuhr von lebenswichtigen Gütern wie Lebensmitteln und Kraftstoff bewältigen kann. Zuvor hatte lähmende Dürre die Landwirtschaft heimgesucht, und die islamistischen Bombenanschläge vom Ostersonntag 2019 sorgten für eine Stornierungswelle ausländischer Touristen.
Viele Menschen in dem Inselstaat südlich von Indien sehen sich gezwungen, mehrere Jobs anzunehmen, um nicht hungern zu müssen. Durch die Knappheit kommt es zu extremen Szenen. Beim stundenlangen Warten vor Tankstellen, teils in sengender Hitze und mit improvisierten Behelfsmitteln zur Vermeidung von Toilettengängen, starben im März in kurzer Zeit vier Männer. Drei von ihnen sollen beim Warten Herzinfarkte erlitten haben, ein vierter sei von einem anderen Mann erstochen worden, nachdem ein Streit zwischen ihnen über Vordrängeln eskaliert war.
Nachdem die Regierung den Import bestimmter nicht unverzichtbarer Güter beschränkt hat, wirkt sich beispielsweise der Papiermangel auch auf Amtsgeschäfte, Schulprüfungen und Presseerzeugnisse aus. Einige Wochenzeitungen werden nun nur noch monatlich und insgesamt weniger Seiten gedruckt.
Die Stromregulierungsbehörde forderte mehr als eine Million Regierungsangestellte auf, von zu Hause aus zu arbeiten, um Treibstoff zu sparen. Es ist die schlimmste wirtschaftliche Krise des Landes seit der Unabhängigkeit im Jahr 1948.
Medienberichten zufolge wurden die langwierigen Stromausfälle zum Teil dadurch verursacht, dass die Regierung nicht in der Lage war, 52 Millionen Dollar für eine Lieferung von 37.000 Tonnen Diesel zu bezahlen, die zur Entladung bereitstand. Wegen des Devisenmangels sind weitere Stromausfälle zu erwarten.
Angesichts der anhaltend schlechten Wirtschaftslage haben Mitte März Tausende Bürger des Landes den Rücktritt von Präsident Gotabaya Rajapaksa gefordert. An einer Kundgebung der Opposition in der Hauptstadt Colombo nahmen nach Angaben der Polizei an einem Tag rund 30.000 Menschen teil. Demnach war es der größte Protest gegen den Präsidenten, seit er 2019 an die Macht kam.
Während die Devisenreserven Sri Lankas schwinden, muss das Land in diesem Jahr Auslandsschulden in Höhe von sieben Milliarden US-Dollar zurückzahlen. Zuletzt hatte die Regierung eine Abwertung der Landeswährung angekündigt. Im April besucht der Finanzminister und Bruder des Präsidenten, Basil Rajapaksa, den Internationalen Währungsfonds (IMF). Sollte Sri Lanka ein IWF-Paket erhalten, wäre es bereits das siebzehnte. Zuvor war Rajapaksa mit der Hoffnung auf einen weiteren Kredit nach Indien gereist.
Indien betrachtet sein Nachbarland Sri Lanka als Teil seiner Einflusssphäre, während der Inselstaat auch für Chinas Infrastrukturinitiative "One Belt One Road" von Bedeutung ist.
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