Asien

"Vorbereitung auf einen möglichen Sturm" – Evergrande-Kollaps in China?

Der hochverschuldete chinesische Immobilienriese Evergrande hatte zuletzt für eine kleine Verschnaufpause gesorgt. Doch am Donnerstag hieß es, dass Peking die chinesischen Behörden angewiesen habe, darauf vorbereitet zu sein, dass der zweitgrößte Immobilienkonzern des Landes kollabiert.
"Vorbereitung auf einen möglichen Sturm" – Evergrande-Kollaps in China?Quelle: AP © AP Photo/Andy Wong

Wie das Wall Street Journal am Donnerstag unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Personen berichtet, fordern chinesische Behörden die lokalen Regierungen auf, sich auf den möglichen Untergang der schuldengeplagten Evergrande Group vorzubereiten. Der Schritt wurde von den Beamten als "Vorbereitung auf einen möglichen Sturm" bezeichnet, so der Bericht.

Die lokalen Regierungsbehörden und die staatlichen Unternehmen seien angewiesen worden, erst in letzter Minute einzugreifen, falls Evergrande seine Angelegenheiten nicht in geordneter Weise regeln kann, zitiert das WSJ die Beamten. Die lokalen Regierungen seien demnach beauftragt worden, Unruhen zu verhindern und die Auswirkungen auf Hauskäufer und die Wirtschaft im Allgemeinen abzuschwächen.

Evergrande, Chinas zweitgrößter Immobilienentwickler, muss am Donnerstag Zinszahlungen in Höhe von 83,5 Millionen Dollar für eine Offshore-Anleihe im Wert von zwei Milliarden Dollar und nächste Woche Zinszahlungen in Höhe von 47,5 Millionen Dollar für eine Anleihe leisten.

Beide Anleihen würden ausfallen, wenn Evergrande die Zinsen nicht innerhalb von 30 Tagen nach den geplanten Zahlungsterminen begleichen würde.

Das Unternehmen geriet in den letzten Monaten in Schwierigkeiten, als Peking die Vorschriften für den Immobiliensektor verschärfte, um die Verschuldung und Spekulationen einzudämmen.

Das Ringen von Evergrande um die Vermeidung eines Zahlungsausfalls bei Schulden in Milliardenhöhe hat die globalen Märkte in Aufruhr versetzt. Laut der Ratingagentur S&P Global ist Evergrande der am höchsten verschuldete Immobilienentwickler der Welt. Die Anleger sind besorgt, dass eine drohende Pleite auf die Gläubiger, einschließlich Banken in China und im Ausland, übergreifen könnte. Vor dem Firmensitz in Shenzhen im Süden Chinas hatte es Proteste gegeben, bei denen Anleger ihr Geld zurückforderten. Die Schulden des Konzerns werden mit umgerechnet mehr als 260 Milliarden Euro angegeben.

Zwar hatten einige Beobachter, darunter am Dienstag OECD-Chefvolkswirtin Boone, darauf verwiesen, dass China ausreichende Ressourcen hätte, um die Auswirkungen abzufedern. Auch der Firmenchef gab sich zuversichtlich. Der Immobilienriese gab bekannt, mit Hilfe "privater Verhandlungen" eine Lösung für die am Donnerstag fällige Zinszahlung eines bis 2025 laufenden Yuan-Bonds gefunden zu haben. Doch trug Peking am Mittwoch zur Verunsicherung der Anleger bei, indem man sich nicht dazu äußerte, ob eingegriffen werde, um die Schulden der Evergrande Group umzustrukturieren.

Wie die Nachrichtenagentur AP mitteilte, gab es seitens des Unternehmens keine Anzeichen für Pläne zur Zahlung einer Anleihe im Ausland. Die Schwierigkeiten von Evergrande, die von den Regulierungsbehörden auferlegten Finanzrestriktionen einzuhalten, um die steigende Verschuldung der chinesischen Wirtschaft einzudämmen, haben Befürchtungen ausgelöst, dass ein Zahlungsausfall globale Schockwellen auslösen könnte. Ökonomen sagen, dass Peking eine chinesische Kreditklemme verhindern kann, aber den Anschein einer Rettungsaktion vermeiden will, während es versucht, andere Unternehmen zu zwingen, ihre Abhängigkeit von Schulden zu verringern.

Einige Kommentatoren hatten angemerkt, dass Evergrande zu Chinas "Lehman-Moment" werden könnte, in Anspielung auf die Pleite der Wall-Street-Bank Lehman Brothers, die ein Vorläufer der Krise von 2008 war. Verschiedene Ökonomen und Beobachter halten jedoch das Risiko einer globalen Marktansteckung für geringer und verweisen auf die unterschiedliche finanzielle Verwicklung in anderen Ländern. Unabhängig davon sind Exportnationen wie Deutschland jedoch in mehreren Bereichen betroffen.

Evergrande hat Vermögenswerte in Milliardenhöhe verkauft, um Schulden abzubauen, seit die Aufsichtsbehörden im vergangenen Jahr die Grenzen für die Kreditaufnahme in der chinesischen Immobilienbranche verschärft haben. Das Unternehmen ist eines der größten privatwirtschaftlichen Konglomerate Chinas mit mehr als 200.000 Mitarbeitern, 1.300 Projekten in 280 Städten und einem Vermögen von 2,3 Billionen Yuan (350 Milliarden US-Dollar).

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