Lateinamerika

Bandenkrieg hinter Gittern: Zahl der Todesopfer bei Blutbad in Ecuador steigt auf 116

Eine Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Banden hat mindestens 116 Insassen eines ecuadorianischen Gefängnisses das Leben gekostet. Sechs Häftlinge wurden geköpft. Die Regierung des südamerikanischen Landes verhängte über alle Strafanstalten den Ausnahmezustand.
Bandenkrieg hinter Gittern: Zahl der Todesopfer bei Blutbad in Ecuador steigt auf 116Quelle: www.globallookpress.com © Policía Nacional de Ecuador / XinHua

Am Dienstag ist es in einem Gefängnis der ecuadorianischen Provinz Guayas zu einem beispiellosen Blutbad gekommen. Bei der Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Banden kamen mindestens 116 Menschen ums Leben. Sechs Häftlinge der Haftanstalt Guayas Nummer 1 wurden geköpft. Ungefähr 80 Menschen erlitten Verletzungen.

Nach dem Ausbruch der Krawalle gegen 9:30 Uhr Ortszeit stieg die Zahl der Opfer stetig an. Zunächst sprachen die Behörden von 24 toten und 48 verletzten Gefängnisinsassen. Bei den Bandenkämpfen kamen demnach auch Schusswaffen und Sprengsätze zum Einsatz. Die Kontrolle über das Gefängnis wurde erst gegen 14:00 Uhr wiederhergestellt. Am Mittwoch fand die Polizei in der Strafanstalt weitere 70 Leichen vor. Soldaten zogen einen Sicherheitskordon um die Haftanstalt, um die Arbeit der Ermittler und Forensiker abzusichern.

Nach Angaben der Polizei waren an dem Einsatz rund 400 Beamte beteiligt. Die Polizisten stellten bei einer Durchsuchung des Gefängnisses Schusswaffen, Messer, Munition, Sprengstoff, Drogen und andere verbotene Gegenstände und Substanzen sicher.

Nach dem beispiellosen Massaker rief der ecuadorianische Präsident Guillermo Lasso einen 60-tägigen Ausnahmezustand in allen Gefängnissen des Landes aus. Wie es im Präsidialerlass heißt, soll die Maßnahme die Rechte der Häftlinge und des Sicherheitspersonals schützen. Der Ausnahmezustand soll es ermöglichen, den Mängeln des Strafsystems auf den Grund zu gehen sowie Ordnung und Frieden in den Gefängnissen wiederherzustellen. Mit seinem Erlass bevollmächtigte Lasso die ecuadorianischen Streitkräfte, die Ordnung in den Hanfanstalten durchzusetzen. Darüber hinaus wurden in den ecuadorianischen Gefängnissen das Recht auf Briefgeheimnis und das Recht auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit bis auf Weiteres aufgehoben.

Noch bevor das Blutbad im Gefängnis Guayas Nummer 1 beendet wurde, entließ der ecuadorianische Präsident den Leiter des Strafvollzugs Fausto Cobo, der kaum zwei Monate lang das einheimische Strafsystem geleitet hatte, aus dem Amt und ernannte Bolívar Garzón zu dessen Nachfolger. Auf einer Pressekonferenz sagte Lasso:   

"Es ist bedauerlich, dass die Banden versuchen, die Gefängnisse zu einem Schlachtfeld für ihre Machtkämpfe zu machen."

Mit mindestens 116 Toten wurde das Massaker im Gefängnis Guayas Nummer 1 zur bislang blutigsten Auseinandersetzung in einer ecuadorianischen Strafanstalt. In diesem Jahr war es bereits zu mehreren Krawallen hinter Gittern gekommen. Am 23. Februar wurden bei einer Meuterei in gleich mehreren Haftanstalten 79 Häftlinge getötet. Am 21. Juli kamen in zwei Haftanstalten 27 Insassen ums Leben. Seit Anfang des Jahres 2021 verloren offiziellen Statistiken zufolge mehr als 230 Häftlinge bei verschiedenen Gefängniskrawallen ihr Leben.

Nach dem Blutbad im Juli hatte die Regierung des südamerikanischen Landes 75 Millionen US-Dollar für eine Reform des Strafvollzugsystems bereitgestellt. Binnen vier Jahren sollen demnach unter anderem die Infrastruktur ausgebessert und die Sicherheit aufgestockt werden.

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