Asien

Afghanistan: Hoffnung der Menschen liegt in der zukünftigen Auslegung der Scharia

Seit der Übernahme Afghanistans durch die Taliban sehen die Bürger ihrer Zukunft mit viel Unsicherheit entgegen. Es ist ruhiger geworden in den Straßen, die Auseinandersetzungen und anfängliche Panik haben sich gelegt. Trotzdem sind die Menschen besorgt.

Ein wichtiger Grund zur Sorge sind die schon seit Wochen leeren Geldautomaten und geschlossenen Banken, die die Menschen daran hindern, an ihr Geld zu kommen. Eine prekäre Situation für die eh schon verarmte Bevölkerung Afghanistans.

Neben der Bargeldknappheit kommt für viele Afghanen noch hinzu, dass ihr Geldfluss aus dem Ausland größtenteils gestoppt wurde. Anbieter von Auslandsüberweisungen wie Western Union oder MoneyGram haben ihren Service in Afghanistan eingestellt. Als eines der Länder, das weltweit am stärksten von Auslandsüberweisungen abhängig ist, hat das für viele Familien tiefgreifende Auswirkungen. Dazu kommt, dass sie sich Grundnahrungsmittel aufgrund steigender Preise bald nicht mehr leisten können.

"Die Preise für Grundnahrungsmittel sind vor kurzem, im Vergleich zu der Zeit bevor die Taliban das Land übernahmen, gestiegen. Aufgrund des Geldmangels und der Schließung von Banken fliehen die Menschen und verlassen das Land, wie wir sehen", sagt Omar, ein Ladenbesitzer.

Doch der Geldmangel ist nur ein Grund für ihre Flucht. Viele Frauen wollen fliehen, weil sie nicht wissen, wie es um ihre Zukunft steht. Die Auslegung der Scharia unter den Taliban können sie bisher noch nicht einschätzen. Da sie das Schlimmste befürchten, hören viele lieber auf zu arbeiten, da dies erfahrungsgemäß bei den Taliban streng verboten war.

Unsicherheit herrscht auch bei der Frage der Kinder, vor allem über den zukünftigen Werdegang der Töchter. Die vorherige strenge Interpretation des Islams durch die Taliban hatte es ihnen ausdrücklich verboten, zur Schule zu gehen. Bisher scheinen die Taliban dieses Gebot in dem Maße allerdings nicht zu verfolgen. Zwar wurde bereits ein Verbot von gemischt-geschlechtlichen Klassen in der Stadt Herat ausgesprochen, ein Schulverbot für Mädchen gibt es aber bisher noch nicht.

"Es ist nicht klar, was für eine Regierung es unter den Taliban geben wird. Bisher benehmen sich die Taliban den Menschen gegenüber gut. Aber es ist nicht klar, was als Nächstes passieren wird. Die Menschen erwartet ein noch unbekanntes Schicksal unter einer noch unbekannten Regierung", erklärt Abdullah, ein Einwohner aus Kabul.

Die Freude, ihre Ausbildung weiterführen zu können, ist unter den Schülerinnen groß. Sie hatten bereits das Schlimmste befürchtet. Viele waren deshalb erst gar nicht zur Schule gekommen. Jetzt scheint es aber so, als könnten sie erst mal durchatmen. "Wir Schülerinnen sind sehr glücklich, dass die Taliban das Recht auf Mädchenschulen akzeptiert und angekündigt haben, dass die Schülerinnen ihren Unterricht fortsetzen können", sagt Asma, eine Schülerin aus Herat.

Insgesamt scheinen die Taliban den Menschen in Afghanistan entgegenzukommen. Sie verstehen, dass sie ohne Unterstützung der Bevölkerung nicht lange an der Macht bleiben werden. Furcht vor Verfolgung und Angst vor der neuen Regierung wollen sie aus der Welt schaffen. Die religiösen Oberhäupter des Landes rufen die Bevölkerung auf, ihnen hierbei zu helfen.

"Wir in Kabul spüren die Angst. Die Menschen haben immer noch Bedenken, dass diejenigen, die mit der vorherigen Regierung zusammengearbeitet haben, verfolgt werden könnten. Wir haben ihnen Amnestie gewährt, aber trotzdem sehen wir, dass weiterhin Bedenken bestehen", erklärt Zabihullah Mujahid, ein Sprecher der Taliban. "Wir wollen, dass religiöse Kleriker dem islamischen Emirat helfen, diese Sorgen aus der Welt zu schaffen, um den Menschen zu versichern, dass die zukünftige Regierung allen gehören wird." Eine Regierung, die allen gehört, wäre für die afghanische Bevölkerung eine Entwicklung, auf die sie schon seit Jahrzehnten hofft. Dass dies tatsächlich unter einer Regierung der Taliban passieren könnte, ist zwar unvorstellbar, bei weitem aber nicht ganz unwahrscheinlich.

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